Vor der Blutmahlzeit: Neues Hautöl soll Moskitobisse verhindern

Durch von Stechmücken übertragene Krankheiten sterben weltweit im Jahr eine Million Menschen. Der japanische Kosmetikkonzern Kao will mit einem Hautöl helfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen

(Bild: Photo by Erik Karits on Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Tue gutes und rede darüber: Der japanische Kosmetikkonzern Kao hat sich diese Marketingtugend in Thailand zu eigen gemacht. In diesem Monat startet das Unternehmen zusammen mit der Regierung ein Projekt, das bei der Eindämmung des gefährlichen Dengue-Fiebers helfen soll. Neben einer Aufklärungskampagne verschenkt das Unternehmen dazu ein neuentwickeltes Hautöl, das Moskitos, die diese Krankheit übertragen, abhalten soll.

Das Produkt "Bioré GUARD Mos Block Serum" setzt dazu ein Öl auf Silikonbasis ein, das Stechmücken das Landen auf der menschlichen Haut verleiden soll. Kao will damit zum globalen Kampf gegen das todbringendste Tier der Welt beitragen. Jährlich sterben rund eine Million Menschen an Malaria, Dengue-Fieber und anderen durch Moskitos übertragene Krankheiten.

Der Ansatz des Produktes nutzt das Benetzungsverhältnis der Mückenbeine für sich aus, welches das Landeverhalten des Tieres beeinflusst. Bei anderen Mitteln wie Glyzerin verhindert die hohe Oberflächenspannung, dass sich die Mücken beim Landen feuchte Füßchen holen, was Insekten nicht mögen.

Silikonöl hat hingegen eine niedrige Viskosität, so dass die Insekten beim Kontakt sofort ins Öl einsinken und noch vor dem Zustechen wieder starten. Das Ergebnis drücken die Kosmetikexperten 2020 in einer Studie so aus: Die Kontaktzeit der Mücken sei im Vergleich zu hydrophil-flüssig beschichteten Oberflächen verkürzt gewesen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Dies deute darauf hin, dass die Ölbeschichtung eine Fluchtreaktion auslöse, so Kao. "Auf der menschlichen Haut war die Kontaktzeit ausreichend kurz, um zu verhindern, dass die Stechmücken mit der Blutmahlzeit beginnen."

Das beobachtete Fluchtverhalten trat dabei durchweg bei mehreren hydrophoben Flüssigkeiten auf. Aber Silikonöl reizte das Unternehmen besonders, da es ohnehin oft in Körperpflegeprodukten angewendet wird. Und damit kennt Kao sich aus. Bei ihrer Forschung fanden die Japaner dann noch heraus, dass der rote Schweiß von Flußpferden eine ähnliche Wirkung hat.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Kaos Ansatz hat dabei Geschichte. Der Konzern wurde voriges Jahr bereits zum 15. Mal in die Liste der ethischsten Unternehmen aufgenommen, die das profitorientierte Ethisphere Institute führt. Allerdings steht Kaos Versuch, die Welt nicht zu verschönern, sondern zu verbessern, für einen breiteren Trend, der derzeit auch in Japan floriert. Einige Unternehmen richten ihre Produkt- und Innovationsstrategien daran aus, wie sie zur Lösung globaler Probleme beitragen – und gleichzeitig damit viel Geld machen können.

Der Toiletten- und Badezimmerausstatter Lixil entwickelt Billigklos mit Wasserspülung für Regionen, die kein fließendes Wasser kennen. Der Druckerhersteller Epson will seine Produkte so verändern, dass sie nicht nur klimaneutral sind, sondern auch den Kunden dabei helfen, weniger Treibhausgase zu emittieren. Und die Brauerei Kirin setzt künftig vor allem auf funktionale Gesundheitsdrinks, Nahrungsergänzungsmittel und Pharmaprodukte, die mit der Fermentation zu tun haben.

Das Stichwort ist nicht mehr CSR, Corporate Social Responsibility, zynisch gesagt das bloße Pflanzen von Bäumen, sondern CSV, Creating Shared Value. Das Konzept hat Michael Porter von der Harvard Business School entwickelt. Er setzt darauf, dass Unternehmen durch die Verbindung von Profitstreben mit sozialen Problemen sowohl Aktionären als auch Bürgern nutzen. Hautöl gegen Moskitobisse ist damit ein konkretes Beispiel dieser Strömung.

(jle)