Wie smarte Traktoren auch für Kleinbauern bezahlbar werden sollen

Globale Landmaschinenhersteller entwickeln autonome Geräte für Großbauern. In Japan wird an preiswerteren Varianten für asiatische Kleinbauern getüftelt.

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Das japanische Unternehmen Kubota arbeitet mit dem Grafikkartenhersteller Nvidia und Start-ups zusammen, um Landmaschinen smart zu machen. Künftige Robotertraktoren könnten dann die älter werdenden Landwirte unterstützen.

(Bild: Kubota)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Kölling

Selbstfahrende Landmaschinen werden für die Großbauern in Europa und den USA zur Realität. Der deutsche Traktorhersteller Claas hat bereits mit dem Vertrieb des AgBots begonnen, ein schweres fahrerloses Gerät mit 156 PS. Der amerikanische Konkurrent John Deere wird Ende des Jahres folgen. Der japanische Hersteller Kubota setzt neben Großtechnik auch auf einen anderen Weg: Er versucht, mit erschwinglicher Technik die Heerscharen asiatischer Kleinbauern in die smarte Landwirtschaft zu führen, die keine Verwendung für Riesentraktoren haben.

Der neueste Schachzug der Japaner ist ein Bausatz zum Nachrüsten für bestehende Traktoren. Dafür haben sich die Japaner das kanadische Start-ups AgJunction gekauft, das ein solches System entwickelt hatte. Es handelt sich dabei um eine Antenne mit hochpräziser Ortung und einer Steuereinheit für das Lenkrad, mit dem der umgerüstete Alttraktor selbst auf wenige Zentimeter genau die Spur halten kann.

Damit wollen die Japaner ein Problem bei der technologischen Aufrüstung der Landwirtschaft in Japan lösen: den Preis. Kubota verkauft neben großen teilautonomen Maschinen, darunter auch Mähdrescher und Reispflanzer, bereits seit 2016 einen Kleintraktor mit 28 PS, der selbstständig die Spur halten kann und so den Fahrer entlastet. Nur entwickelte der sich nicht zum Renner, da er vielen Landwirten mit fünf Millionen Yen (34.000 Euro) zu teuer war.

Die Umrüstung bestehender Traktoren wird hingegen nur 1,65 Millionen Yen (11.000 Euro) kosten. Durch diese preiswerte Lösung erhofft sich Kubotas Management, bis 2030 wenigstens zehn Prozent der Landmaschinen in Japan in smarte Geräte zu verwandeln.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Das Beispiel unterstreicht ein Dilemma bei der Debatte um Precision Farming: Die Lösungen in westlichen Ländern gehen schlicht am Bedarf der globalen Mehrheit der Landwirte vorbei. Industrielle Agrarbetriebe wie in den USA oder auch in Deutschland, die Großgeräte benötigen, gibt es in vielen asiatischen Ländern kaum. Selbst in Japan überwiegt die Kleinfelderwirtschaft.

Die durchschnittliche Hofgröße in Asiens ältester Industrienation beträgt 1,8 Hektar. Und die zerfallen oft in kleinere Felder, die über die gesamte Gemeinde verteilt sind. Nur auf der nordjapanischen Insel Hokkaido beträgt die durchschnittliche Anbaufläche 28 Hektar – ein Witz verglichen mit norddeutschen Höfen.

Dazu kommt in Japan noch ein anderes Phänomen: die Alterung: 70 Prozent der nur noch 1,7 Millionen Bauern sind bereits über 70 Jahre alt. Damit haben sie zwar einen hohen Bedarf, ihre schwindende Arbeitskraft durch Automatisierung zu stärken, aber in der Regel kaum genügend Geld, dies auch zu tun.

Noch mehr Technik dürfte folgen. Kubota hat nicht nur jüngst ein großes Forschungszentrum eröffnet, das nun verstärkt autonome Technologien entwickeln soll. Es arbeitet auch mit dem Grafikkartenhersteller Nvidia und Start-ups zusammen, um künstliche Intelligenz in die Landmaschinen zu integrieren. So will das Unternehmen ebenfalls einen Robotertraktor entwickeln.

Die Konkurrenz schläft nicht, nicht einmal in Japan. Der Lokalrivale Yanmar schickt auch schon halbautonome, fernsteuerbare Maschinen auf die Felder. Nun hat das Unternehmen in Frankreich einen kleinen Sprüh-Roboter für Weingüter entwickelt, der auch japanische Reben bearbeiten kann.

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Ein anderer Hersteller, der sich um Kleinbauern kümmert, ist der Technikkonzern Panasonic. Eine Ausgründung des Konzerns hatte nicht nur ein Exoskelett technologisch abgespeckt, um daraus eine mechanische Pflückhilfe für Obstbauern zu entwickeln, die die Arme unterstützt. Dieses Jahr unterstützte Panasonic auch ein Projekt der Schweizer Hochschule ETH Zürich.

In ihrem Rowesys-Projekt, das inzwischen in Lonomy umbenannt wurde, entwickeln die Wissenschaftler einen kleinen Roboter, der autonom Unkraut jäten kann. Damit wollen sie den Einsatz von Pestiziden senken. Zwei Aspekte hat das hüfthohe 210 Zentimeter lange Gerät mit Kubotas Idee autonomer Kleintraktoren gemein: Es handelt es sich um ein kleines Gerät, das sich auch für kleine japanische Gemüsefelder eignet. Zweitens zeigt das Projekt, dass die einst verschlossenen japanischen Unternehmen nicht mehr alle Produkte selbst entwickeln wollen, sondern immer aggressiver Ideen einkaufen.

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(jle)