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Das US-Start-up Basis hat eine Uhr entwickelt, die über vier verschiedene Sensoren rund um die Uhr aktuelle Körperdaten misst.

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Von
  • Emily Singer

Das US-Start-up Basis hat eine Uhr entwickelt, die über vier verschiedene Sensoren rund um die Uhr aktuelle Körperdaten misst.

Als Nadeem Kassam Ende Mai während der Quantified Self Conference 2011 die Hallen des Museums für Computergeschichte im kalifornischen Mountain View durchstreifte, zog er viele Blicke auf sich. Die viele Aufmerksamkeit galt dabei nur einem Objekt: der Uhr an seinem Arm. Kassam, Mitbegründer des Start-ups Basis, führte die von seiner Firma entwickelte "Sensor Watch" vor, ein Gerät, das zahllose Körpermesswerte 24 Stunden am Tag erfassen kann und sich derzeit im Betatest befindet. Vier verschiedene Sensoren ermitteln Herzfrequenz (optischer Blutflussmesser), Bewegung (3D-Beschleunigungssensor), Haut- und Umgebungstemperatur (exaktes Thermometer) sowie Stress und Erregung (elektrodermale Aktivität).

"Wir analysieren bis zu fünf verschiedene Datenströme und ermitteln so, wie sich Menschen in ihrem Körper gerade fühlen und was sie gerade tun", erklärt Produktchefin Julie Wilner das Ziel von Basis. "Ein hoher Herzrhythmus und hohe Temperaturwerte sprechen beispielsweise dafür, dass jemand Sport treibt." Geringe Aktivität, die der Beschleunigungssensor misst, spricht dagegen für Schlaf oder Schreibtischarbeit.

Die Anwendungszwecke sind vielfältig: Die Basis-Uhr misst die Schlafqualität anhand der Körperbewegungen in dieser Phase oder kombiniert verschiedene Messwerte, um zu berechnen, wie viele Kalorien am Tag verbraucht wurden. Eine begleitende Software erlaubt anschließend die Auswertung und visualisiert den Nutzerfortschritt, erläutert Wilner: "Ist der Nutzer aktiver? Ist der Schlaf an bestimmten Tagen besser oder schlechter?"

Die Basis-Uhr ist nur eines von mehreren neuen Werkzeugen, die versuchen, aus passiv gesammelten Daten Rückschlüsse auf Gesundheit und Verhalten einer Person zu ziehen. Die Self-Tracking-Bewegung nutzt drahtlose Geräte, um Sport, Nahrungszufuhr, Schlaf, Stimmung und andere Variablen zu erfassen. "Früher waren nur wenige Menschen motiviert, mehr als ein paar Wochen lang ein Tagebuch zu führen", sagt Wilner. "Wir wollen diese Werkzeuge nun Leuten an die Hand geben, die so etwas sonst nicht selbst tun würden. Solchen Menschen, die sich an Neujahr mehr Sport vornehmen, es dann aber wieder vergessen."

Green Goose ist ein weiteres Start-up, das auf der "Quantified Self"-Konferenz viel Aufmerksamkeit bekam. Die Firma setzt auf eine andere technische Umsetzung der Sensorerfassung: billige Aufkleber. Diese lassen sich beispielsweise an die Zahnbürste oder der Hundeleine anbringen. Ein eingebauter Beschleunigungssensor und ein Sender mit geringer Leistungsaufnahme sammeln die Daten und übertragen sie dann an eine zentrale Basisstation.

Das ultimative Ziel von Green Goose ist es, aus gesundem Verhalten eine Art Spiel zu machen: Die Nutzer setzen sich bestimmte Ziele – den Hund jeden Tag für eine bestimmte Zeit lang auszuführen oder sich die Zähne nach jedem Essen zu putzen, beispielsweise – und die Software vergibt dann Punkte für jeden erfolgreich ausgeführten Auftrag. Brian Krejcarek, Mitbegründer von Green Goose, hofft, dass seine Firma bald erste Anwendungen für die neuen Sensoren vorstellen kann. Partnerfirmen sollen dabei helfen, die Spielidee umzusetzen und neue Nutzungsmöglichkeiten zu finden. "Sobald der Preis gering genug ist, explodieren die Möglichkeiten geradezu, die diese Sensoren bieten."

Einer der Vorteile des Ansatzes ist es, dass die Sticker Teil von Alltagsgegenständen werden – jeder Aufkleber hält ein ganzes Jahr lang durch. Self-Tracking-Geräte, die in der Schublade versauern, entstehen so nicht. "Wenn man aufhört, sich die Daten regelmäßig anzusehen, werden sie trotzdem weiter aufgezeichnet", sagt Krejcarek. Im nächsten Jahr sollen die Green-Goose-Aufkleber marktreif sein. (bsc)