Steueroase nimmt auch Bitcoins

Für sein Bankenwesen ist die Schweiz bekannt. Daher verwundert es nicht, dass nun ein kleines Städtchen erstmals Bitcoins als Zahlungsmittel testet.

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Von
  • Tom Sperlich

Anfang Mai entschied die Stadtregierung in Zug, für anfallende Gebühren des Bürgeramts künftig auch die globale digitale Währung zu akzeptieren. Dies gilt für Leistungen wie An- und Abmeldungen oder Adressänderungen in Höhe von bis zu 200 Schweizer Franken (rund 180 Euro).

Das mit 28000 Einwohnern kleine, aber reiche Zug ist dank niedriger Steuersätze und weniger Reglements für Unternehmer attraktiv. In den vergangenen Jahren haben sich in der Stadt und im gleichnamigen Kanton unter anderem 15 sogenannte Fintech-Firmen niedergelassen. Unter ihnen sind auch etliche Bitcoin-Pioniere der ersten Stunde. Die Saat war gelegt.

Der Hype um die Kryptowährung und die ihr zugrunde liegende Blockchain-Technologie hat sie dann wohl sprießen lassen.

Die Blockchain interessiert heute längst nicht mehr nur Computer-Nerds, sondern auch klassische Finanzfirmen und größere Banken. Ihr Trick ist eine dezentrale und verschlüsselte Speicherung der Daten, was Fälschungen nahezu unmöglich macht. Transaktionen aller Art sind damit sicherer, sei es von Geld oder von Rechtsdokumenten. Gleichzeitig sind die zugrunde liegenden automatischen Buchungsprozesse deutlich günstiger als bisherige Verfahren.

Inzwischen sind sogar viele Staaten an der Blockchain-Technologie interessiert. Ende 2015 meldete Reuters, dass Honduras prüfe, eine Grundbuchdatenbank auf der virtuellen Währung aufzubauen. In Polen möchte der Minister für digitale Angelegenheiten mittels Blockchain die Digitalisierung von staatlichen Diensten voranbringen. Vergleichbare Aussagen gibt es auch aus den Regierungskreisen von Dubai sowie den Emiraten (VAE).

In Zug hat das neue Zeitalter bereits begonnen: "Wir wollen unsere Offenheit für neue Technologien zeigen sowie frühzeitig eigene Erfahrungen sammeln", sagte Stadtpräsident Dolfi Müller. Bitcoins sind für ihn eine "zusätzliche Möglichkeit für einen preisgünstigeren Zahlungsverkehr". Er ist davon überzeugt, dass sie "das Zeug haben, breit akzeptiert zu werden".

Es gibt im "Crypto Valley" allerdings auch Kritiker. Sie werfen der Stadt vor, im Rahmen des Pilotprojekts illegitime Geldpolitik zu betreiben, weil Geld- und Währungswesen gemäß Bundesverfassung allein Sache des Schweizer Staates sei. Ende 2016 wird man sehen, welche Seite recht behält. Dann entscheidet der Stadtrat nach einer Analyse des Pilotprojekts, ob Bitcoins und eventuell andere digitale Währungen auch künftig als Zahlungsmittel für städtische Dienstleistungen akzeptiert werden. (bsc)