Per Satellit: Persönliche Fotos und Videos von der Erde und vom Weltall schießen

Der japanische Elektronikkonzern Sony plant einen Weltraumdienst für Jedermann: Erdenbürger bekommen Foto- und Videozeit für einen Kleinsatelliten.

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(Bild: Sony)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Weltraum-Trips entwickeln sich derzeit zum letzten Schrei im Milliardärstourismus. Nun will der japanische Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony den Blick auf die Erde aus dem Weltall demokratisieren. Gemeinsam mit der Tokio-Universität und der japanischen Weltraumbehörde Jaxa hat Sony einen Minisatelliten entwickelt, über den Erdenbürger Fotos und Videos von der Erde und vom Weltall schießen können.

"Star Sphere" heißt das Projekt, das Sony auch bei der amerikanischen Elektronikmesse CES Anfang Januar herausstellte. Und das Ziel ist hochgesteckt: Sony will der Pionier beim kommenden globalen Boom der Kleinsatelliten sein. "Unser Satellit wird der erste sein, der die Perspektive des Weltraums für jeden zugänglich machen wird", teilt der Konzern mit.

Es gibt bereits viele Geschäftsideen für kleine künstliche Trabanten. Darunter sind viele nützliche Vorschläge wie die Erdbeoachtung für beispielsweise die Landwirtschaft und ein paar grenzwertige: Die japanische Firma ALE (Astro Live Experience) beispielsweise wirbt für Stratosphärenfeuerwerke, die durch ins All geschossene Metallstücke gezündet werden, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen.

Sony setzt dagegen auf eine andere Form der Unterhaltung, die eine Schlüsseltechnik des Konzerns nutzt: die Foto- und Videokameras sowie Objektive des Konzerns. Die Kamera des Satelliten nutzt daher Sonys Vollformatsensoren mit Zoomobjektiv. Dessen Brennweite reicht von 28-Millimeter-Weitwinkel bis 135 Millimeter, also leichten Telebereich.

Der Satellit, der von Solarzellen mit Strom versorgt wird, fliegt auf einer Umlaufbahn rund 500 bis 600 Kilometern über der Erde. Und er kann frei ausgerichtet werden, um Ausschnitte der Erde oder des Alls aufzunehmen.

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So will Sony zwei Dienste anbieten: den Genuss eines Videostreams vom künstlichen Auge im erdnahen All und die Vermietung des Satelliten an Kunden, die dann für kurze Zeit ihre künstlerische Vision von Erde und All verwirklichen können.

Die Dienste haben allerdings einen Haken: Kunden können sich nur in dem zehnminütigen Zeitfenster mit dem Satelliten verbinden, die er über ihnen weilt. Denn er eilt pro Tag 16 Mal um die Erde. Damit die virtuellen Astronauten ihre kurzen Aussichten voll nutzen können, bietet Sony eine Simulationssoftware, mit der die Kameraeinstellungen minutiös im Voraus geplant werden können.

Der Start des ersten Satelliten ist für den Herbst dieses Jahres geplant. Ist er erfolgreich, will Sony weitere Kameras starten – und womöglich noch weitere Geschäfte. Denn Sony nimmt den Weltraum als neues Spielfeld, wie ein Projekt zur Vernetzung des Alls zeigt: Die Sony Computer Science Laboratories haben mit der Jaxa ein neues System der fehlertoleranten Datenübertragung für die Stratosphäre und das All erprobt.

Die Herausforderung ist, dass das irdische Internetprotokoll nicht für das All geeignet ist. Damit die optische Kommunikation mit Lasern in den extremen Höhen der Stratosphäre und darüber hinaus praktikabel wird, müssen die Kommunikationsgeräte kompakt und energieeffizient sein und schnelle Übertragungsgeschwindigkeiten ermöglichen, erklären die Entwickler.

Die größte Hürde dafür ist, dass bei den großen Entfernungen schon kleine Abweichungen in der Lage oder dem Kurs den Datenfluss unterbrechen können. Zudem können Signalstörungen auftreten. In einer Simulation ist es dem Team nun gelungen, mit einer neuen Technik (free-space optical Ethernet communication error-correction technology) eine Datei mit einer Datenrate von 446 Mbps zu übertragen.

(jle)