Ohrringe lasern und drucken für den Muttertag

Zum Muttertag an diesem Sonntag bereiten wir Hänge- und Steckohrringe vor. Als Verzierung lasern und 3D-drucken wir kleine Low-Poly-Elemente.

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Alle Ohrringe zusammen

Lesezeit: 13 Min.
Inhaltsverzeichnis

Was schenkt man einer Mutter am Besten zum Muttertag? Das ist sicher für jede Mutter individuell, die Klassiker sind aber bestimmt Blumen und Schmuck. Darum möchte ich mich dieses Jahr an selbst gemachten Ohrringen versuchen.

Der Arbeitsprozess beginnt natürlich mit der Recherche, in meinem Fall auf Thingiverse. Dort gibt es sehr viele 3D-Druck-Projekte. In diesem Fall war ich aber wählerisch, denn es sollte bloß nicht kitschig werden. Also habe ich mir einige Modelle markiert und damit weiter gearbeitet. Zunächst habe ich zuhause meine Druck- und Laserdatein vorbereitet. Da ich leider noch keinen kleinen Makerspace zu Hause eingerichtet habe, habe ich mir Räume in meinem Makerspace des Vertrauens gemietet, um Corona-konform arbeiten zu können. Weiter zusammengebaut wird dann zu Hause, wo bereits die Ohrringrohlinge auf mich warten.

Es will einfach nicht passen. Woran liegt's?

Zuerst wollte ich eine Schmuckschachtel zum Überreichen bauen. Dafür habe ich schon länger die Seite boxes.py von Florian Festi im Auge, die ich unbedingt auch mal ausprobieren wollte. In dieser Meldung haben wir sie bereits vorgestellt. Die Seite bietet viele verschiedene Vorlagen für coole Boxen mit interessanten Mechanismen und witzigen Verschlüssen. Dort kann man sogar Parameter ändern – wie zum Beispiel die Maße oder die Materialstärke, mit der man arbeiten möchte. Zum Schluss exportiert man eine svg-Datei zum Lasern.

Dabei habe ich allerdings einen Denkfehler gemacht, der mir leider erst zu Hause aufgefallen ist: Für meine Laserei habe ich eine übrig gebliebene Sperrholzreste verwendet, die wir im Materiallager für diesen Zweck aufbewahren. Ich habe mich für ihn entschieden, weil es kein günstiges MDF war, sondern ein schönes, hartes und unbeschriftetes Holz. Deswegen wusste ich nicht genau, womit ich es hier zu tun habe und was für Lasereinstellungen für unseren Laser empfohlen werden.

Das Problem: Ich bin von 3mm Materialstärke ausgegangen. Leider waren es 3,5mm. Schon passten meine vorbereiteten Holzstücke mit Fingerverbindungen nicht mehr ineinander. Das habe ich natürlich erst zu Hause gemerkt. Schade! Also beim nächsten Mal merken: Lieber nochmal nachmessen und am Besten direkt testen, bevor man das ganze Material verschwendet.

Make 2/21

Mehr zum Thema gibt es in Ausgabe 2/21 der Make.

Auf Thingiverse habe ich eine Reihe low poly Tiere/ Elemente gefunden. Diesen Stil liebe ich! Die Dateien gab es im stl und scad-Format. Leider nichts für meine Zwecke, denn ich wollte sie lasern. Dafür benötige ich entweder eine Pixelgrafik, oder – wesentlich besser – eine Vektorgrafik, weil sie beim skalieren nicht pixelig wird. Vektoren zeichne ich am liebsten in Affinity Designer. Als Design-Studentin bevorzuge die Affinity-Programme, weil sie nur einmalig einen relativ kleinen Preis kosten und mir dann dauerhaft gehören, während die Adobe-Suite monatlich genau so viel kostet, nur das man mehrmals dafür zahlt. In der aktuellen Make 2/21 wird außerdem das kostenlose Vektorprogramm Inkscape im Artikel "Grafik für Maker" vorgestellt, mit dem man auch gut Laservorlagen erstellen kann.

