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Vorstellung: Alpina XB7

Martin Franz
Alpina XB7

(Bild: Alpina)

Ein BMW X7 ist ein schon ein recht guter Provokateur, der weiter nachgeschärfte Alpina XB7 stellt ihn gerade in dieser Hinsicht in den Schatten.

Eigentlich macht der Alpina XB7 auf Basis des BMW X7 es Befürwortern, erst recht aber Kritikern allzu einfach. Bewunderung oder strikte Ablehnung, dazwischen lässt der Koloss keinen Raum. Glänzende Augen dürfte beide Seiten bekommen, die einen vor Wut und Ekel über ein SUV, das zuverlässig alle Klischees sattsam erfüllt, die anderen, weil ein in jeder Hinsicht mächtiger Wagen bei ihnen einen Will-Haben-Effekt auslöst.

Die technischen Daten legen offen, was hier bewegt werden muss und bei Bedarf auch ziemlich dynamisch kann. Leer wiegt der Alpina XB7 schon 2655 kg, wer die möglich Zuladung komplett ausschöpft, schiebt fast 3,3 Tonnen durch die Gegend. Mit 5,15 Meter Länge, 2,22 Metern Breite inklusive Außenspiegeln und nicht zuletzt 1,8 Metern Höhe steht da fraglos ein beeindruckend riesiges Auto. Als Antrieb dient ein 4,4-Liter-V8 mit nahezu quadratischer Auslegung von Bohrung (89 mm) und Hub (88,3 mm). Alpina verbaut nicht nur zwei Twin-Scroll-Lader, sondern insgesamt auch vier Kühler: Zwei für die Wasserkühlung des Motors, einen Getriebeölkühler und einen Ladeluftkühler. Die Kraftübertragung übernimmt eine modifizierte Achtgang-Wandlerautomatik von ZF.

Das Resultat dieses Aufwandes ist eine Leistung von 457 kW (621 PS) und ein maximales Drehmoment von 800 Nm zwischen 2000 und 5000/min. Trotz des Gigantismus bei Gewicht und Stirnfläche sind 4,2 Sekunden im Standardsprint und bis zu 290 km/h möglich. Nur um das einmal grob ins Verhältnis zu setzen: Einen BMW M340i, leer 900 kg leichter und sicher unverdächtig, irgendwie schwach auf der Brust zu sein, lässt ein XB7 hinter sich. Falls jemand noch nach einem Argument für den XB7 suchen sollte – er kann bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast ziehen und hat sieben Sitzplätze.

Alpina XB7 (0 Bilder) [1]

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Überreichlich Masse und Leistung ergeben in Kombination naheliegenderweise keine Verbrauchswerte, mit denen sich die Individualmotorisierung irgendwie verteidigen ließe. Im WLTP nennt Alpina 13,9 Liter. Ganz klar: Wer diesen Hünen dynamisch durch die Gegend steuern mag, könnte den 83-Liter-Tank schnell als zu klein empfinden. Der XB7 erfüllt die Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM [3].

Traditionell investiert Alpina einigen Aufwand in das Fahrwerk. Ausgehend vom Basisniveau lässt sich bis 30 km/h die Karosserie um 40 mm anheben. Im Sport-Modus oder ab einer Geschwindigkeit von 160 km/h senkt sie sich automatisch um 20 mm ab, ab 250 km/h und im Sport Plus-Modus um weitere 20 mm. Eine Hinterachslenkung schlägt die Räder bis ca. 60 km/h gegen-, darüber gleichgerichtet um jeweils bis zu 2,3 Grad ein.

Der BMW X7 [4] wird hierzulande vermutlich eine seltene Erscheinung bleiben, für den Alpina XB7 gilt das natürlich erst recht. 155.200 Euro schallt es selbstbewusst aus Buchloe, und wer mag, kann locker weitere 50.000 Euro für Extrawünsche drauflegen, unter anderem für eine großflächige Nobel-Lederbespannung des Interieurs, die knapp 12.000 Euro kosten soll. Der XB7 bleibt ein Traum, für einige ein meist unerreichbarer, für andere nur in Verbindung mit der Vorsilbe „Alp“. Auf den Märkten, für die SUVs dieser Art vorwiegend gebaut werden, sieht man die Sache vielfach entspannter. Die deutsche Diskussion darum, wie zeitgemäß ein Modell dieser Art ist [5], wird das kaum befrieden.

(mfz [6])


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[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Abgasnorm-Euro-6-Was-wichtig-wird-4600305.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Vorstellung-BMW-X7-4191915.html
[5] https://www.heise.de/autos/artikel/Kommentar-Pauschale-SUV-Daemonisierung-ist-verlogen-4533469.html
[6] mailto:mfz@heise.de