Taxi-Fahrer helfen bei der Online-Routenplanung

Kaum jemand weiß besser, wie man durch eine Stadt kommt: Professionelle Chauffeure finden oft den schnelleren Weg. Nun soll ihr Wissen auch Kollege Computer helfen.

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Von
  • Kate Greene

Kaum jemand weiß besser, wie man durch eine Stadt kommt: Professionelle Chauffeure finden oft den schnelleren Weg. Nun soll ihr Wissen auch Kollege Computer helfen.

Wer schon einmal mit einem Taxi unterwegs war, wird wissen, dass die meisten Fahrer sich in ihren Städten richtig gut auskennen – besser jedenfalls als Otto-Normal-Fahrer. Viele von ihnen kennen Tricks, mit denen sie wertvolle Minuten sparen und Staus und andere Probleme vermeiden, um schneller ans Ziel zu kommen. Forscher bei Microsoft Research Asia wollen dieses Wissen nun anzapfen, um Online-Routenplaner zu verbessern.

Für ihr Projekt nutzten die Wissenschaftler die chinesische Hauptstadt Peking. Dort funktioniert die Technik namens "T-Drive" in Grundzügen bereits. Um an den Datenschatz zu gelangen, analysierten die Forscher die GPS-Infos aus 33.000 Taxis – immer auf der Suche nach besseren, schnelleren Routen, die sich auch für Menschen eignen, die nicht mit Taxi-Geschwindigkeit durch die Stadt rasen. "Die einzelnen Faktoren waren dabei sehr subtil", sagt Yu Zheng, Mitautor der Studie. Was die Forscher lernten, floss sofort in T-Drive ein.

Aktuelle Fahrzeitvorhersagen bei Online-Karten basieren üblicherweise auf der Streckenlänge und den auf der Route vorhandenen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Einige Dienste informieren den Fahrer, dass eine bestimmte Route zeitintensiver wird, wenn die Verkehrsdichte höher ist. Das hilft allerdings niemandem, der nur wissen möchte, was der schnellste Weg von Punkt A zu Punkt B ist, auch wenn die Route auf den ersten Blick länger zu sein scheint. "Das ist die Realität bei heutigen Routenplanern", sagt Zheng.

T-Drive ist allerdings nur eines von mehreren Projekten, die die Routenplanung verbessern wollen. Eine Kooperation zwischen der University of California und dem Handy-Hersteller Nokia sammelt GPS-Daten von den Smartphones teilnehmender Fahrer, um Informationen über schnellere Nebenstrecken zu sammeln. Das MIT-Projekt CarTel wiederum speichert in Boston Bewegungsdaten von Probanden-Handys und wird mit Informationen aus Taxi-Fahrzeugen versorgt. Im Silicon Valley gibt es außerdem mit Waze ein Start-up, das Nutzern erlaubt, ihre Fahrdaten im Rahmen eines sozialen Netzwerks bereitzustellen, das dann anderen Usern hilft, die schnellsten Routen basierend auf der aktuellen Verkehrslage zu erhalten.

Einige Waze-Nutzer sind Taxi-Fahrer, doch die Firma hat diese Gruppe bislang nicht speziell im Blick. Das sei aber ein interessanter Ansatz, meint Ehud Shabtai, einer der Gründer der Firma. "Man kann wohl davon ausgehen, dass die Routen, die Taxifahrer nehmen, optimaler sind als andere." Es sei deshalb eine gute Idee, sich dieses Wissen genau anzusehen.

Die Ergebnisse aus Peking sind jedoch recht vielversprechend. Laut Microsoft Research Asia sind die Routen, die T-Drive vorschlägt, in 60 Prozent der Fälle schneller als die Wege, die Google Maps und Bing Maps empfehlen. Insgesamt kann T-Drive im Schnitt 16 Prozent der Wegzeit für die Pekinger Fahrer sparen. Das sind immerhin fast fünf Minuten pro 30 Minuten Fahrzeit. T-Drive enthält bislang noch keine Echtzeitdaten über Unfälle oder aktuelle Baumaßnahmen. Die wollen die Forscher in einer der nächsten Versionen ergänzen. (bsc)