Spam-Melde-App abgelehnt: Indische Regulierungsbehörde wirft Apple “Kolonialisierung von Daten” vor

Apple will angeblich eine App nicht auf das iPhone lassen, die es indischen Nutzern ermöglicht, Spam-Anrufe direkt an die für den Telekommunikationsmarkt zuständige Behörde zu melden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Cook

Apple-Chef Tim Cook bereiste 2016 zum ersten Mal in seiner Amtszeit Indien.

(Bild: dpa, Divyakant Solanki)

Lesezeit: 2 Min.

Apples mitunter langwieriger Zulassungsprozess für den App Store hat in Indien scharfe Kritik ausgelöst: Der Konzern sei “nutzerfeindlich” und betreibe eine “Kolonialisierung von Daten”, erklärte Ram Sewak Sharma, Chairman der indischen Regulierungsbehörde für den Telekommunikationsmarkt (Trai), gegenüber der Times of India, weil Apple eine Spam-Melde-App der Behörde seit einem Jahr nicht auf das iPhone lassen will. Während Google die Android-Version der “Do-Not-Disturb”-App (DND) unterstützt, habe Apple nur “diskutiert, diskutiert und diskutiert”, aber nichts unternommen, so Sharma.

Apple verletze durch die Nichtzulassung das Recht des Nutzers, seine Daten freiwillig mit der Behörde oder anderen zu teilen, führte der Trai-Chairman gegenüber der Zeitung aus, “das nennen wir Daten-Kolonialisierung”. Datenschutz und Sicherheit seien natürlich wichtig, aber es gehe “um die grundsätzliche Frage, wer die Daten besitzt”, so Sharma, jeder Nutzer müsse die Freiheit haben, seine Daten teilen zu können.

Die DND-App soll Nutzern ermöglichen, unerwünschte Anrufe und SMS-Nachrichten direkt an die Regulierungsbehörde zu melden. Welche Einwände Apple konkret gegen die App angeführt hat, ist nicht bekannt.

Aus Sicherheits- und Datenschutzgründen erlaubt iOS den Apps von Dritt-Anbietern generell keinen direkten Zugriff auf die zentrale Anrufliste sowie SMS-Nachrichten des Nutzers. Seit iOS 10 können Entwickler aber eine von Apple bereitgestellte API nutzen, um Spam-Anrufe zu ermitteln – und unterdrücken. Mit iOS 11 soll eine ähnliche Funktion für SMS-Nachrichten folgen. Warum die Behörde den von Apple bereitgestellten Weg nicht gewählt hat, bleibt unklar.

Indien zählt zu Apples wichtigsten Wachstumsmärkten. Der Konzern hat in diesem Jahr damit begonnen, ein erstes iPhone-Modell lokal produzieren zu lassen. Berichten zufolge soll die Produktion des für Anfang 2018 erwarteten iPhone SE 2 komplett in Indien erfolgen. (lbe)