Service-Roboter in elegant

Ein ansprechend gestalteter mechanischer Wachmann soll künftig durch Büros patrouillieren, Probleme melden und Fragen beantworten. Entwickelt wurde er von zwei Robotik-Experten, die dafür Google verlassen haben.

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Von
  • Rachel Metz
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Würden Sie mit einem Roboter-Wachmann lieber interagieren, wenn er eher aussieht wie eine schicke, mit Stoff bekleidete Skulptur als wie ein steriler Droid? Ungefähr diese Überlegung steht hinter einem Start-up namens Cobalt, dessen neue Roboter-Wachen von dem bekannten Industriedesigner Yves Behar und seinem Unternehmen Fuseproject gestaltet wurden. Die Cobalt-Roboter sind dazu gedacht, in edlen Büros zu patrouillieren und dabei mit Menschen zu interagieren. Sie sehen aus wie schicke Spielfiguren in Menschengröße, und ihre metallenen Glieder sind mit Stoff bedeckt. Über einen Touchscreen können Büroarbeiter bei Bedarf Kontakt zu einem menschlichen Bediener aufnehmen.

"Größtenteils geht es darum, die Beschäftigten zu beruhigen. Das ist so, wie wenn immer ein Sicherheitsmensch im Haus ist – man erkennt ihn und man kann mit ihm sprechen, wenn man Fragen hat. Wir bieten dasselbe Niveau an Interaktion", sagt Travis Deyle, Mitgründer von Cobalt.

Deyle und der zweite Gründer Eric Schluntz sind beides Robotik-Experten, die früher im Forschungslabor Google X zusammen an intelligenten Kontaktlinsen gearbeitet haben. Cobalt gründeten sie im vergangenen März, schwiegen aber zunächst darüber. Inzwischen haben sie zwei Prototypen entwickelt und beginnen, die erste Version ihres Roboters zu produzieren und darüber zu sprechen, welchen Sinn er hat.

Der Roboter, dein Freund und Helfer (28 Bilder)

Können Roboter Priester ersetzen? Oder gar etwas Göttliches repräsentieren? Der Robotiker Gabriele Trovato mit zwei Prototypen, die Gläubige durch "Gesten, Dialog und Blickkontakt beim Gebet ­begleiten" sollen. Die dafür notwendige Software ist allerdings noch nicht vollständig implementiert. (Bild: Gabriele Trovato/Waseda University)

Die ersten Roboter des Start-ups sollen in diesem Monat bei bezahlenden Kunden zum Einsatz kommen, sagt Deyle, unter anderem bei großen Finanzunternehmen und börsennotierten Technologiefirmen. Namen will er nicht nennen, und auch keine Preise für den Roboter. Laut Schluntz ist er aber "billiger als ein menschlicher Wachmann".

Wenn sie ihren Dienst antreten, werden die Cobalt-Roboter Teil einer wachsenden Zahl von Robotern, die mit Menschen interagieren sollen. Zumindest anfangs jedoch werden sie viel Zeit allein verbringen. Sie sollen hauptsächlich nachts und an Wochenenden auf Streife in Gebäuden gehen. Wenn sie einen Eindringling oder andere Auffälligkeiten wie eine geöffnete Tür entdecken, so Deyle, informieren sie einen menschlichen Bediener.

Jeder der Roboter ist mit einer Reihe von Kameras, Mikrofonen, Lampen und Sensoren einschließlich Lidar und Tiefenkameras zur Erstellung eines Abbilds der Umgebung ausgestattet (das mit Daten über die Standorte von Türen und Fenstern ergänzt wird). Oben befindet sich ein Ring aus LEDs, der signalisieren kann, wenn der Roboter die Richtung wechselt. Die Batterie soll für eine komplette Nacht ausreichen, jedoch kann er stündlich an eine Ladestation fahren, um sie nachzuladen. Über den Touchscreen sind Video-Chats mit dem Bediener möglich, außerdem gibt es ein Lesegerät, damit Mitarbeiter sich gegenüber dem Roboter ausweisen können. Er erkennt Dinge wie zerbrochenes Glas und Hilferufe.

Irgendwann will Deyle den Roboter so weit entwickelt haben, dass er tagsüber wie eine Art Hausmeister funktioniert. Mit einer Karte auf seinem Display soll er Gäste in den richtigen Raum begleiten oder Probleme notieren, auf die Mitarbeiter irgendwo im Gebäude gestoßen sind, beispielsweise tropfendes Wasser auf den Toiletten.

Angesichts der zunehmenden Angst davor, dass Automation die Zahl der Arbeitsplätze für Menschen verringern wird, könnten auch Cobalt und Konkurrenten wie Knightscope als Gefährdung für die Jobs von menschlichem Sicherheitspersonal angesehen werden.

Laut Deyle sind seine Roboter jedoch als Helfer gedacht, nicht als Ersatz. Mit ihnen sei es möglich, dass eine Person im Prinzip in vielen Teilen eines Gebäudes gleichzeitig ist. Dadurch seien sie bezahlbarer und kämen auch für Unternehmen in Frage, die kleinere Satelliten-Büros oder größere Gelände im Blick behalten wollen, wo es ansonsten keine menschlichen Wachen gäbe.

(sma)