US-Polizei nutzt angeblich Finger von Toten zur schnellen iPhone-Entsperrung

Bei US-Strafverfolgern ist es einem Bericht zufolge inzwischen “relativ üblich”, den Fingerabdruck von Toten zum einfachen Zugriff auf iPhones einzusetzen – die Verstorbenen könnten schließlich nicht mehr auf Datenschutz pochen.

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Touch ID

Die Fingerabdruckerkennung TouchID ist seit Jahren Teil des iPhone.

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Um schnell an verschlüsselte iPhone-Daten zu gelangen, greifen US-Strafverfolger angeblich auch auf die Finger von Toten zurück: Es sei inzwischen “relativ üblich”, den Fingerabdruck von Toten vor Ort zur Entsperrung ihres iPhones per Touch ID einzusetzen, berichtet Forbes unter Verweis auf Polizeikreise. Diese Methode werde etwa im Falle einer Drogen-Überdosis eingesetzt, um auf dem iPhone des Opfers nach Informationen über den Dealer zu suchen.

Die Praxis werde von manchen Juristen als legal angesehen, da der Verstorbene nicht mehr auf Datenschutz pochen könne, schreibt Forbes – deshalb sei in diesem Fall auch kein Durchsuchungsbeschluss erforderlich, heißt es bei Polizisten.

Diese Methode reicht dem Bericht zufolge rund anderthalb Jahre zurück: Nach einem terroristischen Angriff an der Ohio State University hätten FBI-Agenten das iPhone des erschossenen Attentäters per Fingerabdruck entsperren wollen, es sei der erste bekannte derartige Fall. Die Wartezeit für die nötige Autorisierung sei allerdings so lange gewesen, dass das iPhone bereits wieder die Eingabe des Codes verlangt habe – das Gerät wurde letztlich von Forensikern geknackt. Touch ID wird nach 48 Stunden ohne iPhone-Entsperrung (oder nach einem Neustart) automatisch deaktiviert, dann lässt sich das Gerät nur noch mit Kenntnis des Codes öffnen.

Sicherheitsforscher demonstrierten im vergangenen Jahr eine Entsperrung des iPhone X per Maske – mit aufgeklebten Fotos der Augen.

(Bild: Bkav)

US-Strafverfolger setzen seit längerem darauf, das iPhone direkt per Touch ID öffnen zu lassen, etwa indem lebende Verdächtige auf juristischem Wege dazu gebracht werden, ihren Finger auf den Sensor aufzulegen. Durch die seit iOS 8 an den Code des Nutzers geknüpfte Verschlüsselung ist es zunehmend schwierig an die iPhone-Daten zu gelangen, allerdings gibt es immer wieder Forensikfirmen, die eine Entsperrung anbieten oder Tools für Brute-Force-Angriffe auf den Code bereitstellen können.

Die Polizei interessiert sich dem Bericht zufolge ebenso dafür, die Gesichtserkennung Face ID des iPhone X zur schnellen Entsperrung einzusetzen. Man könne das System bei Toten etwa durch das Aufkleben von geöffneten Augen austricksen, erklärte ein Sicherheitsforscher gegenüber dem Magazin – Face ID erfordert standardmäßig bei der Gesichtserkennung, dass der Besitzer mit geöffneten Augen auf die Kamera blickt. Es gebe bislang aber noch keinen Beweis, dass Strafverfolger diese Methode bereits eingesetzt hätten.

(lbe)