Wasseraufbereitung und Handy-Wäsche: Ein Waschbecken bei McDonald's zeigt's

Ein japanischer Hersteller umweltfreundlicher Handwäsche hat McDonald’s Japan mit Waschbecken beliefert. Der Clou ist ein Schlitz für Smartphones.

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Schlitz neben Waschbecken

(Bild: Sho Sawada / Twitter)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Ende Oktober landete der japanische Softwareingenieur Sho Sawada auf Twitter seinen größten Hit: 4,8 Millionen Mal wurde sein Filmchen geklickt, wie er bei McDonalds Japan sein Smartphone in einen Schlitz neben dem Handwaschbecken steckte.

Das Gerät verschwand, eine Klappe schloss sich. Dann leuchtete ein blaues Licht auf, um zeigen, dass in dem Schlitz auch etwas passiert. Tatsächlich wurde das Handy mit ultraviolettem Licht bestrahlt, um seine Oberfläche von Bakterien und Viren zu befreien.

"McDonald's verfügt heute nicht nur über einen Ort zum Händewaschen, sondern auch für die Smartphone-Wäsche", erklärte er dazu. Und das war nicht frei erfunden. Tatsächlich war der Einschub mit dem Schriftzug "Smartphone" versehen.

Bei dem neuartigen Waschbecken handelt es sich um keinen Marketinggag. Vielmehr hat das japanische Start-up Wota mit der Übertragung eines bisher eher privaten Trends der Handy-Desinfektion sein bereits innovatives, umweltfreundliches Handwaschbecken Wosh damit noch ein bisschen stärker aufgewertet.

Der Name des Start-ups ist dabei Programm: Wasser. Wota ist die klanglich latinisierte Form der japanischen lautlichen Umschrift für das englische Wort "Water". Und das Unternehmen entwickelt handliche Wasseraufbereitungsanlagen. "Unser Ziel ist es, die Gesellschaft von ihrer Abhängigkeit von großen zentralen Infrastrukturen zu befreien und den Übergang zu einer kleinen, dezentralisierten Gesellschaft der Wasserwiederverwendung zu beschleunigen", erklärt das Start-up.

Das erste Produkt war die Wota Box, ein kleiner rollbarer Kasten, der Wasser reinigen konnte. Im Herbst 2020 brachte Wota dann das tonnenförmige Waschbecken Wosh auf den Markt, das keinen Wasser-, sondern nur einen Stromanschluss braucht. Denn es handelt sich um ein Gerät mit einem geschlossenen Wasserkreislauf.

Das Abwasser wird dabei mit drei Filtern gereinigt. Und als besonderen Clou haben die Ingenieure dem Gerät auch pandemisch korrekt eine Smartphone-Desinfektion mitgegeben. Bisher kauften vor allem Privatleute kleine Kästen, um auch den Gegenstand zu reinigen, den der Homo Digitalis täglich wohl am häufigsten berührt.

Und so dachten die Ingenieure offenbar, dass die Handwäsche in der Moderne sinnvoller ist, wenn die Finger nach der Säuberung auch ein sauberes Smartphone berühren. Und plötzlich fanden sie einen Kunden – und globale Publizität.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

In einer neuen McDonald’s-Filiale in Urawa nördlich Tokios wurde im April das Waschbecken im Essbereich der ersten Etage aufgestellt. Durch die tischnahe Handwäsche wollte die Marktleiterin einen Kundenwunsch nach Reinlichkeit erfüllen. Denn bei McDonald's werden die Speisen ja mit den Händen verputzt.

Nur sind in dem Laden außerhalb von Klo und Küche im Erdgeschoss keine Wasseranschlüsse vorgesehen. Und so kam Japans größte Restaurantkette auf die Idee, Wosh von Wota zu mieten, da es für den Betrieb ja nur eine Steckdose braucht. Das hübsche Lichtspiel durch eine LED-Beleuchtung um das Waschbecken gibt sogar zusätzlichen Unterhaltungswert für die Kunden.

Nun muss sich beweisen, ob die Wota-Produkte auch die Versprechen der Ingenieure erfüllen. Durch den Einsatz von Sensoren und künstlicher Intelligenz wollen sie nicht nur 98 Prozent des Abwassers wiederverwenden können, deutlich mehr als Wasseraufbereitungsanlagen in der internationalen Weltraumstation. Der Prozess soll sogar um 93 Prozent billiger sein als bisher.

"Was wir anbieten, ist im Wesentlichen ein Betriebssystem für die Wasseraufbereitung", schreibt das Unternehmen, "In Zukunft könnten Wasseraufbereitungsanlagen auf der ganzen Welt ihre Prozesse mithilfe unseres patentierten Wasseraufbereitungs-OS vollständig automatisieren."

Damit der globale Sprung gelingt, hat sich das Unternehmen einen potenten Investor besorgt: Softbank Corp., das japanische Mobilnetz des großen japanischen Technikinvestors Softbank. Die Produkte können seither über Softbanks mobiles Internet Daten mit der Zentrale austauschen.

Darüber hinaus planen die Partner, gemeinsam mit anderen Firmen, zuerst in Japan, Infrastruktur aufzubauen. Als einen Markt denken sie an entvölkerte Gebiete und abgelegene Eilande des ostasiatischen Inselreichs, "die mit Problemen der Wasserinfrastruktur zu kämpfen haben."

(jle)