Warum Google, Microsoft und Amazon auf Atomenergie setzen
Jahrelang feierten sich die großen Tech-Konzerne als Ökostrom-Champions, plötzlich kaufen sie Atomstrom und finanzieren Kernkraftwerke. Was steckt dahinter?

(Bild: KI, Collage c’t)
Am 28. März 1979 um 4 Uhr morgens fiel im Block 2 des Kernkraftwerks Three Mile Island in Pennsylvania die Kühlung aus. Aufgrund einer Reihe weiterer technischer Probleme und Bedienungsfehler überhitzte der Reaktorkern, die Brennstäbe begannen zu schmelzen und der Kern wurde weitgehend zerstört. Weil die Mannschaft im Kontrollraum die Kühlung wieder in Gang setzen konnte, blieb die Bevölkerung verschont – anders als 1986 in Tschernobyl und 2011 in Fukushima. Die USA waren an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.
Nun, 45 Jahre später, macht Three Mile Island wieder Schlagzeilen: Ende September 2024 verkündete Microsoft den Abschluss eines zwanzigjährigen Stromliefervertrags mit dem aktuellen Betreiber des Kraftwerks, Constellation. Der Abmachung zufolge wird Constellation den unbeschädigten, 2019 aus wirtschaftlichen Gründen abgeschalteten Block 1 des Kraftwerks im Jahr 2028 wieder in Betrieb nehmen, um Microsoft-Rechenzentren in der Region mit Strom zu versorgen.
- Amazon, Microsoft und Google werben damit, dass sie zu 100 Prozent erneuerbare Energie nutzen, doch tatsächlich kaufen sie auch konventionellen Strom ein.
- Um ihre Rechenzentren künftig rund um die Uhr mit klimafreundlicher Energie zu versorgen, nehmen sie die Risiken der Kernkraft in Kauf.
- Google und Amazon finanzieren die Entwicklung von Mini-AKW, die direkt neben Rechenzentren stehen könnten.
Der Neustart von Three Mile Island ist symbolträchtig, aber nicht der einzige Atomdeal von Big Tech: Amazon kaufte bereits im Frühjahr 2024 ein Rechenzentrum, das direkt neben einem anderen Kernkraftwerk in Pennsylvania steht und will sich Strom aus dem Kraftwerk sichern. Im September 2024 verkündete Amazon zudem mehrere Investitionen in Projekte zum Bau kleiner, modular aufgebauter Atomreaktoren in verschiedenen US-Bundesstaaten. Im Oktober folgte der dritte Tech-Gigant: Google meldete, ab 2030 ebenfalls Atomstrom aus solchen Mini-AKW beziehen zu wollen.
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