Schneller und einfacher T-Zell-Test prüft Abwehr gegen Corona​

Weiß man, wie gut die Abwehrzellen der Bevölkerung auf neue Varianten reagieren, könnte man den Ablauf von Booster-Kampagnen besser timen.​

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(Bild: Corona Borealis Studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler
Inhaltsverzeichnis

Wie gut unsere Abwehr die immer neuen Coronavirus-Varianten bekämpfen kann, ist eine fortlaufend wichtige Frage. Die Antwort könnten helfen, den Zeitpunkt für Booster-Impfkampagnen optimal zu wählen.

Über den Abwehrstatus der Bevölkerung geben nicht nur die Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus Auskunft, die als erste gegen den Erreger ins Feld ziehen. Entscheidend sind auch die T-Zellen, weil sie einen länger anhaltenden Schutz liefern – und weil Menschen mit Immunproblemen trotz Impfung oder Erkrankung oft keine Antikörper bilden. Ob aber jemand Corona-spezifische T-Zellen hat, war bisher nur zeit- und arbeitsintensiv zu bestimmen.

Ein neuer PCR-Test weist nun deutlich schneller, einfacher und unabhängig vom Impfstatus nach, ob die T-Zellen von Getesteten bereits Kontakt mit Virus-Bruchstücken hatten. Das schreiben Wissenschaftler von der New Yorker Icahn School of Medicine at Mount Sinai und der Duke-NUS Medical School in Singapur im Journal Nature Biotechnology.

Für den Test werden Blutproben mit Proteinen gemischt, die spezifisch für eine bestimmte Corona-Variante sind. Dazu gehören zum einen Spike-Proteine und zum anderen Hüllen-Eiweißstücke, die bei einer Infektion die neu produzierten Viruspartikel einkleiden. Damit zeigt der Test nicht nur, ob jemand nach einer Impfung T-Zellen gebildet hat. Er schlägt auch dann an, wenn die Abwehrzellen im direkten Kontakt mit dem Erreger gebildet wurden.

Der PCR-Test weist die Corona-erfahrenen T-Zellen indirekt nach, indem er die Boten-RNA (mRNA) des Entzündungsmarkers CXCL10 identifiziert. Dessen Bildung korreliert den Autoren zufolge mit der Aktivierung von T-Zellen, wenn sie Antigenen begegnen. Um andere Auslöser für die Bildung von CXCL10 auszuschließen, wird jeweils auch eine Kontroll-Blutprobe untersucht, der keine Virenproteine beigemischt werden. Diese Kontrolle bestimmt damit die Hintergrund-Menge des Markers, also jene, die auf anderen Ursachen beruhen. Dieses Ergebnis wird dann von der Hauptprobe abgezogen. Bleibt etwas übrig, haben die T-Zellen die Virenproteine erkannt und würden auch echte Viren bekämpfen.

Zwar sind solche T-Zell-Tests an sich nicht ganz neu. Der neue Test vereinfacht den Nachweis allerdings deutlich, weil er mit kleineren Blutmengen auskommt und innerhalb eines Tages Ergebnisse liefert. "Bisherige Tests lassen sich teilweise auch so schnell durchführen, konnten aber nicht unbedingt hochskaliert werden", sagt Erstautorin Megan Schwarz von der Icahn School of Medicine. Wenn also hunderte Tests auf einmal nötig sind, könnte das trotzdem Tage dauern. Der neue Test dagegen kommt mit weniger Arbeitsschritten aus und senkt so den Zeitaufwand.

Neben Schnelligkeit ist der zweite Hauptvorteil des SARS-CoV-2 spezifischen T-Zell-Tests, dass er in jedem Routinelabor mit einer PCR-Maschine durchführbar ist, lobt Alexander Scheffold vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. "Die Messung von T-Zellen ist in der Regel sehr viel komplizierter und aufwendiger und eher Spezialisten vorbehalten", so Scheffold weiter. Da er aber nur auf einen indirekten Parameter fußt, ist die Aussagekraft sozusagen unscharf, schränkt der Experte ein.

Das bedeutet, der Test kann noch nicht explizit anzeigen, ob die T-Zellen vor einer erneuten Infektion schützen oder die Schwere einer Erkrankung mindern, räumt Erstautorin Schwarz ein. Dafür seien aufwendige Langzeitstudien nötig – ebenso wie für das Klären der Frage, ob man aus den Ergebnissen die Notwendigkeit einer Boosterung herauslesen kann.

Allerdings könnte der Test in bestimmten Abständen nach der letzten Impfung oder einer durchlebten Coronaerkrankung, zum Beispiel nach sechs, neun und zwölf Monaten, prüfen, ob die T-Zellen das Virus immer noch gut erkennen. Ebenso könnte die Untersuchung laut Schwarz mit aktualisierten Proteinstücken dabei helfen, herauszufinden, ob die T-Zellen auch auf neue Varianten reagieren.

"Man kann schauen, ob die Antwort stärker oder schwächer ist – und das mit einem einfachen Test. Man kann auch schauen, ob Varianten genauso gut erkannt werden oder nicht. Da ist es ein Vorteil, dass der Test das schnell und einfach hinkriegt", sagt Scheffold.

(vsz)