"Wir sind überzeugt, dass 3D-Druck in Zukunft zu einem Fertigungsverfahren wird"

Der weltweit führende Anbieter von 3D-Software, Autodesk, sieht in der Integration von Design und Fertigung den zukünftigen Trend in der verarbeitenden Industrie.

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Von
  • Chen Ying

Der weltweit führende Anbieter von 3D-Software, Autodesk, sieht in der Integration von Design und Fertigung den zukünftigen Trend in der verarbeitenden Industrie.

Patrick Williams ist Senior Vice President von Autodesk.

Technology Review: Herr Williams, was ist der Zukunftstrend in der verarbeitenden Industrie?

Patrick Williams: Wir sind überzeugt, dass 3D-Druck in Zukunft zu einem Fertigungsverfahren wird. Design und Fertigung werden zu einem integrierten Prozess.

TR: Verwenden produzierende Unternehmen in China überhaupt 3D-Technologien? Und welche Besonderheiten gibt es im Vergleich mit anderen Regionen?

Williams: Das produzierende Gewerbe ist für uns der wichtigste Bereich auf dem chinesischen Markt. 40 Prozent der produzierenden Unternehmen benutzen 3D-Modellierungstechnologien, was unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Es gibt einen wichtigen Trend, der das Niveau chinesischer Unternehmen in der 3D-Technologie illustriert: Derzeit verlegen viele japanische Spritzguss-Firmen ihren Standort nach China.

Egal ob Präzisionsinstrumente, elektronische Apparate oder Haushaltswaren – China ist in der Lage, komplizierte und fortschrittliche Emulations- und Simulationsprodukte herzustellen. Das war vor zehn Jahren unvorstellbar. Damals wurden von japanischen Unternehmen nur relativ einfache Herstellungsverfahren nach China outgesourct, während komplexe und präzise Kernfertigungstechniken noch in Japan verblieben. Heute jedoch sind die chinesischen Simulationstechnologien auf Augenhöhe mit den japanischen oder haben sie bereits übertroffen.

TR: Wer nutzt die 3D-Simulationstechnologie?

Williams: Die unterschiedlichsten Branchen. Mithilfe der 3D-Modellierungstechnologie haben wir beispielsweise vor einiger Zeit in Kooperation mit einem relativ bekannten chinesischen Alkoholhersteller das Problem lösen können, dass die Flaschendeckel beim Transport relativ leicht auseinanderbrachen. In der Simulation wurde die Flüssigkeitsbewegung während des Transports berechnet, um alle beim Transport auftretenden Druckverhältnisse exakt zu kalkulieren und gemäß dieser Daten den erforderlichen Deckel zu entwerfen.

TR: Sie erwähnten gerade die Verlegung japanischer Formenbauer nach China. Im vergangenen Jahr konnten wir ein historisches Tief des produzierenden Gewerbes in ganz Japan beobachten, einschließlich der beiden Großkonzerne Sony und Toshiba. Hat dies ernste Auswirkungen auf Ihr Geschäft in Japan?

Williams: Ganz im Gegenteil! Obwohl die japanische Industrie große Verluste erlitten hat, haben wir dieses Jahr auf dem japanischen Markt ein Wachstum von 20 Prozent erreicht. Durch die sinkenden Kosten für den Einsatz von Hightech sind in wirtschaftlichen Krisenzeiten mehr Unternehmen bereit, die von uns entwickelte Technologie zu nutzen.

Außerdem bedeutet das Absacken der japanischen Industrie keine Verkleinerung des Entwicklungspotenzials des gesamten produzierenden Gewerbes, sondern ist ein Problem der Geschäftsstrategie einzelner Unternehmen – ihre Produktlinien sind zu breit gefächert. Ich denke, in Zukunft werden sich japanische Unternehmen anpassen können. Große Unternehmen müssen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

TR: Ihrem Mitte November veröffentlichten Geschäftsbericht haben wir entnommen, dass die Gewinne im dritten Quartal 2012 um 60 Prozent zurückgegangen sind. In welchen Ländern fand der enorme Nachfragerückgang statt? Besonders interessiert uns die Situation auf dem chinesischen Markt.

Williams: Betrachtet man den gesamten Markt, hat es in der Tat eine massive Abschwächung gegeben. Die Situation ist in jeder Region jedoch sehr unterschiedlich. In China hatten wir dieses Jahr ein zweistelliges Wachstum, und die erzielten Erträge erreichten im zweiten Quartal einen historischen Höchststand. Der chinesische Markt ist stark aufgestellt.

Die Nachfrage ist hauptsächlich in Brasilien und Indien zurückgegangen. Der Grund sind allgemeine wirtschaftliche Bedingungen und Abwertung der Währungen. Abgesehen davon entwickelt sich das globale Geschäft sehr positiv. (bsc)