Vorwurf der FaceTime-Sabotage: Apple wird Sammelklage nicht los

Apples Versuch, die Sammelklage einer iPhone-Nutzerin für ungültig erklären zu lassen, ist im ersten Anlauf gescheitert. Dem Konzern wird vorgeworfen, die Videochatfunktion in einer älteren iOS-Version gezielt "zerstört" zu haben.

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FaceTime

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Die US-Sammelklage, die Apple eine gezielte FaceTime-Sabotage auf iPhone 4 und iPhone 4s zur Last legt, wird fortgesetzt: Die zuständige Richterin Lucy Koh hat Apples Versuch, die Klage für ungültig erklären zu lassen, nun zurückgewiesen, wie Ars Technica berichtet (Aktenzeichen 17-CV-00551 am United States Disctrict Court, Northern District of California, San Jose Division).

Keinen der von Apple vorgebrachten Einwände lies die Richterin gelten, darunter das Argument des iPhone-Herstellers, der Videotelefoniedienst sei sowieso kostenlos – ein Wegfallen der Funktion könne die Kläger also gar nicht schädigen und Nutzer hätten sowieso kein “Recht auf eine ständige, unterbrechungs- und fehlerfreie Funktion” des Dienstes. FaceTime ist “eine Funktion des iPhones” und damit ein “Bestandteil der Kosten des iPhones”, für die die Klägerin beim Kauf mitbezahlt hat, hielt Richterin Koh in ihrer Begründung dagegen. Apples Verweis auf die Nutzungsbedingungen ließ die Richterin ebenfalls nicht zu, da es sich bei dem Fehler gerade nicht um einen temporären Aussetzer bei der Bereitstellung eines Dienstes handelte.

Nutzer eines iPhone 4 mussten auf iOS 7 aktualisieren, um FaceTime weiter nutzen zu können.

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte)

“Apple zerstörte FaceTime”, um einen finanziellen Vorteil zu erzielen und Übertragungsgebühren zu reduzieren, schreibt die Richterin weiter. Und obwohl der Konzern wusste, dass FaceTime mit Absicht deaktiviert wurde, haben man den Nutzern gegenüber erklärt, ein Bug habe die Videotelefoniefunktion lahmgelegt.

Die im Februar eingereichten Klage dreht sich um den FaceTime-Funktionsverlust, der seit April 2014 auf iPhone 4 und iPhone 4s mit iOS 6 auftritt. Um Geld zu sparen und ein laufendes Patentverfahren zu umgehen, habe Apple die FaceTime-Verbindungstechnik mit iOS 7 umgestellt und zugleich einen "Plan ausgeheckt, um mehrere Millionen Nutzer zum Update zu zwingen", führt die Klägerin an – obwohl der Hersteller gewusst habe, dass der Umstieg auf iOS 7 für Besitzer dieser iPhone-Modelle "hochgradig problematisch" ist, da das Update unter anderem zu "Langsamkeit und Abstürzen" führen könne.

Am 16. April 2014 erklärte Apple, ein Fehler durch ein abgelaufenes Zertifikat könne dazu führen, dass sich keine FaceTime-Telefonate mehr führen lassen. Um den integrierten VoIP-Dienst wieder nutzen zu können, war ein Update fällig. Nutzer, die bewusst auf iOS 6 verblieben waren, mussten damit zwangsläufig auf iOS 7 aktualisieren, wenn ihr Gerät das unterstützt – so wie das iPhone 4 und iPhone 4s. iOS 6.1.6 veröffentlichte Apple ausschließlich für das iPhone 3GS sowie den iPod touch der vierten Generation, die iOS 7 nicht mehr installieren konnten. (lbe)