Umfrage: Unternehmen unzufrieden mit der DSGVO
Einer Umfrage zufolge ĂĽberwiegen fĂĽr die meisten deutschen Unternehmen der Informationswirtschaft die Nachteile durch Umsetzen der Datenschutz-Grundverordnung.
Große Unzufriedenheit herrscht bei Unternehmen der deutschen Informationswirtschaft mit der im Mai vor zwei Jahren in Kraft getretenen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO): Laut einer repräsentativen Umfrage des Leibniz-Zentrums für Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sehen gerade einmal knapp fünf Prozent der befragten Unternehmen mehr Vor- als Nachteile durch den neugeregelten Schutz personenbezogener Daten. Für jedes zweite Unternehmen überwiegen dagegen die Nachteile. Die Unternehmen beklagen vor allem, dass sich die Geschäftsprozesse verkompliziert hätten und der Arbeitsaufwand durch die Umsetzung der Vorgaben stark gestiegen sei. Befragt wurden im März dieses Jahres 600 Unternehmen der Informationswirtschaft.
Am besten schnitt die DSGVO bei Unternehmen der ITK-Branche (Informations- und Kommunikationstechnologien) ab. Hier gaben rund 62 Prozent der ITK-Hardwarehersteller und 58 Prozent der ITK-Dienstleister an, dass positive und negative Aspekte sich die Waage hielten oder sogar positive Aspekte überwiegen. Bei den Medien- und wissensintensiven Dienstleistern waren weniger als die Hälfte der Unternehmen dieser Ansicht.
Kompliziertere Prozesse, mehr Arbeitsaufwand
Im Detail verkomplizierten sich die Geschäftsprozesse insbesondere durch die umfassenden Anpassungen der Informationspflichten und der Betroffenenrechte sowie beim Umsetzen der neuen Konzepte Privacy-by-Design und Privacy-by-Default. Über kompliziertere Geschäftsprozesse klagen rund 60 %, über den erhöhten Arbeitsaufwand über zwei Drittel der Unternehmen.
Bei mehr als der Hälfte der Unternehmen schlugen außerdem zusätzliche Kosten für Mitarbeiterschulungen sowie ein gestiegener Bedarf an externer Beratung zu Buche. Einige sehen sogar eine Gefahr für die eigene Geschäftstätigkeit. So bremst die DSGVO für 24 Prozent der Unternehmen Innovationen, 13 Prozent sehen den Einsatz neuer Technologien wie der Künstlichen Intelligenz erschwert oder verhindert.
Nicht alles schlecht
Doch nicht nur Negatives hatten die befragten Unternehmen zu berichten: 36 Prozent von ihnen gaben an, dass ihre Prozesse im Zuge der Umsetzung überprüft und optimiert wurden. Bei 29 Prozent der Unternehmen wurden die Verfahren zur Verarbeitung der Daten standardisiert. Eine erhöhte Rechtssicherheit indes, mit der viele gerechnet hatten, blieb zumindest für jedes fünfte Unternehmen aus. Und auch der Wettbewerbsvorteil für EU-Unternehmen auf internationalen Märkten ist nach Ansicht einiger Unternehmen (fünf Prozent) nicht eingetreten. Einige weitere Details finden sich auf der Webseite des ZEW.
Mit der Datenschutz-Grundverordnung beschäftigen sich derzeit auch diverse Wirtschaftsverbände. Insbesondere beklagen mehrere von ihnen den hohen Aufwand und die Kosten für die Umsetzung und fordern zumindest in der derzeitigen Krisensituation eine Lockerung der DSGVO-Vorgaben. (ur)