Interne Untersuchung: FBI wollte Apple verfrüht zu iPhone-Entsperrung zwingen

Die US-Bundespolizei hat einer Untersuchung zufolge nicht alle Optionen ausgeschöpft, das iPhone des Attentäters von San Bernardino zu entschlüsseln. Stattdessen wurde versucht, Apple zu zwingen, Schutzmechanismen in iOS außer Kraft zu setzen.

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FBI

Das Wappen des Federal Bureau of Investigation (FBI).

(Bild: dpa, Tim Brakemeier/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

Das FBI hat 2016 voreilig versucht, Apple zur Entwicklung einer Software zu zwingen, die einen Brute-Force-Angriff auf die Codesperre des iPhones ermöglichen sollte – und so Zugriff auf verschlüsselten Daten verschaffen kann. Die Strafverfolgungsbehörde schöpfte nicht “alle möglichen technischen Optionen” aus, bevor sie die Beihilfe des Herstellers per Gerichtsbeschluss durchsetzen wollte, wie aus einer internen Untersuchung durch den Inspector General des US-Justizministeriums hervorgeht.

Die für Krypto-Analyse zuständige Einheit des FBI habe zwar versucht, das iPhone des Attentäters von San Bernardino selbst zu knacken, sei daran aber gescheitert und habe deshalb schnell auf Entsperrbeihilfe durch Apple gedrängt, heißt es im Untersuchungsbericht. Zugleich habe eine andere Einheit der Bundespolizei die Hilfe einer externen Firma bei der Entsperrung angefordert – dies sei intern aber unzureichend kommuniziert worden.

Zwischen den verschiedenen Abteilungen habe schließlich Uneinigkeit geherrscht, ob man für die Entsperrung überhaupt eine externe Lösung heranziehen sollte: Eine leitende FBI-Agentin äußerte in einer Befragung die Sorge, der Chef der Krypto-Einheit habe gar keine technische Lösung finden wollen, um stattdessen die gerichtliche Verfügung gegen Apple zu erwirken – und damit ein Software-Tool des Herstellers zu leichteren Entsperrung zu erhalten.

Der Leiter der Krypto-Abteilung habe sich frustriert und enttäuscht gezeigt, als ihm von einer anderen Abteilung mitgeteilt wurde, dass doch eine externe Entsperrmethode für das iPhone gefunden wurde. Nachdem ungenannte Dritte dann den Zugriff auf die Daten des iPhone 5c ermöglicht hatten, zog das FBI die Anordnung gegen Apple zurück – nach einem mehrwöchigen öffentlich ausgetragenen Streit. Ein “Mangel an Koordination” habe dazu geführt, dass dies erst relativ spät erfolgte, hält der Bericht fest und fordert das FBI nun dazu auf, die interne Kommunikation und Koordination zu verbessern.

Das Ergebnis der Untersuchung könnte neue Anläufe der Behörde erschweren, Hersteller mit gerichtlichen Beschlüssen zur Beihilfe bei der Smartphone-Entsperrung zu zwingen. Medienberichten zufolge haben US-Strafverfolgungsbehörden jüngst einen weiteren Anlauf unternommen, Mechanismen für einen “außergewöhnlichen Zugriff” auf verschlüsselte Geräte zu entwickeln – sowie eine juristische Grundlage dafür zu schaffen. Die Schlüssel zum Gerät des Kunden an Dritte auszuhändigen würde “neue und gefährliche Schwachstellen in die Produktsicherheit injizieren”, warnte Apples Softwarechef Craig Federighi Anfang der Woche.

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(lbe)