Wie Steinzeit-Menschen ihre Höhlen beleuchteten

Fackel, Lampe oder Lagerfeuer – spanische Archälogen haben Lichtausbeute und Effizienz der Lichtquellen unserer Vorfahren erforscht.

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Schon in der Steinzeit nutzten unsere Vorfahren solche mit Tierfett befüllten Steinlampen.

(Bild: © Medina-Alcaide et al, 2021, PLOS ONE)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Auf ein stolzes Alter von mindestens 45.000 Jahren werden die derzeit ältesten Höhlenmalereien auf der indonesischen Insel Sulawesi datiert. Auch in Spanien finden sich solche frühen Zeugnisse, die vor immerhin etwa 40.000 Jahre entstanden sind. Weitere Hinweise auf ein Höhlenleben unserer Vorfahren reichen sogar auf bis zu 400.000 Jahre zurück. Doch auf welche Lichtquellen konnten sich die Menschen der Steinzeit verlassen, um in den teils tiefen und völlig dunklen Höhlen hausen zu können?

Diese ungewöhnliche Frage stellten sich Ángeles Medina-Alcaide und ihre Kollegen von der Universität von Kantabrien im nordspanischen Santander. Auf der Basis früherer archäologischer Funde wählten sie drei verschiedene Lichtquellen – Lagerfeuer, Fackeln und mit Tierfett befüllte Steinlampen – aus, die sie nach den Vorlagen der bekannten Funde nachbauten. Danach analysierten sie Lichtausbeute und Brennverhalten aller Lichtquellen unter realistischen Steinzeit-Bedingungen in der Höhle Isuntza 1 im spanischen Baskenland.

Die einfachste Variante – ein Lagerfeuer aus Eichen- und Wacholderholz – erwies sich bei diesem Praxistest als eher enttäuschend. So erhellte das Feuer nur einen kleinen Umkreis von etwa drei Metern, qualmte stark und erlöschte schließlich nach nur einer halben Stunde. Offenbar reichte die Luftzufuhr in der Höhle für ein gleichmäßigeres und raucharmes Abbrennen nicht aus.

Mit einer Brennzeit von einer guten Stunde waren aus Sandstein geformte Lampen, gefüllt mit Tierfetten auf der Basis von Knochenmark von Kühen und Hirschen bei geringer Rauchentwicklung etwas zuverlässiger. Die mittlere Helligkeit von nur knapp vier Lux – vergleichbar mit einer Kerze – erhellte einen kleinen Umkreis von anderthalb Metern. Damit waren immerhin auch vorsichtige Erkundungen in das Dunkle der Höhle möglich.

Das meiste Licht spendeten Fackeln verschiedener Machart, die bis zu eine Stunde lang brannten. Diese fertigten die Höhlenlichtforscher aus verschiedenen Hölzern – Efeu, Wacholder, Eiche, Birke – und benetzten diese mit Kiefernharzen und Tierfetten. Mit einer Beleuchtungsstärke von bis zu 22 Lux reichte das Licht der Fackeln etwa drei Meter weit. Ließ die Helligkeit etwas nach, konnte man durch schnelles Schütteln eine schwächelnde Fackel rasch wieder aufflammen lassen. Die Rauchentwicklung – je nach Material mal weiß, mal rußig schwarz – beeinträchtige die Lichtausbeute dabei nur wenig.

Studien dieser Art geben neue Indizien, wie Steinzeitmenschen in ihren Höhlen gelebt haben könnten. Zur Erkundung nutzten sie wahrscheinlich aus mehreren dünnen, getrockneten Zweigen zusammengebundene Fackeln. Für die Beleuchtung eines Lagerplatzes könnten dagegen Fettlampen und ein Lagerfeuer ausgereicht haben, glauben die Forscher.

(bsc)