Affinity Foto mit rotem Vektor-Schmetterling

Die Vektorwerkzeuge finde ich in Affinity Foto selbsterklärender als in Designer, darum habe ich dorthin die downgeloadete Bilddatei importiert. Ich habe drei Projekte von Dennis H./ mightynozzle verwendet. Hier geht es zu seiner Thingiverse-Seite, auf der ihr seine Projekte auch herunterladen könnt. Mit dem kleinen Füllerwerkzeug habe ich die Vektoren gezeichnet, mit dem weißen Anfasser im Untermenü kann man die Punkte im Nachhinein nochmal anpassen und genauer platzieren. Weil low poly mit Kanten arbeitet, habe ich die Funktion, um aus den Punkten Kurven zu machen, nicht genutzt. Das Hintergrundbild habe ich in seiner Deckkraft um circa die Hälfte verringert, um meine eigenen Vektoren besser sehen zu können. Die habe ich sie zum Zeichnen mit einer Farbe belegt. So konnte ich besser unterscheiden, welche Striche bereits gezeichnet waren. Hier gibt es die svg's zum downloaden.

Erste Laserversuche der Rose, noch mit sehr vielen Blütenblättern innen.

In unserem Space steht ein 100W CO2-Laser zur Verfügung. Die Umrisse der Tiere sollten geschnitten werden und innen eine Gravur zu sehen sein. Da ich für mein spezielles Material keine Dokumentation mit Werten gefunden habe, habe ich einfach experimentiert und geguckt, welche die hübschesten Ergebnisse bringen. Die Umrisse und die innere Gravur habe ich separat in svg's abgespeichert, um ihnen im Programm Lightburn, mit dem wir den Laser ansprechen, gesondert Werte zuweisen zu können. Die habe ich dann übereinander so platziert, dass sie möglichst akkurat und mittig aufeinander liegen. Da ich zierliche Stecker für kleine Ohren basteln wollte, habe ich die Vektoren in Lightburn so skaliert, dass sie ungefähr ein Kästchen groß sind. An diesen Kästchen konnte ich mich leicht visuell orientiert, denn sie entsprechen 1cm.

Screenshot aus Lightburn. Die Zeichnungen liegen bereit und können losgeschickt werden.

Begonnen habe ich mit einer kleinen Rose. Die Vorlage habe ich zuerst einfach nachgezeichnet und ausprobiert. Dabei ist mir aufgefallen das es wichtig ist, dass die Gravur hübsch mittig sitzt und – viel wichtiger – dass sie für die Größe des Ohrrings nicht zu detailliert sein darf. Also habe ich die Vektoren nochmal angepasst und die Anzahl der Striche deutlich reduziert. Nachdem mir das klar war, ging das weitere Zeichnen und Lasern deutlich schneller. Worauf ihr noch achten könnt, wenn ihr Objekte mit einer klaren Orientierung lasert: Die Holzmaserung. Das vergesse ich immer, hier ging es aber glücklicherweise gut.

Gelasertes Sperrholz

Für die Drucke hab ich Filament verwendet, das eh im Space vorrätig war. Darum hatte ich wenig Einfluss darauf, welches Material und welche Farbe das Ergebnis hat. Ich wollte eigentlich ganz PLA verwenden, weil es als einfach zu drucken gilt, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird und sich theoretisch unter bestimmten Bedingungen zersetzen kann. Leider waren die Farben, die ich benutzen wollte, nicht immer als PLA da oder hatten nicht den richtigen Durchmesser für meinen Lieblingsdrucker, den Prusa i3 MK3S. Ich wollte ihn unbedingt benutzen, weil er so schön verlässlich ist und mit dem Prusaslicer so tolle Ergebnisse bringt, ohne dass man – zumindest in den meisten Fällen – an den Einstellungen spielen muss.

Vogel v4

Der Vogel zieht sehr dünne Fäden.

Die kleinen Zahnräder von Nahem

Die Thiniverse-Vorlage passt super in die Öse.

