OLED-Displays ohne Reue

Der koreanische Elektronikkonzern Samsung arbeitet zusammen mit der US-Technologiefirma Clairvoyante an Handy-Bildschirmen auf Basis organischer Leuchtdioden, die deutlich zuverlässiger als bisherige Modelle sein sollen.

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Von
  • Kate Greene

Im Oktober hat die Display-Abteilung des Samsung-Konzerns seinen ersten hochauflösenden Handy-Bildschirm auf Basis der so genannten organischen Leuchtdioden (OLEDs) angekündigt. 384.000 Pixel wird der drei Zoll große Bildschirm darstellen und sich dank hoher Bildschärfe besonders gut für die Anzeige von Karten und anderen detailreichen Aufnahmen eignen.

"Die Auflösung solcher Handheld-Displays wird künftig immer wichtiger", sagt Joel Pollack, CEO bei Clairvoyante, der Firma, die die Technologie hinter dem neuen Samsung-Display entwickelt hat. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino glaubt, dass Nutzer künftig immer mehr tragbare Geräte mit hoher Auflösung und Multimedia-Fähigkeiten nachfragen werden. Ohne helle Bildschirme und scharfe Darstellungsqualität ginge da nichts mehr.

Die Mehrzahl heutiger Handheld-Displays setzt noch auf die bekannte LCD-Technologie, bei der eine Hintergrundbeleuchtung Flüssigkristalle erleuchtet, die die Bildpunkte (Pixel) eines Displays bilden. Milliarden von Dollar wurden in diese Industrie bereits gesteckt. Neue Technologien werden vor allem deshalb interessant, weil der heutige Ansatz viel Strom kostet und die Displays dennoch vergleichsweise dunkel sind. Handy-Hersteller sehen sich deshalb nach Alternativen um und fanden sie zuletzt in der OLED-Technik. OLEDs lassen sich dünner herstellen als LCDs, sind heller, nicht blickwinkelabhängig und benötigen keine Hintergrundbeleuchtung und wesentlich weniger Strom.

Die OLED-Technik hat allerdings auch einige größere Nachteile, erklärt Pollack – die Qualität der Bildschirme nimmt im Alterungsprozess recht schnell ab. Je mehr Strom regelmäßig an die Displays angelegt wird, desto schneller reduziert sich die Bildqualität. Genau dies passiert jedoch bei kleinen Schirmen mit hoher Auflösung. Diverse Display-Fachhersteller haben sich deshalb noch nicht in den OLED-Markt begeben, weil sie bislang nicht sicherstellen können, dass die Qualität ihrer Produktion auf lange Sicht erhalten bleibt.

Clairvoyantes Ansatz zur Problemlösung: Ein Drittel der Pixel im Display wird herausgenommen, bei gleich bleibender Auflösung und gleich hohem Kontrast. Und so unlogisch es klingt: Die Technologie namens "PenTile" kommt tatsächlich mit weniger Bildpunkten aus, ohne dass es für den Nutzer sichtbare Unterschiede gibt. Dazu werden Tricks eingesetzt, die die Beschränkungen menschlicher Farbwahrnehmung ausnutzen.

Konventionelle Displays verwenden drei so genannte Subpixel zur Darstellung eines vollständigen Pixels, die aus roten, grünen und blauen Elementen bestehen. Um so eine Anzahl weißer und schwarzer Linien aufleuchten zu lassen, müssen erst die roten, grünen und blauen Subpixel angeschaltet werden, um die weiße Linie zu bilden, eine zweite Subpixel-Reihe bleibt hingegen komplett ausgeschaltet, um zu Schwarz zu werden. Insgesamt werden also sechs Elemente benötigt, um ein Paar aus weißen und schwarzen Linien zu bilden.

PenTile verwendet nun nur zwei Subpixel-Elemente: Das eine ist grün und das zweite entweder rot oder blau. (Das grüne Element ist nur halb so breit wie das alternierende.) Will man damit nun ein Paar aus weißen und schwarzen Linien darstellen, werden ein grünes und ein alternierendes Subpixel angeschaltet, während die nächsten beiden Subpixel ausgeschaltet bleiben. Im Endergebnis werden also nur vier Subpixel-Elemente gebraucht. "Wir benutzen tatsächlich nur Zweidrittel der bisherigen Pixelzahl, um den gleichen Auflösungseffekt zu erzielen", sagt Pollack.

Das heißt auch, dass mehr Pixel auf den gleichen Displaybereich gepackt werden können, was die Auflösung ohne negativen Effekt auf Batterie oder Bildschirmlebensdauer erhöhe, meint Barry Young von der Marktanalysefirma Display Search: "Der Kunde kann den Unterschied dank der Helligkeit des OLED-Displays sehen." Eine höhere Auflösung bei gleich bleibendem Stromverbrauch sei für ihn sehr attraktiv.

Muster der neuen Display-Technologie sollen in der ersten Jahreshälfte 2008 verfügbar sein. Die Massenproduktion könnte, sollte alles gut gehen, im gleichen Jahr beginnen. Anfangs würden die hochauflösenden Displays etwas mehr kosten, meint Pollack. Mit zunehmendem Absatz dürften sich die Preise aber angleichen. (bsc)