Willkommen im Hacker-Hostel!

Günstige Betten in Mehrbettzimmern bieten Hostels weltweit an. Solche Unterkünfte sind bei jungen Menschen, speziell Backpackern, besonders beliebt. Eine kleine amerikanische Gästehauskette namens Chez JJ gewährt jedoch ausschließlich Nerds Einlass.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hannah Fuchs

Auf den ersten Blick wirkt alles gewöhnlich: Etagenbetten, ein Frühstücksraum und Gemeinschaftswaschräume auf den Gängen. Aber es liegt etwas in der Luft – viel Startup-Atmosphäre und noch mehr Wi-Fi. Die Hostelkette Chez JJ, mit Häusern in San Francisco, Menlo Park und Mountain View, hat sich auf eine ganz spezielle Zielgruppe spezialisiert. Nerds, Hacker und IT-Profis – diese Gattung Mensch belagert hier die Räume.

Diese Gruppe ist männlich, um die 20 und verbringt den Großteil des Tages im Hostel - vor ihrem Laptop. Denn den Stopp in der Herberge legen sie nicht aufgrund von Reisen ein, oder um eine günstige Unterkunft für 40 Dollar die Nacht zu haben, sondern vielmehr um unter ihresgleichen zu sein. Der 29-jährige Justin Caden ist beispielsweise Softwareentwickler und wohnt in einem der Hacker-Hostels, während er an einem Biotech-Startup arbeitet. "Die intellektuelle Inspiration, die man hier bekommt, ist unvergleichbar", sagte er gegenüber derNew York Times über seinen aktuellen Wohn- und Arbeitsplatz. Wenn man etwas entwickeln möchte, was die Welt verändern soll, müsse man sich mit den richtigen Leuten umgeben, so der junge Revoluzzer.

Nerds seien eben gerne unter sich, sagt auch Jade Wang, die die Hostelkette Chez JJ zusammen mit einer Freundin ins Leben gerufen hat. Das Motto ihres Gästehauses kommunizieren sie dementsprechend genau auf Airbnb.com, einem weltweiten Marktplatz für die Buchung von Unterkünften: "Wir sind ein Hacker-Herberge für reisende Unternehmer und Entscheidungsträger. Hier können Sie in die Hacker-Community von San Francisco integriert werden! Yay!"

Dass ein falscher Eindruck der Programmierer, Forscher und Wissenschaftler im Hostel entsteht, möchte Wang jedoch vermeiden: "Es ist nicht so, dass Nerds zwingend seltsame Leute sind. Befindet sich eine normale Person in einem Raum voller Nerds, wäre sie diejenige, die seltsam ist."

In Deutschland hätte diese Art von Hacker-Hort wohl weniger Zulauf. Im Silicon-Valley dagegen, einem der bedeutendsten Standorte der IT- und High Tech-Industrie weltweit, sieht das anders aus. MassDrop ist beispielsweise ein Projekt, das bereits hinter den Türen von Chez JJ entstanden ist. Die Entwickler, Steve El-Hage und Nelson-Wu, lebten für zwei Monate im Hostel. Mit ihrem Startup wollen sie durch Einkäufe mehrerer Personen besonders günstige Preise bieten können. Mittlerweile wohnen sie zwar nicht mehr im Hostel, haben aber schon ihren ersten Angestellten eingestellt: Ein Gleichgesinnter aus dem Hostel. Man darf gespannt sein, welche weltverändernde Technik und Entwicklungen die Hacker-Hostels in Zukunft noch hervorbringen. ()