Druck mit Brim

Den ersten Versuch gab es auf Thingiverse direkt als fertige stl-Datei: die Hummingbird Earrings von kendel3d. Ich habe zuerst die v4 mit "PLA silver, Filament made for Prusa Research" gedruckt. In dieser Datei waren an den Enden des Vogels kleine Pads. Die hat der Zeichner vielleicht hinzugefügt, damit man die Spitzen besser drucken kann. Als ich sie entfernt habe, haben sich allerdings die weiteren Filamentfäden, an denen es hing, mit abgezogen. Dabei sollte die Oberfläche doch möglichst perfekt werden! Die v3 enthielt die Pads nicht. Also habe ich sie nochmal mit "PLA-Pastel Green" von Goedis gedruckt. Dieser Druck ist mit der Einstellung 0,1mm Detail Schichthöhe aus dem Prusaslicer ganz gut geworden. Mit dem Detailgrad war ich zufrieden.

Die Ohrringe von JohnCC wollte ich auch unbedingt drucken, denn immerhin stehen Zahnräder für's Ingenieurswesen. Leider habe ich zu spät gemerkt, dass er sie als deutlich größere Hängeohrringe verwendet. Meine kleinen ca. 1cm großen Drucke wurden einfach nicht so schön detailreich, was vermutlich auch logisch ist. Ich habe wieder das silberne Filament benutzt und eine Schichthöhe von 0,05mm. Auf dem Foto zeige ich sie von beiden Seiten. Zum Festkleben auf Steckerohrringen wäre die Seite, die auf dem Druckbett lag geeignet, da sie mehr Klebefläche bietet. Dann wäre aber die andere Seite von vorne Sichtbar, die wegen dem kleinen Überhang nicht so hübsch wurde.

Die Schneeflocke musste ich einfach für jemanden drucken, der im Winter geboren wurde. Sie ließ sich später beim Auffädeln auf den Ohrringrohling gut anbringen. Leider habe ich für diesen Druck eine unbeschriftete Rolle Filament benutzt, weil es das einzige passende und helle vor Ort war. Schade im Nachhinein, falls man es nachkaufen möchte und nicht weiß, woher es kam. Bei meinen Filamentkäufen werde ich nun zukünftig darauf achten. An sich druckte die Datei "Snowflake Earring" von cahorton aber superschnell und ohne Probleme.

Die geometrischen Formen vom Projekt "PolygonWildJewelry", gezeichnet von "22h15" fand ich einfach super! Die mussten auch unbedingt mit. Er hat die Dateien zum Lasern mit Acryl vorgesehen. Ich hatte leider kein schönes parat, also habe ich wieder mein Sperrholz benutzt. Aber weil ich seine Version in schwarz auch echt gut fand, hab ich die Umrisse mit der 3D-Software Blender schnell nachgezeichnet, extrudiert und 3D-gedruckt. Dafür habe ich leider wieder das einzig schwarze und unbeschriftete schwarzes Filament verwendet. Es war nur als ABS vorhanden und machte mir durch warping plötzlich Probleme. Ich habe letztendlich eine 0,1mm Schichthöhe und einen Rand von 7mm eingestellt. So hat es geklappt und ich war einfach froh, dass es gut funktioniert hat.

Videokurs: Blender für Maker

Im Make-Videokurs zeigt der bekannte Buchautor und Blender-Tutor Carsten Wartmann anhand verschiedener kleiner Maker-Projekte, wie man das Open-Source-3D-Softwarepaket Blender für CAD-Aufgaben wie das Konstruieren eigener Vorlagen etwa für den 3D-Druck oder das CNC-Fräsen produktiv nutzen kann.

All meine vorbereiteten Ohrringverzierungen

Nun sind alle Ohrring-Elemente bereit. Also ab nach Hause und zusammengebastelt!

Die Rohlinge

Zu Hause wartete bereits meine Ohrringrohling-Bestellung auf mich. Günstige Ohrringe verfärben gerne das Ohrläppchen oder können Allergien auslösen. Darum habe ich wert auf das Material gelegt und welche aus Sterling Silber ausgesucht. Dieses Angebot beinhaltet 100 Stück und kostet ca sieben Euro. Die sollten für einige Projekte genügen. Diese Stecker habe ich gewählt, weil unterschiedliche Durchmesser enthalten waren. Leider habe ich keine vernünftigen aus Silber gefunden, darum mussten diese aus Edelstahl auch funktionieren.

