Post aus Japan: Großes Geld für dünne Displays

Nach langer Wartezeit rückt nun der Durchbruch für OLED-Displays näher. Sowohl japanische wie auch südkoreanische Hersteller planen riesige Investitionen in neue Werke, weil ihr Kunde Apple wohl fürs iPhone von LCDs auf OLEDs umsteigen will.

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Von
  • Martin Kölling

Nach langer Wartezeit rückt nun der Durchbruch für OLED-Displays näher. Sowohl japanische wie auch südkoreanische Hersteller planen riesige Investitionen in neue Werke, weil ihr Kunde Apple wohl fürs iPhone von LCDs auf OLEDs umsteigen will.

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Die Zukunft muss manchmal einen langen Atem haben. Ein Beispiel ist der Durchbruch von superdünnen Displays aus organischen Leuchtdioden (OLED), der lange erwartet wurde, aber bisher nicht stattfand. Noch immer nutzen die meisten TV- und Handydisplays Flüssigkristallbildschirme (LCDs), obwohl OLED-Displays nicht hinterleuchtet werden müssen und sich flexibel fertigen lassen. Doch nun rücken Apple und große Investitionen ostasiatischer Hersteller endlich den Übergang zu den lange hochgepriesenen Displays der nächsten Generation in Sichtweite.

Japan Display, der weltgrößte Hersteller von kleinen und mittleren Displays, will nun bald die alte japanische Expertise bei den OLEDs in neue Produkte umsetzen. Gemeinsam mit Sony und Panasonic gründete das Unternehmen das Joint-Venture JOLED, das ab vermutlich 2018 OLED-Bildschirme für Tablets produzieren soll, während sich Japan Display auf OLED-Bildschirme auf Handys konzentrieren wird. Denn spätestens dann, so heißt es in der Branche, will Apple beim iPhone von LCDs of OLED-Displays umsteigen.

Doch die Chance ist groß, dass Japan, der einstige Vorreiter dieser Technik, bei diesem technischen Wandel zum Verfolger wird. Denn koreanische Konzerne haben sich bei OLEDs an die Spitze gesetzt. Der derzeit größte OLED-Hersteller, Südkoreas globaler Elektronikgigant Samsung, dominiert derzeit den Displaymarkt für elektronische Sucher digitaler Kameras und vor allem Handys und Tablets mit einem Weltmarktanteil von etwa 90 Prozent. Nach Medienberichten soll Samsung bereits in Vertragsverhandlungen mit Apple stehen.

Doch selbst Samsungs Führung ist in Gefahr – und dies ausgerechnet durch den Lokalrivalen LG. Bei OLED-Fernsehern hat LG Samsung bereits den Schneid abgekauft. Als einziger Hersteller verkauft LG OLED-Displays für TVs. Samsung und auch der japanische Konzern Panasonic haben hingegen ihre Vorstöße bei Fernsehern aufgeschoben, weil sich große Bildschirme mit ihren Produktionsmethoden nicht zu akzeptablen Kosten herstellen ließen. Panasonic wird daher für seine OLED-Fernseher zu einem Kunden von LG Display.

Und nun greift LG auch noch Samsungs Marktführerschaft an. Das Unternehmen will bis 2018 fast neun Milliarden US-Dollar in die Herstellung von OLED-Bildschirmen für Smartphones und andere mobile Geräte investieren. LCDs werden damit für die derzeit führenden Hersteller zu einer Art Auslaufmodell.

Der Grund für den Strategiewechsel ist allerdings nicht der Tod der LCDs, sondern die sinkenden Margen. Der Preiskampf ist ohnehin schon ruinös. Doch nun investieren chinesische Hersteller mit staatlicher Hilfe rund 20 Milliarden US-Dollar in neue Werke. Damit werden sie nach Schätzungen von Experten 2017 die bisher starken Taiwanesen und 2018 Südkorea überholen und damit die Weltführerschaft im LCD-Markt übernehmen.

Was dies bedeutet, haben die Welt und die Chinesen selbst schon bei Solarzellen erlebt. Dann wird wahrscheinlich niemand mehr mit LCDs Gewinne machen können – und selbst die chinesischen Unternehmen bitter leiden. Erträgliche Gewinne winken dann nur noch bei OLEDs. ()