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RGNT Motorcycles: Elektro-Kleinkraftrad mit leisem Direktantrieb im Retro-Stil

Ingo Gach

(Bild: RGNT Motorcycles)

Ein schwedisches Startup bietet ein dank Radnabenantrieb fast lautloses Leichtkraftrad im angesagten Retro-Stil an, fahrbar ab Führerscheinklasse A1 oder B 196.

Startups, die Elektromotorräder bauen, schießen wie Pilze aus dem Boden. Die schwedische Firma RGNT Motorcycles aus der Nähe von Göteborg hält ihr Design bewusst klassisch, so dass die beiden Modell Classic und Scrambler aus einiger Entfernung fast schon als Oldtimer durchgehen würden. Ihr passendes Motto lautet: "Inspired by the past. Focused on the future."

Den Schweden Jonathan Åström überkam 2018 die Inspiration bei einem Aufenthalt in Peking, wo es sehr viele Elektroroller gibt. Der langjährige Motorradfahrer genoss den geringen Geräuschpegel der Batterie-Kräder. Diese Erfahrung veranlasste ihn, in seiner Heimat ein eigenes E-Motorrad-Projekt ins Leben zu rufen. Anfang 2019 präsentierte er den Prototyp Regent No.1.

Im Gegensatz zu den meisten anderen E-Motorrädern setzte Åström auf einen klassischen Look. Ein schwarz lackierter Doppelschleifen-Rohrrahmen aus Stahl bildete das Rückgrat, große Kotflügel deckten die Drahtspeichenräder ab, zwei Federbeine arbeiteten am Hinterrad, ein verchromter Rundscheinwerfer spendete Licht und die dicke Sitzbank war mit Leder bezogen.

Elektromotorrad RGNT Motorcycle I (0 Bilder) [1]

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Sogar die Form der Tankattrappe hätte auch aus den 1950er-Jahren stammen können, in Wirklichkeit handelte es sich um einen Stauraum. Einzig der schwarz lackierte Batterieblock mit gefrästen Linien und das Touch-Display als Cockpit verrieten das moderne Baujahr. Wer genau hinsah, erkannte den Radnabenmotor im Hinterrad. Der Verzicht auf Kette oder Zahnriemen war Åström wichtig, weil er sein Elektromotorrad so leise wie möglich haben wollte.

Åström änderte 2020 den Firmennamen in RGNT und bis zur Serienfertigung feilten er und seine Mitarbeiter noch an vielen Details. Nun verkündet er stolz den Produktionsstart, und dass alle Motorräder im eigenen Werk in Kungsbacka per Hand [3] zusammengebaut werden.

Bei den Komponenten greift RGNT auf renommierte Firmen zurück: Die Bremsen sind von J.Juan aus Spanien, die Telegabel und die hinteren Feder-Dämpfer-Beine von Paioli aus Italien, die Felgen von Excel aus Japan, die LED-Blinker von Motogadget kommen ebenfalls aus Nippon und die Elektronik des LCD-Touchscreens ist von Toradex aus der Schweiz.

Das teuerste Bauteil stammt aus Österreich: Die Firma e.battery systems [4] baut die Lithium-Ionen-Batterie mit 7,7  kWh Kapazität. RGNT hat dort bereits optimistisch 10.000 Batterien im Wert von über 30 Millionen Euro für die kommenden Jahre geordert. Åström scheint vom Erfolg seiner Elektromotorräder überzeugt zu sein.

Zurzeit bietet RGNT zwei Modelle an: Die Classic und die Scrambler. Wobei die Unterschiede marginal sind, die Scrambler hat einen silbern lackierten Rahmen, kürzere Kotflügel, einen geringfügig höheren Lenker und etwas breitere Rad-Reifen-Dimensionen: Die 18-Zoll-Felge vorne und die 17-Zoll-Felge hinten sind um je einen Zoll breiter als bei der Classic, so dass die Avon-Reifen vorne die Dimension 110/80R18 (statt 90/90-18) und hinten 130/80R17 (statt 120/80-17) aufweisen. Die Federwege der beiden Bikes unterscheiden sich nicht, auch die Sitzhöhe mit 830 Millimeter ist identisch.

Der Elektromotor leistet maximal 11 kW und 8,5 kW im Dauerbetrieb. Damit fällt die RGNT in den A1-Führerschein wie die 125er-Leichtkrafträder [5] und darf bereits mit 16 Jahren gefahren werden. Interessant wird es bei den Gewichtsangaben, denn die Batterie soll 60 Kilogramm auf die Waage bringen und das gesamte Bike 159 Kilogramm (Classic) bzw. 162 Kilogramm (Scrambler). Damit würde die RGNT soviel wiegen wie eine vergleichbare 125er mit Verbrennungsmotor.

