Wie Südkorea in die kommerzielle Raumfahrt einsteigen will

Am 24. Mai soll die südkoreanische Weltraumrakete Nuri erstmals Satelliten für Kunden in die Umlaufbahn schießen. Dahinter steht auch militärisches Kalkül.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Rakete Nuri

Rakete Nuri.

(Bild: KARI)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Kommerzielle Satellitenprogramme sind kein Privileg der etablierten Weltraumnationen mehr. Südkorea will nun am 24. Mai mit dem dritten Start seiner Weltraumrakete Nuri endgültig in den Club der Weltraumnationen aufsteigen. Die 47,2 Meter lange Rakete soll dann acht, in Südkorea hergestellte Satelliten in einen Orbit um die Erde schießen.

Lee Sang-ryool, der Präsident des Korea Aerospace Research Institute (KARI), benannte die strategische Bedeutung des nationalen Kraftakts: "In den vergangenen Jahrzehnten haben wir als Kunde an Weltraumprojekten teilgenommen, von nun an werden wir ein Anbieter von Raketenstarts sein.“ Ein Beispiel ist der Mondsatellit Danuri, der voriges Jahr an Bord einer Rakete des US-Weltraumunternehmens SpaceX in eine Umlaufbahn um den Erdtrabanten geschossen wurde.

Es hat lange genug gedauert, bis Südkorea so weit war. 2010 begann die Entwicklung der Weltraumrakete. 1,5 Milliarden Dollar und elf Jahre später scheiterte der erste Jungfernflug. Ein Jahr später, im Jahr 2022, stieß Südkorea dann mit einem erfolgreichen Transport von Testsatelliten nach der Sowjetunion, den USA, der Europäischen Union, China, Japan, Indien, Israel, Iran und Nordkorea in die Nationen vor, die Satelliten gestartet haben.

Aber Südkorea ist erst die siebte Nation, die über ein Tonnen schwere künstliche Trabanten in eine Umlaufbahn um die Erde befördern kann. Ob die Rakete wirklich preislich mit den bisherigen Angeboten mithalten kann, ist allerdings noch die Frage. Außer Frage steht jedoch die Bedeutung der Rakete für Südkoreas Wirtschafts- und Militärstrategen.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Zum einen will Südkorea durch die Entwicklung einer eigenen Weltraumwirtschaft langfristig von der vermeintlich kommenden Erschließung des erdnahen Weltraums, des Mondes und vielleicht des Planeten Mars profitieren. Immerhin haben mehr als 300 Forschungsorganisationen und Unternehmen an der Entwicklung der Rakete teilgenommen. Darunter befinden sich auch Großkonzerne, die den Weltraum als zusätzliche Einnahmequelle für ihre zivilen und militärischen Geschäfte sehen.

Das Unternehmen Korea Aerospace Industries, das auch Kampfflieger und Hubschrauber produziert, hat den Bau der Rakete geleitet. Hyundai Heavy Industries, dessen Werften auch Kriegsschiffe exportieren, war für die Startrampe zuständig. Hanwha Aerospace, der nach einer Fusion mit einem Munitionshersteller globalen Rüstungskonzernen wie Lockheed Martin Konkurrenz machen möchte, hat die Motoren für den dritten Flug hergestellt.

Zum anderen geht es auch um militärische Anwendungen des eigenen Raumfahrtprogramms. So hat die Regierung offen erklärt, dass sie auch Überwachungssatelliten ins All schießen will. Damit sollen die Militärs mit eigenen Augen im All die selbsterklärte Atommacht Nordkorea beobachten können, die den Süden mit einem wachsenden Arsenal von Atomwaffen und Raketen bedroht.

Das Risiko ist allerdings hoch. Schlägt der Start am 24. Mai fehl, verzögert sich die weitere Entwicklung des eigenen Raketenprogramms. Das hat gerade der Nachbar Japan bei seiner größeren Weltraumrakete H3 erlebt. Das 67 Meter lange Transportmittel soll der Falcon 9 von SpaceX Kunden abjagen. Nur schlug der Jungfernflug im März fehl. Japans Weltraumbehörde Jaxa sagte daher vorerst die geplanten Starts der bisherigen H2A-Trägerrakete ab. Zuerst wird nach der Ursache für den Fehlstart der neuen Rakete gesucht.

(jle)