Studie zeigt: China in 37 von 44 Schlüsseltechnologien führend

Die USA liegen laut einer neuen Untersuchung bei Hochleistungs- und Quantenrechnern, Chips, Impfstoff, Kleinsatelliten, Raketen und Spracherkennung vorn.

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Wehende Flaggen Chinas und der USA

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Die USA und China gelten seit Langem als die größten Rivalen bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI). Laut dem soeben veröffentlichten Critical Technology Tracker des Australian Strategy Policy Institute (ASPI) gehört dieser Bereich bereits zu den 37 von 44 Schlüsseltechnologien, in denen China führend ist. Die USA liegen laut dieser Studie nur bei Hochleistungsrechnern, Quantencomputern, Chipdesign, Impfstoffen, Kleinsatelliten, Weltraumraketen und natürlicher Spracherkennung vorn.

Einer der wichtigsten Zweikämpfe findet im Bereich der Künstlichen Intelligenz statt: „Es gibt ein enges Rennen zwischen den USA und China um die Vorherrschaft in den Technologiebereichen maschinelles Lernen (China führt) und Verarbeitung natürlicher Sprache (USA führen)“, urteilen die Experten. Einen besonders großen Vorsprung bescheinigt das ASPI China bei Algorithmen und Hardware-Beschleunigern für Künstliche Intelligenz, wo bereits 37 Prozent der „weltweit besten 10 Prozent des Forschungsoutputs“ aus China kämen.

Solche Untersuchungen allein können angezweifelt werden. Doch auch andere Studien deuten darauf hin, dass sich Chinas hohe Investitionen in neue Technologien tatsächlich zunehmend auszahlen. Laut einer weiteren Analyse der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei in Zusammenarbeit mit Elsevier, dem niederländischen Analystenhaus für akademische Studien, hat China seinen größten Rivalen bei wichtigen KI-Publikationen bereits 2019 überholt.

Das Team hat dazu akademische Studien und Konferenzbeiträge von 2012 bis 2021 nach 800 Schlüsselwörtern durchsucht. In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Publikationen von rund 25.000 auf 135.000. Die Analyse ergab, dass chinesische Forscher nicht nur mehr produzieren, sondern auch qualitativ die Nase vorn haben.

So stagnierte die Zahl der zitierten US-Beiträge in den Top-Publikationen seit 2019 bei gut 4.000, während die Zahl der zitierten chinesischen Studien bis 2021 auf über 7.000 anstieg. Japanische Studien fallen dagegen ab und liegen nur noch auf Platz 18.

China allein aufgrund der Studienlage zum Sieger des KI-Wettlaufs zu erklären, wäre allerdings verfrüht. Der amerikanische KI-Experte Paul Scharre, Vizepräsident des Center for New American Security, weist darauf hin, dass die verschiedenen Studien meist unterschiedliche Maßstäbe anlegen, die nicht vergleichbar seien.

So liegen nach dem AI Index Report der Stanford University die USA und die Europäische Union bei den Zitierungen auf Konferenzen 2021 deutlich vor China. Auch in einem gewichteten Index, der Papiere nach ihrem Impact bewertet, lagen chinesische Produktionen vor zwei Jahren noch deutlich hinter amerikanischen und europäischen.

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Doch Scharre weiß, dass auch das nur eine Momentaufnahme ist. „Der nächste KI-Index wird interessant.“ Denn die Studie der Stanford University, die demnächst in einer Neuauflage erscheinen könnte, erlaubt einen Vergleich anhand gleicher Parameter. Unabhängig davon setzt sich in der Spitzenforschung der Eindruck durch, dass China auf dem Weg vom einstigen Kopierer westlicher Verfahren zur ernstzunehmenden Technologieschmiede ist.

(bsc)