PV-Anlage entsalzt Trinkwasser

Das gemeinnĂĽtzige Unternehmen GivePower betreibt Meerwasser-Entsalzungsanlagen mit Solarstrom.

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PV-Anlage entsalzt Trinkwasser

(Bild: GivePower)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Das kenianische Dorf Kiunga liegt malerisch am Indischen Ozean, nur wenige Kilometer von der somalischen Grenze entfernt. Doch eine fünfjährige Dürre trocknete sämtliche Brunnen aus. Den Einwohnern blieb nur brackiges, salziges und mit Erregern und Parasiten verseuchtes Wasser zum Kochen, Waschen und Baden. Es machte sie krank, und sein Salzgehalt ließ vor allem bei Kindern selbst harmlose Wunden kaum heilen. Als GivePower, eine gemeinnützige Stiftung aus den USA, davon hörte, nahm sie sich des Problems an.

Die Organisation errichtet weltweit in armen und von Naturkatastrophen betroffenen Regionen Photovoltaik-­Anlagen (PV). Ihre Ingenieure sichern so normalerweise die Stromversorgung von Schulen oder Katastrophenschutz-Behörden. Im Sommer 2018 aber steckten sie ihr Know-how in Kiunga in eine PV-betriebene Meerwasser-Entsal­zungs­an­lage. Nur ein Jahr später gibt es laut ­GivePowers technischem Leiter Kyle Stephan "deutlich weniger Erkrankungen, die durch Keime im Wasser verursacht werden. Auch die Wunden der Kinder verheilen nun richtig." Die verbesserte Wasserqualität hilft nicht nur der Gesundheit, sondern unterstützt auch die Ausbildung der Kinder. Sie fehlen seltener krankheitsbedingt oder wegen meilenweiter Mär­sche zum nächsten Brunnen in der Schule. Der UN-Menschenrechtskommission zufolge müssen Kinder in Afrika und Asien zum Wasserholen täglich im Durchschnitt sechs Kilometer zurücklegen.

Die Entsalzung funktioniert nach dem Prinzip der Umkehrosmose. Dabei wird das zu reinigende Wasser unter hohem Druck durch eine halb durchlässige Membran gepresst, die Wassermoleküle durchlässt, aber Salze und Verunreinigungen zurückhält. Kiungas Einwohner können das Wasser für 0,5 bis 3 Dollar-Cent pro Liter kaufen. Normalerweise kostet diese Menge in der Region 25 bis 50 Dollar-Cent. Der Preis ist unter anderem möglich, weil die Anlage durch Privatspenden sowie Fördergelder finanziert wurde und ­GivePower keinen Gewinn für sich ­abzweigt. Die Einnahmen fließen in die Gehälter der von GivePower ausgebildeten lokalen Angestellten, die die Anlage überwachen und warten. Sie werden durch Fernwartung wichtiger Parameter von GivePower unterstützt. Überschüsse aus dem Wasserverkauf will die Organisation in weitere Solar-Entsalzungsanlagen investieren.

Die Technik habe sich als robust ­erwiesen. "Wir hatten keine kritischen Ausfälle und weniger Anlagenpausen durch Reparaturen als gedacht", so Stephan. Die 50-Kilowatt-Anlage produziert bis zu 75000 Liter Trinkwasser pro Tag. Das reicht, um 25000 Menschen zu versorgen. Damit die Anlage auch nachts arbeitet, speichert sie den erzeugten Stromüberschuss in einer Tesla-Powerwalls-Batterie mit einer Kapazität von 120 Kilowattstunden.

GivePower wurde 2013 als gemein­nütziger Ableger von Elon Musks PV-Unternehmen SolarCity gegründet. Nach dessen Bankrott im Jahr 2016 führte Bernard Hayes die Stiftung als Präsident in die Eigenständigkeit und will künftig versuchen, der sich weltweit immer mehr verschärfenden Wasserknappheit zu begegnen: Dezentrale Stromversorgung soll Menschen zu ausreichend sauberem Nass verhelfen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) hat ein Drittel der weltweiten Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Wasser. Bis 2025 könnte die Hälfte aller Menschen in wasserarmen Gebieten leben.

(bsc)