Wenn der Bing-User nach medizinischer Hilfe sucht

Forscher von Microsoft haben untersucht, ob sich in Suchanfragen in Bing Anzeichen von Krebserkrankungen erkennen lassen. Analysierte Muster in den Daten könnten, Risikopersonen dazu animieren, frühzeitig den Arzt zu konsultieren.

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Dumpfe Kopfschmerzen, Ziehen in der Brust oder Spannungen im Rücken – viele Menschen konsultieren bei diffusen Krankheitssymptomen gern zunächst eine Suchmaschine. Aus medizinischer Sicht ist das oftmals nicht zielführend: zu ungenaue Informationen kursieren in Foren und auf Ratgeberseiten. Falsche Eigendiagnosen und Selbstbehandlungen können die Folge sein. Dass aber die Daten aus medizinischen Suchanfragen trotzdem einen nützlichen Zweck haben können, zeigt die neueste Untersuchung von Microsoft-Forschern. In einer Studie legen sie dar, wie die Online-Suchen schon frühzeitig Hinweise auf ein Krankheitsbild geben könnten. Untersucht haben sie das am Beispiel von Bauchspeicheldrüsenkrebs, dessen erste Anzeichen oft unspezifisch sind und dessen Diagnose oft zu spät erfolgt. Analysierte Suchdaten könnten den Ausschlag geben, einen Arzt aufzusuchen, obwohl man den Besuch noch nicht für nötig hält.

Wie Eric Horvitz, Ryen White und John Paparrizos im Journal for Oncology Practice schreiben, haben sie mit einem Datensatz von 6,4 Millionen Anfragen gearbeitet. Aus den anonymisierten Daten filterten sie die Suchen heraus, bei denen sie von einer eindeutigen Diagnose ausgehen konnten, etwa "Bei mir wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert", "Warum habe ich Krebs in der Bauchspeicheldrüse bekommen?" oder "Mir wurde gesagt, dass ich Bauchspeicheldrüsenkrebs habe, was erwartet mich". Ausgehend davon durchsuchten sie die Suchhistorien über mehrere Monate zurück nach Anzeichen, die auf die Krankheit hinweisen. Dazu zählen etwa: unerklärlicher Gewichtsverlust, Bauchschmerzen oder dunkler Urin. Auch Risikofaktoren wie Alkoholabhängigkeit und Fettleibigkeit bezogen sie ein.

"Wir entdeckten Muster in den Suchanfragen, die das künftige Auftreten von Suchanfragen, die auf eine eindeutige Diagnose schließen lassen, voraussagen können", erklären die Autoren. "Wir konnten in 5 bis 15 Prozent der Fälle die Diagnose-Fälle identifizieren, mit extrem geringen Fehlerquoten von 1 zu 100.000."

Eine Online-Diagnose der Krankheit sei nicht das Ziel gewesen, betont Ryen White im Microsoft-Blog. "Das Ziel ist es, diejenigen zu ermutigen, den Arzt aufzusuchen, die das höchste Risiko aufweisen." Für das Microsoft-Team ging es mit der Untersuchung darum, eine Diskussion in der Medizin-Community anzustoßen, wie Suchdaten-Analysen eingesetzt werden können. Denkbar wäre beispielsweise eine Art Online-Warnmeldung für User, die ihre Zustimmung gegeben haben, wenn sich bestimmte Muster in den Suchanfragen erkennen lassen.

Bauchspeichdrüsenkrebs ist in Europa die sechshäufigste Krebserkrankung. 75 Prozent der Erkrankten sterben innerhalb des Jahres nach der Diagnose. (jle)