Smartphone "Made in Africa"

Die Mara Group hat die ersten rein afrikanischen Smartphone-Modelle vorgestellt.

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Smartphone "Made in Africa"
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Erhaben blickt der Löwe mit der stattlichen Mähne in die Ferne. Das Logo hat die Mara Group nicht zufällig gewählt. Es soll die sehr ungewöhnliche Herkunft des Smartphones symbolisieren: Afrika. Geschäftsführer Ashish Thakkar hat mit seinem Tochterunternehmen Mara Phones Anfang Oktober in der ruandischen Hauptstadt Kigali eine Smartphone-Fabrik eröffnet. Es ist die erste Fertigungsstätte auf dem Kontinent, in der die Smartphone-Komponenten komplett aus dem eigenen Land stammen, betonte Thakkar bei der Eröffnung. "Bisher gab es in Afrika nur Fabriken, in denen Teile zusammengebaut wurden." Großteils importiert.

Für die Baufinanzierung der Fabrik in Höhe von 50 Millionen US-Dollar holte Thakkar Geldgeber wie die Bank of Kigali ins Boot. Bewusst hat er die Preise der beiden Modelle Mara X mit 130 Dollar und 16 Gigabyte (GB) Speicherplatz sowie das Mara Z mit 190 Dollar und 32 GB relativ niedrig gehalten, ohne dass es Ausstattung und ­Leistung gleich anzumerken wäre: Unter anderem besitzen sie zwei 13-Megapixel-Kameras, Gorillaglas-­Displays, eine Schnellladefunktion, ­einen Fin­gerabdrucksensor, eine langlebigere Batterie und die vorletzte Android-­Version "Pie".

Zwar liegt der Preis der Telefone immer noch deutlich über ­denen der in Ruanda populären Basismodelle von Tecno (40 Dollar) und Samsung (70 Dollar). Doch Thakkar hofft, dass die Qualität, Ratenzahlungspakete und der Stolz auf "Made in ­Africa" dem Erfolg auf die Sprünge helfen werden. Sein Ziel sind eine Million Mobiltelefone pro Jahr für Ruanda. Die derzeit 200 Personen starke Belegschaft bei Mara Phones – davon 60 Prozent Frauen – soll dafür auf 650 Mitarbeitende anwachsen.

Hinter den Smartphones steckt ­eine ­echte Selfmademan-Geschichte: Mit einem 5000-Dollar-Darlehen seiner Eltern finanzierte der 15-jährige Thakkar wöchentliche Flugreisen nach Dubai, um dort günstig Computerbauteile einzukaufen. In Uganda verkaufte er sie wieder, und im Laufe der Jahre warf sein IT-Geschäft genug Gewinn ab, um in so verschiedene Geschäftszweige wie den Immobilienmarkt, Fertigungstechnik und Bankenwesen einsteigen zu können – und Mara Phones zu gründen.

Bisher besitzen zwar nur 15 Prozent der Ruander Smartphones, aber "das sind keine Luxusartikel mehr, sie werden schnell zu einer täglichen Notwendigkeit. Das wird sich in den nächsten Jahren verstärken, wenn mehr und mehr Dienste auf digitale Plattformen wandern", sagte Ruandas Präsident Paul Kagame bei der Fabrikeröffnung.

Der Staat trägt seinen Teil dazu bei. So sind öffentliche Dienste beispielsweise über die Plattform Irembo nutzbar, die auf den Mara Phones vorinstalliert werden soll. Das Land, das vor 25 Jahren einen grausamen Völkermord mit mehr als 800000 Toten erlebte, will Kagame zur Wirtschaftsdrehscheibe Afrikas machen.

Gemessen an mehreren Kennzahlen wie dem BIP-Wachstum gehört Ruanda bereits zu den wirtschaftlich am stärksten wachsenden afrikanischen Ländern. Mara Phones passt da gut ins Bild: Nur eine Woche nach der Eröffnung in Kigali schnitt Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa das rote Band vor der zweiten Fertigungsfabrik in Durban durch.

(bsc)