Throwback Thursday: Als das Pulver in den Feuerlöscher kam

1912 entwickelte eine deutsche Firma den ersten Pulverfeuerlöscher. Das Prinzip kommt noch heute zum Einsatz.

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(Bild: Wikipedia / Peter Kollmann / Gemeinfrei)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dennis Hingst

Was im Mittelalter als Brandbekämpfung galt, klingt heute nach einem schlechten Scherz: Feuer waren ein Werk Gottes und nur spirituelle Mittel waren zum Löschen erlaubt. Allerhöchstens durften – im Namen des Herrn – Gegenstände wie besondere Holzteller ins Feuer geworfen werden.

Heute gibt es glücklicherweise mobile Feuerlöscher mit hochwirksamem Löschpulver, die jeder ganz einfach einsetzen kann, bis die Feuerwehr eintrifft. Das erste Gerät dieser Art kam vor 110 Jahren auf den Markt. Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg – über komplizierte, oft unwirksame und manchmal sogar gefährliche Konstruktionen.

Um 1720 etwa schufen Gelehrte in Deutschland und England fast gleichzeitig das wohl erste einigermaßen wirksame Instrument gegen Feuer: In einem Fass mit Wasser brachten sie eine abgeschirmte kleine Menge Sprengstoff zur Explosion. Wurde es nach dem Anzünden der Zündschnur rechtzeitig ins Feuer geworfen, konnten mit der schlagartig verteilten Flüssigkeit kleinere Brände gelöscht werden.

Nach einem ähnlichen Prinzip entstanden in den folgenden Jahrzehnten weitere Löschbomben-Modelle mit teils gewagten Füllungen. Darunter war etwa die mit Kohle, Salpeter und Schwefel gefüllte "Feuerlöschdose", deren Explosion Schwefeldioxid erzeugen und damit dem Feuer den Sauerstoff entziehen sollte. Sie funktionierte allerdings nur in geschlossenen Räumen.

#tbt – Throwback Thursday

(Bild: 

Djim Loic / Unsplash

)

Am letzten Donnerstag im Monat drehen wir die Zeit zurück und schauen auf spannende Ereignisse, verhängnisvolle Zufälle und pfiffige Menschen mit wegweisenden Ideen.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden dann die ersten Versuche mit Behältern durchgeführt, die nicht mehr zur Explosion gebracht werden mussten. Stattdessen enthielten sie ein Löschmittel, das unter Druck ausgetrieben wurde – ein Ansatz, der sich als wegweisend entpuppen sollte. Eine der ersten Konstruktionen dieser Art war ein äußerst kompliziertes Gerät, in dem – zunächst voneinander getrennte – Chemikalien zusammengeführt wurden, um durch die Reaktion Druck und damit für kurze Zeit einen Wasserdampfstrahl zu erzeugen.

1912 schließlich brachte die "Internationale Feuerlösch-Gesellschaft mbH", die heute unter dem Namen TOTAL Feuerschutz GmbH firmiert, den ersten modernen Feuerlöscher heraus. Sein patentiertes Verfahren kombinierte einen Kanister mit Natron (Natriumhydrogencarbonat) als Löschpulver und eine daran befestigte CO2-Druckpatrone. Das Pulver ersetzte die vorher üblichen Löschflüssigkeiten und -schäume und gab dem Gerät auch seinen Namen: "Schnell-Trocken-Feuerlöscher".

Das Besondere an dieser Entwicklung war zum einen die simple und gefahrlose Handhabung. Wurde an der CO2-Patrone ein Hahn aufgedreht, gelangte das Gas in den Kanister und trieb das Natronpulver aus. Das Löschmittel konnte viel besser dosiert werden und ermöglichte auch den Kampf gegen sonst schwierige Flüssigkeits- und Gasbrände.

Grundlage dieses Erfolgs war ein Missverständnis: Die Entwickler hatten geplant, dass die Löschwirkung durch das beim Verbrennen des Natrons entstehende Wasser und Kohlendioxid erfolgt. Tatsächlich reichten die Mengen dafür nicht aus; die Brände wurden aber trotzdem gelöscht, weil sich die winzigen Natronpartikel als Schicht auf die Glut legten und ihr so die Sauerstoffzufuhr abschnitten. Der Irrtum wurde erst Jahrzehnte später aufgeklärt.

In heutigen Pulverlöschern werden verschiedene Partikelarten eingesetzt. Die Geräte beherbergen zudem den Treibgasbehälter entweder im Löschmitteltank – dann strömt das Gas beim Öffnen eines Ventils zum Pulver (Aufladelöscher); oder das Gas – in dem Fall meist Stickstoff – befindet sich im Pulvertank, und das Löschmittel steht somit schon unter Druck (Dauerdrucklöscher). (jle)