Alle Elemente liegen bereit.

Als ich meine Laser-Elemente und Drucke auf die Rohlinge auffädeln wollte, indem ich die Lasche vorsichtig aufbiege, hab ich schnell gemerkt, dass einige Gegenstände dafür eine zu große Materialstärke haben. So ein Käse! Bestimmt ein Anfängerfehler, ihr könnt ihn jetzt aber umgehen. Hier auf den Fotos seht ihr, dass mein Holz mit 3,5mm und meine 3D-Drucke deutlich zu breit sind. Sie würden vom Haken fallen. Die Dateien von Thingiverse haben aber super gepasst. Ich hatte sie immerhin nicht skaliert und so gedruckt, wie sie in den Slicer fielen.

Ich drücke den Stecker mit einer Schere fest.

Die beiden Sekundenkleber, die ich benutzt habe.

Wie klebt man wohl die Stecker am Besten auf? Immerhin muss man hier Holz mit Metall verbinden. Ich habe Heißkleber und Sekundenkleber probiert. Beide waren okay. Bestimmt hält es nicht für immer zusammen, aber es hielt gut.

Zuerst habe ich alle Elemente bereitgelegt. Dabei hab ich gemerkt, wie fummelig diese kleinen Teile sind, selbst mit meinen durchschnittlichen Frauenhänden. Also am besten schon alles positionieren und genau überlegen, an welcher Stelle der Stecker angeklebt werden soll. Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass die Stecker mit dem großen Durchmesser von 8mm nur selten zur Anwendung kommen werden, weil sie an vielen Stellen überstehen würden. Unten zeige ich euch zum Abschluss ein Foto, so könnt ihr selbst beurteilen, wann die Stecker unschön sitzen. Ich habe den großen Durchmesser nur für die eine größere Rosenvariante verwendet. Für die Schmetterlinge habe ich zwei Varianten versucht: den Stecker mittig kleben (so könnte etwas Fläche überstehen) und seitlich am Flügel – so könnte er leicht schräg auf dem Ohrläppchen sitzen.

Den Heißkleber habe ich aufgetragen, indem ich etwas davon auf ein Blatt Papier geträufelt und dann möglichst schnell den Stecker eingetunkt habe. Der hat dann einen Faden hinter sich her gezogen, als ich ihn auf die Holzrückseite gedrückt habe. Als Werkzeug habe ich die Spitze einer Schere benutzt, damit ich den Kleber nicht berühre und mich nicht verbrenne oder selbst festklebe. Dabei ist das überflüssige Material an den Seiten herausgequollen – wenig elegant und auch im Weg.

Dann habe ich für den nächsten Test einen Rest Sekundenkleber benutzt. Der hat weniger Überschuss gebildet, war aber auch nicht einfach in der Handhabung. Weil der nun leer war, habe ich die neue Flasche geöffnet. Ich hatte sie vor einer Weile auf Verdacht im Supermarkt gekauft. Anscheinend hab ich zu einer flüssigen Variante gegriffen, das kannte ich so noch nicht. Aber für mich funktionierte das gut: Einfach einen Tropfen auf die Fläche des Steckers auftragen, positionieren und mit der Schere andrücken. In wenigen Sekunden ist es getrocknet und wirkte super!

Tja, zwar war etwas Organisation und Überschuss nötig, das Ergebnis ist aber trotzdem echt schön geworden! Vor allem die kleinen Schildkröten und Rosen gefallen mir sehr. Die Thingiverse-Entwürfe sind auch süß. Es würde mir aber noch besser gefallen, wären die Ringe zum Befestigen um 90 Grad gedreht, damit sie nicht mit dem Gesicht nach vorne hängen, sondern seitlich zum Hals gerichtet sind. Das ist aber natürlich schwierig zu drucken. Vielleicht könnt ihr ja aus meinen anfänglichen Fehlerquellen lernen. Frohes Basteln wünschen wir!

Alle gebastelten Ohrringe zusammen (2 Bilder)

(stri)