Patente und Profite: Wie die CIA Tech-Talente rekrutiert

Der amerikanische Geheimdienst steht im Kampf um Top-Mitarbeiter mit dem Silicon Valley in Konkurrenz. Neue finanzielle Anreize sollen Experten anlocken.

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Patente und Profite: Wie die CIA Tech-Talente rekrutiert

(Bild: CIA)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Patrick Howell O'Neill

Amerikas bekannteste Schlapphüte stehen in einem Wettbewerb, den sie eigentlich nicht gewinnen können: Die Central Intelligence Agency, kurz CIA, gegen das Silicon Valley. Dabei war der Geheimdienst lange ein Ort, an dem wegweisende Technik erforscht, entwickelt und umgesetzt wurde – und sie will auch weiterhin in Bereichen wie Künstliche Intelligenz und Biotechnologie führend bleiben. Doch es stellt sich als schwierig heraus, die klügsten Köpfe, die es braucht, um die neuesten Spionagewerkzeuge herzustellen, für die CIA zu gewinnen. Denn ein Geheimdienst kann bei den Gehältern, dem Prestige und den lukrativen Patenten des Silicon Valley nicht mithalten.

Das will die CIA jetzt mit einem neuen Ansatz ändern. Ihr neuestes Geheimprojekt ("Skunkworks") sind die sogenannten CIA Labs, mit denen hochkompetente technische Mitarbeiter neue Anreize erhalten sollen, sich dauerhaft für den Dienst zu engagieren. Mit dieser neuen Initiative, die Mitte September verkündet wurde, dürfen CIA-Mitarbeiter erstmalig Patent für das geistige Eigentum ihrer Entwicklungen anmelden – und sich an den Profiten beteiligen lassen. Der Restbetrag geht an die Agentur.

Dawn Meyerriecks, Leiterin von des Direktorats für Wissenschaft und Technologie, hofft darauf, dass die neue Forschungs- und Entwicklungsarbeit sich im besten Fall selbst finanzieren wird. "Insbesondere aus technischer Perspektive hilft uns das, die Vormachtstellung der USA zu sichern", sagt Meyerriecks. "Das ist wirklich entscheidend für die nationale und wirtschaftliche Sicherheit des Landes." Der Plan helfe auch dabei, die bei der CIA entwickelte "Technik zu demokratisieren". Alle sollten davon etwas haben.

Es ist nicht das erste Mal, dass der US-Geheimdienst daran arbeitet, seine technischen Entwicklungen zu kommerzialisieren. Die CIA sponsert bereits eine eigene Risikokapital-Firma namens In-Q-Tel, die Firmen wie Keyhole unterstützt hat, die die Kerntechnik von Google Earth darstellt. Meyerrieck sagt, dass die CIA Beziehungen zu einer Reihe weiterer Risikokapitalgeber unterhält, die ähnliche Ziele verfolgen.

Auch mit anderen Regierungseinrichtungen arbeitet der Geheimdienst zusammen, etwa mit der Intelligence Advanced Research Projects Agency, um teure Grundlagenforschung durchzuführen, die in der Privatwirtschaft und an den Universitäten oft zu kurz kommt. Was CIA Labs anders machen will: Die Schlapphüte möchten ihr Augenmerk nach Innen richten, um somit mehr Wissenschaftler und Entwickler anzulocken, die dann auch in diesen neuen Job bleiben. Die könnten daraus bestehen, sowohl für die Wirtschaft als auch die Wissenschaft als Forschungspartner zu agieren.

Den Beamten, die neue Techniken in den CIA Labs entwickeln, wird es erlaubt sein, ihre Arbeit zu patentieren, sie zu lizenzieren und von ihr auch zu profitieren. 15 Prozent des Gesamteinkommens der neuen Erfindungen stehen ihnen zu, allerdings mit einer Deckelung von 150.000 Dollar im Jahr. Auf diese Weise könnten sich die üblichen Gehälter des Geheimdienstes verdoppeln lassen und ihn konkurrenzfähiger machen mit dem Silicon Valley.

Die CIA Labs befassen sich mit Bereichen wie Künstlicher Intelligenz, Datenanalyse, Biotechnologie, Advanced Materials und Hochleistungs-Quantenrechnern. Ein dringendes Problem, mit dem die Agentur konfrontiert werden könnte, ist beispielsweise die drohende Server-Überlastung durch zu große Datenmengen. Militär und Geheimdienste auf der ganzen Welt bedienen sich einer Vielzahl von Sensoren – etwa in Drohnen. Die dabei anfallenden Datenmengen sind gigantisch, so Meyerriecks. Der Geheimdienst arbeitet daher an Verfahren, mit denen große Rechenleistung schon durch kleine Sensoren mit geringem Stromverbrauch erbracht werden, damit die Auswertung nicht erst auf dem Server erfolgen muss. So würden die Daten bereits auf dem Gerät zügig vorsortiert und müssten nicht mehr an das zentrale System zurückgesendet werden.

Natürlich muss sich jedes Entwicklungsvorhaben stets Fragen nach der tatsächlichen Nutzbarkeit stellen. Das gilt im Besonderen für eine Einrichtung, die lange ein grundlegendes Instrument amerikanischer Machterhaltung war. Einige Erfindungen sind in der Vergangenheit von der gesamten Menschheit aufgenommen worden: etwa die Lithium-Ionen-Batterietechnik, die während des Kalten Krieges vom Geheimdienst mitentwickelt wurde und die mittlerweile in allem steckt vom Laptop bis zum E-Auto.

Im Umkehrschluss gibt es aber auch viele umstrittene Technologien. Dazu gehören etwa Drohnen, die von der CIA entscheidend mitentwickelt wurden und die heute der Terrorbekämpfung dienen. Sie eignen sich aber auch für Angriffe aus dem Hinterhalt – und sie wurden für jeden amerikanischen Präsidenten seit dem 11. September zur Waffe der Wahl. Dass dieses Vorgehen möglicherweise illegal ist und daher kontrovers diskutiert wird, hat die CIA nicht von ihrer Beteiligung abgehalten. (bsc)