Als Topspeed gibt der Hersteller 120 km/h an, was mit geducktem Fahrer und viel Anlauf sogar möglich sein könnte. Die angegebene Reichweite von 118 Kilometer auf der Landstraße und 180 Kilometer im Stadtverkehr erscheint hingegen optimistisch. Eine von uns vor geraumer Zeit gefahrene Zero SR ZF 14.4 mit 14,4 kWh Batteriekapazität – also fast doppelt so groß wie die in der RGNT – kam im Schnitt auf knapp unter 180 Kilometer Reichweite.

Um den Akku von 20 auf 80 Prozent zu laden, dauert es laut RGNT drei Stunden. Das LC-Display reagiert auf Berührung und kann neben den wichtigen Infos wie Geschwindigkeit, gefahrene Kilometer, Batteriestand und Reichweite per LTE-Verbindung auch einen Navigationsdienst anzeigen und verfügt über Cloud-Konnektivität.

Vorbestellt werden konnte die RGNT schon im Sommer 2019 für 9500 Euro und sollte ab Mai 2020 ausgeliefert werden. Wie so oft bei Startups verzögerte sich aber der Produktionsstart aus nicht näher genannten Gründen, vermutlich spielte aber die Covid-19-Pandemie eine Rolle. Jetzt endlich sind die ersten Exemplare erhältlich, wobei die Classic 12.495 Euro und die Scrambler 13.495 Euro kostet, also erheblich mehr als noch 2019 veranschlagt gewesen ist.

Elektromotorrad RGNT Motorcycles II (9 Bilder) [6]

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Wer die RGNT Classic in der Lackierung "Yellow Thunder" mit verchromten Kotflügeln und die Ledersitzbank in "Diamond Black" haben will, muss nochmal fast tausend Euro auf den Basispreis drauflegen.

Zurzeit kann nur die Classic im Internet konfiguriert werden, deren Tankattrappe serienmäßig in der Lackierung "Black" und mit schwarzem Ledersitz sowie schwarzen Kotflügeln kommt. Die Farben "Racing Green", "Thunder Yellow" und auch der Ledersitz in "Brown" oder "Black Diamond" kosten je 345 Euro Aufpreis und die Kotflügel in "Chrome" 295 Euro. Schließlich kann der Käufer auch die Griffe in "Black Diamond" oder "Brown Diamond" für 25 Euro extra und einen verchromten Gepäckträger für 195 Euro erwerben.

Die RGNT zeigt sich im Retro-Design und in Verbindung mit dem so gut wie lautlosen Antrieb durch einen Radnabenmotor als interessante Idee. Sowohl als Classic wie auch als Scrambler dürfte das Elektro-Leichtkraftrad im urbanen Verkehr ein echter Hingucker sein. Ambitioniert erscheint allerdings, trotz der zahlreichen hochwertigen Komponenten, der Preis: Eine ebenfalls im Restrostil und mit Radnabenmotor fahrende OX Motorcycles One mit 8 kW Leistung (siehe Kasten) kostet nicht einmal die Hälfte.

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Hersteller RGNT Motorcycles
Modell Classic, Scrambler
Motor und Antrieb
Leistung in kW (PS) 11 (15)
Drehmoment in Nm k.A.
Endantrieb Direktantrieb durch Radnabenmotor im Hinterrad
Fahrwerk
Radaufhängung vorn Telegabel
Radaufhängung hinten Zweiarmschwinge mit Feder-Dämpfer-Beinen
Reifengröße vorn Classic: 90/90-18 Scrambler: 110/80R18
Reifengröße hinten Classic: 120/80-17 Scrambler: 130/80R17
Bremsen vorn Einzelscheibe, 300 mm
Bremsen hinten Einzelscheibe, 220 mm
Federweg in mm v/h 120/140
Maße und Gewichte
Radstand in mm 1408
Leergewicht in kg 159 / 162
Sitzhöhe in mm 830
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit in km/h 120
Reichweite urban / überland 180, 118

(fpi [9])


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[3] https://rgnt-motorcycles.com/
[4] https://www.e-batterysystems.com/
[5] https://www.heise.de/hintergrund/Kleines-Glueck-125er-fuer-Autofuehrerscheinbesitzer-4677024.html
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