PV-Anlage entsalzt Trinkwasser
Das gemeinnĂĽtzige Unternehmen GivePower betreibt Meerwasser-Entsalzungsanlagen mit Solarstrom.
- Veronika Szentpetery-Kessler
Das kenianische Dorf Kiunga liegt malerisch am Indischen Ozean, nur wenige Kilometer von der somalischen Grenze entfernt. Doch eine fünfjährige Dürre trocknete sämtliche Brunnen aus. Den Einwohnern blieb nur brackiges, salziges und mit Erregern und Parasiten verseuchtes Wasser zum Kochen, Waschen und Baden. Es machte sie krank, und sein Salzgehalt ließ vor allem bei Kindern selbst harmlose Wunden kaum heilen. Als GivePower, eine gemeinnützige Stiftung aus den USA, davon hörte, nahm sie sich des Problems an.
Die Organisation errichtet weltweit in armen und von Naturkatastrophen betroffenen Regionen Photovoltaik-ÂAnlagen (PV). Ihre Ingenieure sichern so normalerweise die Stromversorgung von Schulen oder Katastrophenschutz-Behörden. Im Sommer 2018 aber steckten sie ihr Know-how in Kiunga in eine PV-betriebene Meerwasser-EntsalÂzungsÂanÂlage. Nur ein Jahr später gibt es laut ÂGivePowers technischem Leiter Kyle Stephan "deutlich weniger Erkrankungen, die durch Keime im Wasser verursacht werden. Auch die Wunden der Kinder verheilen nun richtig." Die verbesserte Wasserqualität hilft nicht nur der Gesundheit, sondern unterstĂĽtzt auch die Ausbildung der Kinder. Sie fehlen seltener krankheitsbedingt oder wegen meilenweiter MärÂsche zum nächsten Brunnen in der Schule. Der UN-Menschenrechtskommission zufolge mĂĽssen Kinder in Afrika und Asien zum Wasserholen täglich im Durchschnitt sechs Kilometer zurĂĽcklegen.
Die Entsalzung funktioniert nach dem Prinzip der Umkehrosmose. Dabei wird das zu reinigende Wasser unter hohem Druck durch eine halb durchlässige Membran gepresst, die WassermolekĂĽle durchlässt, aber Salze und Verunreinigungen zurĂĽckhält. Kiungas Einwohner können das Wasser fĂĽr 0,5 bis 3 Dollar-Cent pro Liter kaufen. Normalerweise kostet diese Menge in der Region 25 bis 50 Dollar-Cent. Der Preis ist unter anderem möglich, weil die Anlage durch Privatspenden sowie Fördergelder finanziert wurde und ÂGivePower keinen Gewinn fĂĽr sich Âabzweigt. Die Einnahmen flieĂźen in die Gehälter der von GivePower ausgebildeten lokalen Angestellten, die die Anlage ĂĽberwachen und warten. Sie werden durch Fernwartung wichtiger Parameter von GivePower unterstĂĽtzt. ĂśberschĂĽsse aus dem Wasserverkauf will die Organisation in weitere Solar-Entsalzungsanlagen investieren.
Die Technik habe sich als robust Âerwiesen. "Wir hatten keine kritischen Ausfälle und weniger Anlagenpausen durch Reparaturen als gedacht", so Stephan. Die 50-Kilowatt-Anlage produziert bis zu 75000 Liter Trinkwasser pro Tag. Das reicht, um 25000 Menschen zu versorgen. Damit die Anlage auch nachts arbeitet, speichert sie den erzeugten StromĂĽberschuss in einer Tesla-Powerwalls-Batterie mit einer Kapazität von 120 Kilowattstunden.
GivePower wurde 2013 als gemeinÂnĂĽtziger Ableger von Elon Musks PV-Unternehmen SolarCity gegrĂĽndet. Nach dessen Bankrott im Jahr 2016 fĂĽhrte Bernard Hayes die Stiftung als Präsident in die Eigenständigkeit und will kĂĽnftig versuchen, der sich weltweit immer mehr verschärfenden Wasserknappheit zu begegnen: Dezentrale Stromversorgung soll Menschen zu ausreichend sauberem Nass verhelfen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) hat ein Drittel der weltweiten Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Wasser. Bis 2025 könnte die Hälfte aller Menschen in wasserarmen Gebieten leben.
(bsc)