Wie Samsung in Südkorea seine Handy-Nutzer verliert

Bei jungen Koreanern hat Apple die Handys von Samsung abgehängt. Einer der Gründe dafür ist hausgemacht.

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Galaxy S9 von Samsung

Älteres Handy von Samsung.

(Bild: heise online/Dirk Knop)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

In Korea wird die diesjährige Produktschlacht zwischen den Smartphone-Giganten Samsung und Apple mit besonderer Spannung erwartet. Apple hat diese Woche sein neues iPhone 15 auf den Markt gebracht. Samsung hatte bereits im Juli mit den neuen Modellen seiner faltbaren Smartphones Galaxy Z Flip und Fold zwei Formfaktoren vorgestellt, vor denen Apple noch zurückschreckt. Die große Frage ist nun, ob Samsung mit seinen Innovationen einen gefährlichen Trend umkehren kann: den Verlust des Vorteils in seinem Heimatmarkt.

Der südkoreanische Elektronik-Konzern hat in den letzten Jahren ausgerechnet die Jugend Südkoreas an den Rivalen aus Kalifornien verloren und entwickelt sich zum Anbieter von Seniorenhandys. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup Korea vom Juli trugen zwar 69 Prozent der Befragten Samsung-Smartphones und nur 23 iPhones mit sich herum. Bei den unter 30-Jährigen war das Verhältnis jedoch in etwa umgekehrt.

Bei den jüngeren Koreanern (18 bis 29 Jahren) konnte Apple seinen Marktanteil auf 65 Prozent ausbauen. Samsung lag bei 32 Prozent. Bei den 30- bis 39-Jährigen hat sich Apple bereits einen Anteil von 41 Prozent gesichert, während sich Samsung mit 56 Prozent begnügen muss. Dafür dominiert Samsung bei den älteren Generationen umso mehr.

Dies zeigt, dass Samsungs Problem weniger in der Gegenwart als in der Zukunft liegt. Dem Unternehmen drohen in Südkorea, die Kunden wegzubrechen. Denn Südkoreaner sind bisher besonders markentreu. Sicher: Der Weltmarkt außerhalb Chinas ist grundsätzlich in zwei Smartphone-Welten aufgeteilt: Samsung nutzt Alphabets Betriebssystem Android, Apple sein eigenes iOS.

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Ziel der beiden Giganten ist es, die Kunden in ihre jeweilige Welt zu locken und sie so vom Wechsel zu einer anderen Handymarke abzuhalten. In den USA gelingt das jedoch nur teilweise. Laut einer Umfrage von Statista sind 34 Prozent der iPhone- und Galaxy-Kunden bereit, beim nächsten Kauf die Marke zu wechseln. In Südkorea hingegen wollen laut Gallup-Umfrage 90 Prozent der Kunden treu bleiben. Das bedeutet, dass die Eroberung von Kunden aus dem anderen Lager äußerst schwierig ist.

Ein Grund für die Trendwende hin zu Apple ist hausgemacht: Im März 2022 wurde bekannt, dass Samsung offenbar die Performance von mehr als 10.000 Apps und Spielen gebremst hatte. Das hat wahrscheinlich vor allem junge Menschen verärgert hat und half nicht unbedingt, die Beliebtheit von Samsung-Handys zu steigern.

Eine Umfrage von Counterpoint Research zeigt zudem, dass 85 Prozent der unter 30-Jährigen als erstes Smartphone ein Samsung-Handy hatten, oft auf Rat der Eltern. Doch mehr als die Hälfte von ihnen stieg bald auf ein iPhone um, und 76 Prozent wollen nicht mehr zurück in die Androidwelt. Die wichtigsten Gründe für den Markensprung waren laut dieser Umfrage Leistung, Markenimage und Apples Kameras.

Für Apple ist das mehr als ein Achtungserfolg. Mit einer Smartphone-Penetration von 97 Prozent ist Südkorea eines der wichtigsten Laboratorien für das mobile Internet der Zukunft. Der größere Marktanteil bei den Jugendlichen hilft Apple daher perspektivisch auch global. Der Samsung-Konzern, dessen große Chipsparte derzeit leidet, hat zu Hause eine andere Großbaustelle: Die Koreaner müssen versuchen, die eigene Jugend wieder für sich zu gewinnen.

(jle)