Wohnung als Festung

Schutz gegen Einbrüche ist eines der Hauptmotive für die Anschaffung eines Smart Home. Die Systeme tricksen sogar professionelle Langfinger aus.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Bernd Müller

Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt rasant – von 120.000 im Jahr 2010 auf 160.000 in 2015. Und der Trend hält an. Doch wie soll man sich schützen? Erstmal durch passive Maßnahmen, rät die Polizei, also mit zusätzlichen Riegeln an den Fenstern. Das verlängert die Zeit, bis die Täter in die Wohnung gelangen, viele lassen dann ab und suchen sich ein anderes Opfer.

Ist dieser Grundschutz installiert, sollten Bewohner über einen aktiven Schutz nachdenken. Sensoren für Glasbruch oder Sirenen zur Abschreckung von Einbrechern sind immer noch beliebt. Doch die klassischen Alarmanlagen sind nicht sonderlich intelligent und die Zahl der Fehlalarme ist hoch. Hier kommen Smart-Home-Systeme ins Spiel. Sie beziehen das Thema Sicherheit nahtlos in die Heimautomatisierung ein. Interessant sind hier Systeme, die Mechanik mit Elektronik kombinieren, etwa die Sicherheitsfenster von Schüco. Sie sind mechanisch robust und haben darüber hinaus Sensoren, die beim Verlassen des Hauses offene Fenster melden. Auf Knopfdruck lassen sich alle Fenster schließen. So bleiben Diebe draußen und bei Sturm schließen sich die Fenster sogar selbst.

Abschreckend auf Diebe wirkt Licht im Haus. Zeitschaltuhren, die Stehlampen nach einem Zufallsmuster ein- und ausschalten und Anwesenheit vortäuschen, sind besser als nichts. Ein Smart Home, das automatisch Lichtszenarien beherrscht, ist hier aber im Vorteil. Es schaltet das Licht koordiniert in verschiedenen Räumen, dimmt die Helligkeit, regelt die Lichtfarbe, auch wenn niemand anwesend ist. Das verunsichert Diebe, im Zweifelsfall scheuen sie das Risiko, von den Bewohnern überrascht zu werden.
Abschreckend sind für viele die Preise solcher integrierten Lösungen. Vor allem Mieter werden sich kein System zulegen, das eine aufwändige elektrische Installation erfordert. Hier eignen sich Gadgets, wie sie Netatmo anbietet. In diesem Jahr will der französische Hersteller eine Sirene auf den Markt bringen, die wie ein schicker Wandlautsprecher aussieht. Sie arbeitet mit Netatmo Welcome zusammen, einer Kamera mit Gesichtserkennung, sowie den Netatmo Tags, Sensoren für Fenster und Türen. Erfasst die Kamera einen Unbekannten, beginnt zunächst ein leiser Alarm, der Besitzer erhält eine Nachricht und ein kurzes Video aufs Smartphone.

Auch vor Feuer, nicht nur vor Einbrüchen, sollte man sich schützen. Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 400 Menschen bei Bränden, die meisten weil sie im Schlaf überrascht und von den Verbrennungsgasen betäubt werden. Rauchmelder sind deshalb heute in den meisten Bundesländern Pflicht. Der Feuermelder vonNetatmo kann mehr als laut piepsen. Er schickt eine Nachricht aufs Smartphone, in Verbindung mit Apples Homekit schalten sich die Lichter im Haus ein. Der Feuermelder soll um die 100 Euro kosten. Aufwändigere Alarmanlagen oder Smart-Home-Systeme, die ähnliches leisten, sind erheblich teurer.

Die Gadgets von Netatmo stecken in schicken Gehäusen, so wird Sicherheit nicht so aufdringlich wie eine rote Warnlampe im Blechgehäuse an der Hauswand. Fast schon menschlich sind soziale Roboter wie Jibo oder Pepper (s. Artikel Seite IV), die mehr Komfort und natürliche Interaktion mit der Technik erlauben. Jibo wie aus dem Gesicht geschnitten ist Hugo, ein sozialer Bot aus dem Hause Hubble Connected. Mit seinem beweglichen Kugelkopf und dem überdimensionalen Augenlid sieht Hugo ein bisschen aus wie der traurige Roboter Marvin aus dem Bestseller „Per Anhalter durch die Galaxis“. Hugo nutzt die Spracherkennung Alexa aus Amazons Echo. Der freundlichste Butler der Welt, nennt ihn sein Hersteller. Doch der Schein trügt. Hinter seinem überdimensionalen beweglichen Augenlid verbirgt sich ein Kameraauge, das das Haus im Blick behält, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind. Klar, Hugo taugt auch als Babyphon, aber das ist nur eine Einsatzmöglichkeit. Bei Geräuschen, Bewegungen und außergewöhnlichen Temperaturen schickt Hugo eine Nachricht aufs Smartphone, die Ereignisse werden intern gespeichert. Hugo ist wie ein Wachhund, der niemals einen Knochen braucht und keine Hundesteuer kostet. (jle)