Post aus Japan: Pioniere der Lüfte

Drohnen sind weltweit in Mode. Nun stellt Yamaha einen Flugroboter vor, der die Konkurrenz in Flughöhe, Reichweite und Traglast in den Schatten stellt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Leser dieser Kolumne wissen es vielleicht noch: Bei allem Hype um Drohnen wird leicht vergessen, dass Japan Vorreiter der unbemannten Flugobjekte war, aber seinen Startvorteil mal wieder verspielt hat. Immerhin zeigt Japans wichtigster Drohnenhersteller mit einem rekordverdächtigen Helikopter, dass wenigstens er noch in der Lage ist, sich zu behaupten.

Auf einer Flugmesse in Tokio zeigte Yamaha sein "automatisch navigierendes unbemanntes Fluggerät". Oder kurz: den Fazer R G2. Im Gegensatz zu einer in Fotografen- und Bloggerkreisen begeistert begrüßten Kleindrohne des chinesischen Herstellers DJI setzt Yamaha nicht auf Miniaturisierung, sondern Maximierung der Leistung.

Mit mehr als 3,60 Meter Länge und 1,22 Meter Breite braucht die Drohne schon einen ausgewachsenen Autoparkplatz zum Starten und Landen. Zudem machen das vollgetankte Leergewicht von 81 Kilogramm und die Leistungsdaten klar, dass es sich hier nicht um eine rucksacktaugliche Spielerei für moderne Videografen handelt, sondern um ernste Einsätze in Landwirtschaft, Industrie und Vermessung.

Das Gerät kann bis zu 2800 Meter hoch, 90 Kilometer weit und 100 Minuten lang fliegen – und dabei 35 Kilogramm Last liften. Damit übertrifft der Frazer R G2 seinen Vorgänger in Flughöhe und Zuladung um das Dreifache und in der Reichweite um das 30-fache.

Das Interessante an der Drohne ist allerdings weniger seine Größe, sondern zwei Punkte: Erstens die ganz speziellen Einsatzgebiete, die Yamaha im Sinn hat. Denn sie zeigen, wie sehr Entwicklungen von den realen Bedingungen angeregt werden. Zweitens die befreiende Macht amtlicher Regulierung in einem neuen Segments der Luftfahrt.

Der Frazer R G2 kann vorprogrammierte Routen abfliegen, was laut Yamaha "zu einer breiten Palette an Anwendungen führt – wie Überwachung von Vulkanen und Radioaktivitätsmessungen." Damit adressieren die Entwickler zwei außergewöhnliche Menetekel, die in Japan Alltag sind. Das Inselreich beherbergt mehr als 100 aktive Vulkane und eine ausgewachsene Atomkatastrophe in Fukushima.

Darüber hinaus weist Yamaha ausdrücklich darauf hin, dass die neuen Regeln für unbemannte Flugobjekte die Leistungssteigerungen erst möglich gemacht haben. In Japan hat ein Ausschuss aus Professoren, Industrie und Beamten die Welt der Drohnen in vier Bereiche gegliedert:

Die erste Stufe regelt Flüge in Sichtweite, Stufe 2 automatisierte Flüge in Sichtweite, Stufe 3 automatisierte Flüge über unbewohntes Land außerhalb der Sichtweite und Stufe 4 automatisierte Flüge ohne Sicht über bewohnten Gegenden. Yamahas Premiumdrohne fliegt in der 3. Kategorie.

Eines zeigt die Drohne allerdings auch. Der Traum von fliegenden Autos dürfte bis auf weiteres am Preis scheitern. Mit einem Verkaufspreis von 110.000 Euro wird schon der abgespeckte, handgesteuerte landwirtschaftliche Helfer Frazer R, der immerhin rund 30 Liter Flüssigkeit auf Feldern versprühen kann, ein Nischenprodukt bleiben.

Yamaha plant, 160 Stück abzusetzen. Keine wirkliche Massenproduktion. Der Preis für den automatisierten Leistungsträger, der 2017 auf den Markt kommen soll, dürfte deutlich höher liegen. Mal sehen, ob die Drohne mehr als eine Demonstration von Yamahas Leistungsfähigkeit wird. ()