Nie unbeobachtet

Ein neuer Minisensor überwacht die Bewegungen seines Trägers 24 Stunden lang und ermittelt Aktivitäts- und Schlafmuster, die sich dann im Web ablesen lassen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Kate Greene

Mit Hilfe eines Pedometers lässt sich schnell ermitteln, welche Strecke man gerade zu Fuß zurückgelegt hat. Eine High-Tech-Version eines solchen Schrittzähler kommt nun bald in den USA auf den Markt: Fitbit, ein Start-up aus San Francisco, hat ein Gerät entwickelt, das die Bewegungen seines Trägers 24 Stunden am Tag elektronisch aufzeichnet. So lässt sich jeder Schritt, jede verbrannte Kalorie und sogar die Qualität des Schlafes ermitteln. Die sich daraus ergebenden Daten werden drahtlos ins Web hochgeladen, wo der Nutzer seinen täglichen Weg dann verfolgen und mit den Aktivitäts- und Schlafmustern anderer Fitbit-Besitzer vergleichen kann.

Laut James Park, Mitbegründer der Firma, war zunächst ihr Hauptziel, einen Sensor zu schaffen, der so klein ist, dass er den Träger nicht stört – egal, welche Kleidung dieser gerade anhat. Fitbit kann in die Tasche gesteckt, diskret am BH angebracht oder während des Schlafs an einem speziellen Armband befestigt werden. Der Sensor lässt sich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche tragen und läuft 10 Tage ohne neuerliche Batterieladung durch.

Bei der "TechCrunch50"-Start-up-Konferenz, auf der Fitbit sein Geräte kürzlich demonstrierte, beeindruckte die Technik die Punktrichter, darunter auch IT-Guru Tim O'Reilly vom gleichnamigem Verlag. Er meint, dass die Firma mit dem Konzept in den aufstrebenden Markt für tragbare Sensoren und Gesundheitsmonitore vorstößt. "Das entspricht voll dem Trend, laut dem Sensoren die nächste Generation spannender Anwendungen vorantreiben werden." Evan Williams, Mitbegründer von Blogger.com und Twitter, hält das Konzept zwar für grundsätzlich eher einfach, doch sei es ordentlich umgesetzt. "Produkt und Website sind stark."

Schon seit Jahren setzen Läufer und Geher auf Pedometer, um ihr Training zu überwachen. Die Geräte sind allerdings nicht selten recht unhandlich und bieten überdies nur ein eingeschränktes Maß an Informationen. Einige neuere Schrittzähler lassen sich aber immerhin an den Rechner anschließen. So bietet Nike zusammen mit Apple einen Sensor für Läufer an, der in spezielle Nike-Schuhe passt. Dieses "Nike+iPod Sportkit" sendet die Daten dann drahtlos an einen Musikspieler, von dem aus wiederum die Daten ins Web hochgeladen werden, wenn er mit einem Rechner synchronisiert wird.

Fitbit ist da ein ganzes Stück einfacher. Bei seiner Demonstration auf der TechCrunch50-Konferenz lief Park 17 Schritte an der Basisstation des Gerätes vorbei. Dann rief er die Website auf und konnte zeigen, dass die Gesamtschrittzahl bereits aktualisiert worden war. Außerdem könne das Gerät die Bewegungen eines Autos von denen einer Person, die gerade geht oder läuft, unterscheiden, betonte er.

Eine weitere Funktion, die Fitbit von der Konkurrenz absetzen soll, ist ein Dienst, der die Schritte automatisch in verbrannte Kalorien umwandelt und diese Informationen dann in Beziehungen zu denen anderer Nutzer setzt. "Ich kann die Echtzeit-Aktivitätsdaten meiner Freunde abrufen", sagt Park stolz. Die Website bietet außerdem die Möglichkeit, Malzeiten zu erfassen und so ein "Kalorienbudget" zu schaffen, das man auf Diät stets einhalten muss.

Auch in der Nacht bleibt der Sensor aktiv. Dann steckt er in einem Armband am Handgelenk und der eingebaute Beschleunigungssensor überwacht die kleinen Vibrationsbewegungen (Tremor), die der Mensch im Schlaf macht. Daraus lassen sich die verschiedenen Phasen der Nachtruhe ermitteln. Lädt man die Daten dann ins Web, lässt sich anhand eines Graphen ablesen, wie viel Schlaf man wirklich hatte und wie gut dieser jede Nacht war.

Laut Park ist Fitbit in seiner jetzigen Version nicht dazu gedacht, ein Sport-Pedometer zu ersetzen. Stattdessen soll es den Nutzern die Möglichkeit geben, ein besseres Gefühl für ihre täglichen Aktivitäten zu bekommen und dadurch auch beim Abnehmen helfen. Der Sensor soll im Dezember oder Januar verfügbar sein und wird für knapp 100 Dollar verkauft. Der Zugriff auf den Fitbit-Webdienst ist enthalten. Der Vertrieb bleibt zunächst auf die USA beschränkt, Europa und Asien sollen folgen. (bsc)