Pro & Contra: Spielt Apple fair?

App-Anbieter sehen sich durch Apples strikte Vorgaben und Umsatzbeteiligung im Nachteil und drohen mit Preiserhöhungen für iPhone-Nutzer. Apple hält dagegen, jeder kostenpflichtige Dienst müsse etwas zum App Store beisteuern.

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Artikel aus Mac & i Heft 2/2019, S. 7

Apples strikte App-Store-Regeln fördern kleine Indie-Entwickler, findet Wolfgang Reszel.

Apple bietet mit dem App Store eine einfache und sichere Plattform, über die Entwickler mit wenig Aufwand Apps verkaufen können. Dass jene, die darüber Geld verdienen, Apples Dienstleistung entsprechend bezahlen, halte ich für angemessen. Diese Querfinanzierung erlaubt es Hobbyprogrammierern, kostenlose Apps gebührenfrei in den Store zu stellen.

Dass Anbieter die Bezahlung digitaler Inhalte nicht bewerben dürfen, wenn sie diese nicht über Apples In-App-Käufe abwickeln wollen, scheint mir gerechtfertigt zu sein. Ich sehe auch keinen Widerspruch, wenn das Unternehmen bei Apple Music für Android die Bezahlung selbst abwickelt und an Google keine Provision zahlt. Schließlich geschieht dies ganz legitim im Rahmen von Googles Play-Store-Regeln. Der Internetriese wird sich das schon gut überlegt haben.

Klar setzt Apple – wie jeder andere Hersteller auch – seine Privilegien im eigenen Kosmos durch. Wenn die Kalifornier ihre eigenen Angebote bevorzugt behandeln, ist das ihr gutes Recht. Solange Android einen Marktanteil von über 80 Prozent hat, sehe ich auch keinen Monopolmissbrauch, dem die Kartellbehörden nachgehen sollten.

Wenn jetzt einige Anbieter Abos nur außerhalb der App bewerben, wie Netflix, oder Apples Umsatzbeteiligung mit erhöhten Preisen wieder hereinholen, wie YouTube Premium, sollen sie das tun. Ich glaube, dass die Anwender schon herausfinden, wie sie direkt an die Inhalte kommen und den Apple-Aufschlag umgehen.

Mir als Nutzer bringt es jedenfalls Vorteile, dass sich alle an die Regeln halten mĂĽssen. Ich kann meine Abos zentral verwalten und monatlich kĂĽndigen. Zudem bekomme ich keine abstrusen Vertragsbedingungen untergejubelt und muss nur einer Stelle meine Bank- und Kontaktdaten anvertrauen. Wenn Apple also sein Hausrecht durchsetzt, geschieht das nicht nur eigennĂĽtzig, sondern auch in meinem Sinne. (wre)

Leo Becker meint, dass Apples Vorgaben in erster Linie dem Konzern dienen – statt dem Nutzer.

Dass Apple für die Dienstleistungen im App Store einen Anteil einfordert, ist natürlich legitim. Über die Höhe der Provision von bis zu 30 Prozent lässt sich zwar streiten, der Knackpunkt liegt aber woanders: Wer digitale Dienste in einer App verkaufen möchte, muss dafür Apples Bezahlschnittstelle integrieren. Anbieter, die das verweigern, dürfen in ihren Apps nicht auf ihre eigenen (externen) Abos hinweisen. Das kann ich nur als knallharte Wettbewerbspolitik bezeichnen, im Sinne des Nutzers jedenfalls ist es nicht – denn der muss schließlich mühsam selbst herausfinden, wie er an sein gewünschtes Abo kommt.

Die Android-App von Apple Music zeigt anschaulich, dass Apple zwar Wasser predigt, selbst aber Wein trinkt: Statt Googles Bezahlschnittstelle zu verwenden (und damit Google an jedem Apple-Music-Abo mit bis zu 30 Prozent zu beteiligen), ermöglicht die App das Anlegen einer Apple-ID und darüber das Bezahlen des Abonnements direkt bei Apple. Das ist einfach für Nutzer, Diensteanbietern wie Spotify unter iOS aber strikt untersagt. Fair geht anders.

Höchste Zeit also, dass Apple hier einlenkt – am besten bevor eine Regulierungsbehörde es erzwingt. Mit eigenen Diensten tritt der Konzern in direkte Konkurrenz zu immer mehr Apps von Drittanbietern. Sie sind auf dem iPhone ohnehin benachteiligt, weil sie anders als die von Apple nicht prominent in vorinstallierten System-Apps stecken. Deshalb sollte der App Store – als einziger Handelskanal für iOS-Apps – populäre Dienste nicht zusätzlich benachteiligen, die auf über einer Milliarde iPhones und iPads präsent sein wollen.

Als Konsequenz des Ganzen werden Dienste entweder teurer auf dem iPhone, weil sie Apples Provision durchreichen (YouTube Premium), sie lassen sich nur umständlich extern buchen (Netflix, Spotify) – oder sie werden gar nicht erst aufs iPhone gelassen (Steam Link). Die Verlierer sind die Nutzer. (lbe)

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