Solarschindeln fürs Dach

Der US-Chemiekonzern Dow Chemical verkauft demnächst einfach zu installierende Energieerzeuger: Dachschindeln, in denen Photovoltaik-Zellen bereits eingebaut sind.

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Von
  • Phil McKenna

Der US-Chemiekonzern Dow Chemical verkauft demnächst einfach zu installierende Energieerzeuger.

Häuslebauer in den USA erhalten bald eine diskrete Alternative zu regulären Solaranlagen: Der Chemieriese Dow Chemical plant den Verkauf von Dachschindeln, in denen Photovoltaik-Zellen bereits eingebaut sind. Ein Markttest, der noch in diesem Jahr starten soll, wird vom amerikanischen Energieministerium mit rund 18 Millionen Dollar gefördert.

Erstmals gezeigt hat Dow Chemical dieses Produkt im Oktober 2009. Der Vorteil: Dachdecker können die Schindeln normal verlegen, ausgebildete Techniker werden nicht benötigt. Der Hersteller will die Kosten konkurrierender Solar-Baumaterialien um bis zu 40 Prozent unterbieten, gegenüber einem herkömmlichen Dach samt aufgesetzter Solaranlage lassen sich immerhin noch zehn Prozent sparen.

Dow ist nicht die erste Firma, die versucht, Solarzellen in Baustoffe zu integrieren. Auch verschiedene andere Sonnenstromspezialisten haben in den letzten Jahren eine erste Auswahl an Solarschindeln, Kacheln und speziellen Fensterbeschichtungen auf den Markt gebracht. Doch Mainstream war und ist die Technik nicht, was der Chemiekonzern nun nachholen will. Die Zeit dafür könnte reif sein: Andere große Hersteller wie etwa der chinesische Solarspezialist Suntech Power ziehen sich derzeit bereits wieder aus dem Sektor zurück, weil sich während der momentanen Krise am Bau die konventionelle Technik besser verkaufen lässt.

Johanna Schmidtke vom Marktforschungsunternehmen Lux Research meint, integrierte Solarinstallationen seien derzeit noch deutlich teurer als traditionelle Anlagen – obwohl die Hersteller gerne etwas anderes behaupteten. Der Grund seien die höheren Kosten bei Produktion und schließlich auch Installation. Deshalb fände man momentan auch nur einen Nischenmarkt vor – Kunden, die vor allem aus ästhetischen Gründen mehr zahlten.

Hinzu kommen Probleme bei der Entwicklung von Kombisystemen, die eine große technische Herausforderung darstellen können. "Der Einbau von Solarpanels direkt in Dach oder Außenhaut eines Hauses erfordert Produkte mit Standsicherheit, Wetterschutz und nicht zuletzt fehlerfreier Elektrik", meint Mark Farber, Berater beim Solartechnik-Beratungshaus Photon Consulting aus Boston. "Gutes Baumaterial muss auf einen guten Energieerzeuger treffen. Leicht ist das nicht."

Dow nimmt die Herausforderung mit aktueller Technik an. Das Unternehmen arbeitet dazu mit dem Solarzellenhersteller Global Solar Energy zusammen, der zu den frühen Entwicklern von Dünnfilm-Systemen nach dem CIGS-Verfahren (Zellen aus Kupfer, Indium, Gallium sowie Schwefel oder Selen) gehört. Die sind billiger als konventionelle Solarzellen aus kristallinem Silizium und bieten im Dünnfilmbereich den besten Wirkungsgrad.

Jede der Schindeln enthält im Inneren fünf miteinander verbundene Solarzellen von Global Solar. Dow überzieht sie mit einem Spezialglas und Polymerwerkstoffen. An jedem Ende befinden sich elektrische Anschlüsse, so dass sich ein großes Array auf der gesamten Dachfläche errichten lässt.

Dow arbeitete bei der Entwicklung mit Partnern aus der Baustoff- und Baubranche zusammen. Die sollen auch beim Vertrieb helfen. Der Chemiekonzern verspricht einen Aufbau in der Hälfte der Zeit herkömmlicher Dach-Solar-Installationen; einen Elektriker benötigt man nur noch zum Anschluss des Systems an die Hauselektrik.

Das US-Energieministerium fördert unterdessen nicht nur Dow in diesem Bereich. United Solar Ovonic aus Michigan erhielt 13,3 Millionen Dollar als Steuergutschrift, um ein eigenes Baumaterial testen und produzieren zu können. Die Firma setzt auf Dünnfilm-Zellen aus amorphem Silizium, die von Polymerwerkstoffen umgeben sind. Zwar erreicht man so nur einen Array-Wirkungsgrad zwischen 6,5 und 7 Prozent, doch sind die Zellen insgesamt billiger als solche in CIGS-Bauweise. Auch spielt Anfälligkeit für Feuchtigkeit eine geringere Rolle. Die Glasabdeckung der Dow-Schindeln kann weggelassen werden. Das erlaubt eine größere Flexibilität bei der Verarbeitung.

(bsc)