Neue Kernkraft für die USA

Das amerikanische Energieministerium will den Prüf- und Lizenzierungsprozess für Atomreaktoren neuen Typs vereinfachen. Einigen jungen Nuklearfirmen geht das aber noch nicht weit genug.

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Von
  • Richard Martin

Das amerikanische Energieministerium will den Prüf- und Lizenzierungsprozess für Atomreaktoren neuen Typs vereinfachen. Einigen jungen Nuklearfirmen ist das aber noch nicht genug.

Die Obama-Regierung plant ein neues Programm, mit dem Start-ups im Atomenergiebereich gefördert werden sollen. Das beim US-Energieministerium (Department of Energy, DoE) angesiedelte Projekt namens "Gateway for Accelerated Innovation in Nuclear" soll der "Atomenergie-Community" technische, regulatorische und finanzielle Unterstützung geben, die notwendig sei, "um fortschrittliche Atomreaktor-Designs zur Kommerzialisierung zu verhelfen", wie es in einem Papier heißt.

Aktuell gibt es fast 50 Firmen in Nordamerika, die an neuen Reaktortechnologien arbeiten. Mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar an privatem Kapital sind bereits in solche Start-ups geflossen, wie die Forschungsorganisation Third Way aus Washington errechnet hat, die sich mit den Bereichen Energie, Klimawandel und nationale Sicherheit beschäftigt.

Derzeit klagen viele dieser jungen Unternehmen über zu wenig Unterstützung des DoE und einen teuren und langwierigen Lizenzierungsprozess, den die US-Atomaufsicht Nuclear Regulatory Commission (NRC) durchführt. Manche Start-ups gaben schon auf.

Das Gateway-Programm, das vom Weißen Haus im Rahmen eines Gipfeltreffens zur Atomenergie im November angekündigt wurde, ist das bislang deutlichste Signal der Obama-Regierung, dass sie neue Atomtechnik fördern will. Das DoE kündigte dazu an, sein Bürgschaftsprogramm für innovative Atomfirmen in Höhe von 12,5 Milliarden Dollar auszudehnen. Mit dem Gateway-Projekt soll den Start-ups zudem leichter Zugriff auf die Forschungsergebnisse der US-Nationallabore gegeben werden. Im DoE werden direkte Ansprechpartner positioniert, die helfen sollen, das komplexe NRC-Lizenzierungsverfahren durchzustehen.

"Das US-Energieministerium weiß mittlerweile, dass es einen großen und wachsenden Sektor an Firmen gibt, der an fortschrittlichen neuen Reaktoren arbeitet", meint Leslie Dewan aus dem Gründerteam von Transatomic Power, wo man an einem neuen Reaktorkonzept mit flüssigem Kernbrennstoff arbeitet. Das nun vorgelegte Programm zeige konkrete und "extrem hilfreiche" Wege auf, den Sektor in den USA voranzubringen.

Als Teil des Programms wird es künftig möglich sein, die Bürgschaften des DoE zu nutzen, um einen Teil der Kosten der NRC-Lizenzierung zu decken. Darunter fallen Designzertifizierung, Baugenehmigungen und die notwendigen Lizenzen selbst – Kostenblöcke, die in die Millionen gehen.

Das DoE will zudem ein Voucher-System entwickeln, mit dem Start-ups die Technik der US-Nationallabore mitverwenden können. Viel Geld fließt hier allerdings nicht: Insgesamt zwei Millionen Dollar sollen unter den erfolgreichen Antragstellern vergeben werden.

Das rief bereits Kritik hervor. "Es ist besser als nichts, aber es ist doch sehr wenig, wenn man es einmal mit dem Geld vergleicht, das in die sogenannten Erneuerbaren fließt", mein John Kutsch, Direktor für Geschäftsentwicklung bei Terrestrial Energy. Auch in China würden viel höhere Summen in die Hand genommen, meint er. (bsc)