Schnellere Sepsis-Diagnose soll Leben retten

Wenn Patienten im Krankenhaus sterben, dann sehr häufig an einer so genannten Sepsis. Einer der Gründe dafür sind zeitraubende Diagnosen. Mit einem neuen Verfahren sollen sie weitaus schneller und genauer sein.

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Von
  • Mike Orcutt

Wenn Patienten im Krankenhaus sterben, dann sehr häufig an einer so genannten Sepsis. Einer der Gründe dafür sind zeitraubende Diagnosen. Mit einem neuen Verfahren sollen sie weitaus schneller und genauer sein.

Erste Krankenhäuser in den USA haben damit begonnen, eine neue und mächtigere Diagnose-Waffe gegen Sepsis einzusetzen – eine verheerende Erkrankung, die mehr als 25 Prozent der Patienten tötet und Krankenhäuser jedes Jahr viele Milliarden kostet. Allein in den USA ziehen sich jährlich mehr als eine Million Menschen solche Infektionen zu, und sie sind für nicht weniger als die Hälfte aller Todesfälle in Krankenhäusern verantwortlich.

Die neue Technologie, entwickelt von T2 Biosystems, wurde von der US-Gesundheitsaufsicht FDA im vergangenen Herbst zur Diagnose von Sepsis durch einen Pilz namens Candida zugelassen. Mehrere Krankenhäuser haben seitdem begonnen, das System von T2 einzusetzen, das auf demselben physikalischen Prinzip basiert wie Magnetresonanztomografie. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen Verträge mit 30 Krankenhäusern geschlossen haben.

Eine Sepsis ist eine zerstörerische Entzündungsreaktion auf eine Infektion, die den gesamten Körper erfasst. Ohne Gegenmaßnahmen kann sie zu Organ-Fehlfunktionen und zum Tod führen. Für eine Behandlung muss das Bakterium oder der Pilz identifiziert werden, die als Auslöser auftreten. Mit konventionellen Methoden dauert das zwischen einem Tag und fünf Tagen, während derer sich der Zustand des Patienten weiter verschlechtert. Mit dem neuen Detektor namens T2 Magnetic Resonance (T2MR) soll sich der Erreger laut dem Unternehmen innerhalb von fünf Stunden erkennen lassen.

Üblicherweise verabreichen Ärzte bei einer Sepsis sofort ein so genanntes Breitband-Antibiotikum, das eine Reihe unterschiedlicher Bakterien tötet. Anschließend versuchen sie, mit einer Blutprobe und dem Anlegen einer Blutkultur den konkreten Erreger zu identifizieren. Das Anlegen der Blutkultur bringt jedoch oft kein Ergebnis, und so oder so dauert es schlicht zu lang, sagt John McDonough, CEO von T2 Biosystems. Er zitiert klinische Studien, nach denen das Todesrisiko um 50 Prozent sinkt, wenn innerhalb von 12 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome das richtige Medikament verabreicht wird. „Jede Stunde Verzögerung bei der Therapie erhöht die Sterblichkeit um 7 bis 8 Prozent“, erklärt McDonough.

Breitband-Antibiotika zeigen oft keine Wirkung. Bei von Pilzen ausgelöster Sepsis sind sie nutzlos, und die verläuft noch häufiger tödlich als bakterielle. Candida-Infektionen im Blutkreislauf zum Beispiel töten etwa 40 Prozent der davon Betroffenen.

„Wir haben die einzige uns bekannte Technologie, mit der man direkt von einer Blutprobe zu einem konkreten diagnostischen Testergebnis kommt“, sagt McDonough. Zudem ist das Verfahren genauer als eine Blutkultur. Bei einem vor kurzem vorgenommenen Direktvergleich an 55 Patienten mit Candida-Infektionen erkannte T2MR das Pathogen in 96 Prozent der Fälle, während die Quote bei der Blutkultur nur 60 Prozent erreichte.

Der T2MR-Detektor erfasst Veränderungen in den magnetischen Eigenschaften der Wassermoleküle im Blut. Nach einigen Verarbeitungsschritten werden magnetische Nanopartikel, die auf ihrer Oberfläche zu den Strängen im Pathogen passende DNA-Stränge aufweisen, mit der Blutprobe vermischt. Wenn ein bestimmtes Ziel vorhanden ist, binden sich die Partikel daran und verändern so die magnetischen Eigenschaften der Wassermoleküle in der Probe. Mit magnetischen Pulsen wird eine Reaktion dieser Moleküle hervorgerufen, bezeichnet als T2-Relaxation. Anhand einer Messung der Veränderung dieses Signals erkennt das Gerät dann automatisch, ob ein bestimmter Erreger vorhanden ist oder nicht.

Sechs Krankenhäuser haben begonnen, diese Diagnosemethode für Candida zu nutzen, 13 weitere haben Verträge dafür unterschrieben. Als Nächstes plant T2 einen Detektor für Bakterien, bei denen Breitband-Antibiotika nicht wirken. Bis Ende dieses Jahres könnten klinische Studien damit beginnen. Wenn das Unternehmen die FDA-Genehmigung für den neuen Test so schnell erhält wie für den auf Candida, könnte er schon 2017 auf den Markt kommen.

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