Wahlen mit App: Was man aus dem Iowa-Chaos lernen kann

Bei den Vorwahlen in dem US-Bundesstaat zeigte sich einmal mehr, wie wichtig die klassische Stimmabgabe auf Papier ist.

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Wahlen mit App: Was man aus dem Iowa-Disaster lernen kann

(Bild: roibu/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Patrick Howell O'Neill

Als Anfang Februar die ersten Stimmen bei den Präsidentschaftsvorwahlen der US-Demokraten in Iowa abgegeben wurden, sah anfangs alles nach einem ruhigen Abend aus. Die Menschen strömten in die Wahllokale und wählten. Doch als dann die Ergebnisse verkündet werden sollten, zeigte sich, dass nicht so war wie erhofft. Fehler in einer App, mit der die Wahlhelfer die Stimmen zusammentragen sollten, sorgten dafür, dass der Gewinner erst Tage nach dem Wahlabend verkündet werden konnte. Gleichzeitig brach auch noch ein telefongestützten Backup-System zusammen.

Die Offiziellen der demokratischen Partei versprachen, die Probleme zu bekämpfen und "Inkonsistenzen bei der Stimmberichterstattung" zu beheben. Man könne ausschließen, dass es sich um einen Hackerangriff auf das System handele, hieß es zunächst. Doch allein das Nachzählen der Papierstimmen von Hand brachte dann ein Ergebnis.

Der Vorfall zeigt, wie wichtig es war, dass es noch einen "Papertrail" für die Wahl gab. "Das ist eine klare Lektion", so Eddie Perez vom Open Source Election Technology Institute, der selbst einmal Manager bei einem Hersteller von Wahlmaschinen war. "Wenn es nicht diese papierbasierten Karten zur Präsidentschaftsvorwahl in Iowa gegeben hätte, gäbe es eine veritable Vertrauenskrise."

Doch die ist so schon da. Experten aus dem Bereich Wahltechnik und Sicherheit hatten schon zuvor gewarnt, dass elektronische Wahlsysteme weder sicher noch verlässlich genug sind, dass man sie uneingeschränkt einsetzen kann. In diesem Fall nutzte die demokratische Partei des Bundesstaates Iowa eine App, die hastig entwickelt worden war und die vorab nicht rigoros getestet wurde – und das, obwohl es anfangs viel Kritik gab. Das Angebot von Sicherheitsexperten der US-Bundesregierung, sie zu überprüfen, wurde abgelehnt. Der einzige Grund, warum die App-Probleme nicht zur Katastrophe führten, waren die "Backups" auf Papier.

"Ein papierbasiertes Wahlsystem reduziert nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass fremde Mächte in eine Wahl eingreifen, sondern verringern auch die Wahrscheinlichkeit, dass deren Integrität und die Genauigkeit des Endergebnisses gestört werden", meint David Levine von der Alliance for Securing Democracy, einem Thinktank aus Washington, DC. "Selbst wenn es sich um einen Unfall oder ein technisches Problem handelt, sollte ein papierbasiertes System den Wählern das Vertrauen geben, dass das Endergebnis stimmt – schließlich können es die Leute dann noch verifizieren."

Dennoch kam es bei den Vorwahlen in Iowa zu zahlreichen Spekulationen und Gerüchten. In sozialen Medien wurde gar von Donald Trumps Kampagnenchef behauptet, der Vorgang sei "manipuliert" worden. Levine fürchtet, dass solche Aktivitäten dafür sorgen, dass das Wahlvolk das Vertrauen in die Integrität von Wahlen verliert und damit auch in den demokratischen Prozess an sich.

"Dieses Vertrauen kann einen Einfluss darauf haben, ob die Leute wählen oder zuhause bleiben", meint er. Auch könne es dann dazu kommen, dass die Menschen das Wahlergebnis anzweifeln. "Das kann dann wiederum von unseren Gegnern verwendet werden, unsere Demokratie auszunutzen. Vertrauen in das Wahlsystem ist absolut kritisch."

Umso wichtiger ist es nun, dass die Offiziellen der Demokratischen Partei Iowas dafür sorgen, dass die eingesetzten Mittel überprüft werden. So etwas wie an dem schicksalshaften Wahlabend hätte erst gar nicht passieren müssen – besonders, wenn man versucht, den Wahlprozess mittels Hightech zu verbessern.

"Hätten die Demokraten in Iowa hier mehr Transparenz gezeigt, also mehr Informationen über die verwendete App, den Entwickler und den ganzen Prozess samt seiner Testverfahren, würden wir jetzt auf sichererem Boden stehen, was die Glaubwürdigkeit anbetrifft", sagt Perez. Transparenz sei "absolut kritisch", das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. "Wir leben in einem Zeitalter, in dem es leicht ist, Desinformation zu sähen, in dem man irgendetwas in den sozialen Medien behauptet." Die Demokraten in Iowa reagierten anfangs mit der Aussage, man vertraue seiner App.

(bsc)