Schifffahrt: 333 Meter langer Tanker soll mit Segeln Treibstoff sparen

Chinesischer Ozeanriese mit vier festen Segeln aus Kohlenfaser-Material nimmt Betrieb auf. Hersteller geben Treibstoff-Einsparungen bis zu zehn Prozent an.

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Der Frachter mit Segeln - New Aden

(Bild: CCS)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Mit gut zweieinhalb Prozent liefert die Frachtschifffahrt einen absolut zwar kleinen, aber kurzfristig kaum reduzierbaren Beitrag zu den globalen CO2-Emissionen. Schweröl und Diesel sind trotz erster Umstellungen auf Flüssiggas noch immer die dominierenden Treibstoffe.

Seit vielen Jahren wird an dem Einsatz von Segeln und Flettner-Rotoren gearbeitet, um zumindest den Verbrauch der Ozeanriesen etwas zu senken. So nahm vor wenigen Wochen der chinesischer Supertanker "New Aden" seinen Betrieb zwischen Asien und der Ölregion im Mittleren Osten auf. Ausgestattet mit vier Segeln soll das 333 Meter lange Schiff auf seiner Route bis zu 9,8 Prozent Treibstoff einsparen.

Vier Masten ragen über dem mittleren Teil des Decks 40 Meter in die Höhe. Sie halten keine klassischen Segel aus Stoff, sondern deutlich stabilere und festere Segel – so genannte Aerofoils – aus einem Kohlefaser-Kompositmaterial. Die gesamte Segelfläche gibt die China Classification Society (CCS) mit 1.200 Quadratmetern an. Die Ausrichtung dieser Aerofoils kann mit einem voll automatisiert an die jeweils herrschenden Windbedingungen angepasst werden.

Die "New Aden" ist längst nicht das einzige Frachtschiff, dass auf einen unterstützenden Segelantrieb setzt. So setzte der deutsche Windrad-Hersteller Enercon schon 2010 auf das "E-Ship 1", das mit vier Flettner-Rotoren laut Firmenangaben bis zu 15 Prozent Treibstoff sparen soll.

Noch ehrgeiziger ist das schwedische Unternehmen Oceanbird. Geplant ist ein Autotransporter für bis zu 7.000 Fahrzeuge, der mit fünf bis zu 80 Meter hohen Aerofoils ausgestattet werden soll. Damit soll der CO₂-Ausstoß um bis zu 90 Prozent gesenkt werden können. Derzeit ist ein erster Stapellauf für den Zeitraum 2024 bis 2026 vorgesehen.

Diese Ansätze zeigen, dass sich moderne Segeltechnik durchaus eine Nische in der Frachtschifffahrt erobern könnte. Hohe Treibstoffpreise fördern derzeit diese Entwicklung. Parallel wird auch die Umstellung auf andere Treibstoffe wie Flüssiggas oder in Zukunft grünen Ammoniak an Dynamik gewinnen. Bis zur Klimaneutralität im Jahr 2050 – so das Ziel der UN-Organisation für die weltweite Schifffahrt IMO – ist der Weg allerdings noch sehr weit und jede innovative Idee zum Senken der CO₂-Emissionen willkommen.

(bsc)