LattePanda ausprobiert: Einplatinen-Computer mit Windows 10 und Intel-CPU

Windows-Fans aufgepasst: Dieser kleine Kerl ist nur etwas größer als ein Raspberry, läuft aber mit Windows 10 Home und hat einen Arduino Leonardo mit an Bord. Damit entwickelt man bequem Software für Mikrocontroller und muß nicht auf andere Windows-Programme verzichten.

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LattePanda Anschlüsse

Intel-PC und Arduino Leonardo auf einem Board

(Bild: LattePanda)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Heinz Behling
Inhaltsverzeichnis

Wenn man einen Computer braucht, der mobil ist, klein genug, um in Eigenbaugeräte zu passen und dann auch noch stromsparend ist, greift man meist zum Raspberry. Aber dann muss man auch Linux mögen. Gut, inzwischen gibt es auch für Linux Programme für nahezu jeden Anwendungsfall. Aber oft leider nur für Intel-Prozessoren. Bei Computern mit ARM- und anderen Prozessoren fehlen entweder Treiber, Quellcodes für das jeweilige Linux oder es hapert anderswo. Das ist jetzt vorbei. Denn der LattePanda ist kaum größer als ein Raspi, hat aber einen Intel-Prozessor, verträgt daher die Intel-Linux-Versionen und auch Windows 10. Kompilierprobleme sollten damit beseitigt sein. Doch dazu später noch mehr.

LattePanda ausprobiert (7 Bilder)

Die Anschlüsse des LattePanda

Mehr Anschlüsse hat ein Netbook auch nicht: 3 mal USB, davon einer als USB 3.0, HDMI, Ethernet, Display und Touchscreen, Mikro-SD-Card, 20 Arduino-GPIOs, 6 Intel-GPIOs sowie WLAN und Bluetooth 4.0. Bonus sind sechs dreipolige Stecker für Sensoren, die als Zubehör inklusive passendem Kabel erhältlich sind. Einen SATA-Stecker sucht man aber vergebens.
(Bild: LattePanda)

Auf der nur 88 × 70 Millimeter großen Platine finden sich alle Anschlüsse, die auch aktuelle Netbooks bieten. Und genau wie den meisten Netbooks fehlt auch dem LattePanda ein SATA-Stecker. Festplatten und SSDs lassen sich daher nur via USB 3.0 anschließen. Auf dem Board werkelt eine eMMC mit wahlweise 32 oder 64 GByte, die in den Benchmarks einen Tick schneller war als die des Konkurrenten Up Board (siehe Make: 5/16). Ähnliche Ergebnisse ergaben die Benchmark-Tests für den Speicher (2 oder 4 GByte) und die CPU (siehe Tabelle). Als Prozessor werkelte beim Testexemplar ein Intel SoC x5-Z8350 mit 1,44 GHz. Der Hersteller preist allerdings als Prozessor einen Intel Z 8300 mit 1,8 GHz an.

Die weitere Austattung:

  • HD-Graphics-400-Videoprozessor
  • 2 oder 4 GByte RAM
  • 32 oder 64 GByte eMMC
  • Bluetooth 4.0
  • WLAN (mit Anschluss für externe Antenne)
  • Arduino Leonardo onboard
Test LattePanda Up Board Pine64 (SD) C2 (SD) C2 (eMMC) Pi 3 (SD)
sysbench 15,2 s 16 s 7,9 s 6,2 s 6,2 s 48 s
hdparm cached reads 1328 MB/s 1298 MB/s 638 MB/s 800 MB/s 840 MB/s 605 MB/s
hdparm buffered disk reads 124,7 MB/s 115,8 MB/s 19,2 MB/s 34 MB/s 144 MB/s 21 MB/s
mbw mem cpy 1606 MiB/s 1530 MiB/s 842 MiB/s 1500 MiB/s 1464 MiB/s 890 MiB/s
mbw dump 1616 MiB/s 1540 MiB/s 837 MiB/s 1470 MiB/s 1470 MiB/s 964 MiB/s
mbw MCBLOCK 4414 MiB/s 3950 MiB/s 2225 MiB/s 2980 MiB/s 2910 MiB/s 1342 MiB/s

Wer Software für Mikrocontroller entwickeln möchte, bekommt den ATmega 32u4 in Form eines Arduino Leonardo gleich mit auf der Platine. Auch er kommuniziert über einen COM-Port mit dem Windows-Computer. Leider meinte jedoch Windows, die Nummer dieses Ports ohne ersichtlichen Grund zwischendurch auch mal ändern zu müssen. Befand sich das Leonardo-Board zunächst an COM1, fand es sich später an COM4 und kurz danach an COM5. Da die bereits vorinstallierte Arduino IDE von diesen spontanen Änderungen nichts mitbekam, präsentierte sie dann nur Fehlermeldungen nach dem Kompilieren. Und noch etwas störte uns beim Arduino: Er liess sich nicht ausschalten. Auch wenn Windows heruntergefahren war und sich der Intel-Teil abschaltete, werkelte der Arduino weiter. Da hätte sich doch sicher noch ein Plätzchen für einen Schalter finden lassen. So kann man nur den Mikro-USB-Stecker des Netzteils ziehen.

Wenn beim Transfer eines Programms auf den Arduino ein Problem auftritt, liegt es meist daran, dass sich die Nummer des Ports von 1 auf 4, manchmal auch auf 5 geändert hat. Dieser Fehler trat immer mal wieder spontan ohne erkennbare Ursache auf.
Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Laut Hersteller sollte das Netzteil, mit dem der LattePanda via Micro-USB-Buchse versorgt wird, mindestens 2000 mA liefern können. Im Test bereiteten solche Netzteile aber manchmal noch Probleme. Besser ist eine Stromquelle, die 2500 mA liefern kann. Wichtig ist auch das USB-Kabel: Seine Leiter müssen einen ausreichenden Querschnitt haben, um diesen Strom auch ohne nennenswerte Spannungsabfall zur Platine zu bringen. Leider erhält man jedoch kaum Angaben darüber beim Kauf eines Kabels. Man sollte daher zumindest auf große Kabellängen verzichten. Der Stromverbrauch des kleinen Computers lag bei knapp 3 Watt im Standby, bei laufendem Windows im Leerlauf bei 5 Watt und etwas über 8,5 Watt bei Videowiedergabe. Dazu kommt noch der Strom, den der Arduino nebst Beschaltung zieht sowie die Geräte an den USB-Buchsen. Klar, dass dann ein 2000 mA-Netzteil an und über seine Grenzen geht.

Auf unserem Testgerät mit 2 GByte RAM/64 GByte eMMC war Windows 10 Home installiert, das sich jedoch wegen mangelnder digitaler Lizenz und fehlendem Productkey nicht aktivieren ließ. Beim Online-Aktivierungsversuch wird man auf den Microsoft-Shop verweisen. Dort kann man für 135 Euro eine Lizenz erwerben. Auf Nachfrage beim Händler DFRobot in China erhielten wir die Antwort, dass der Hersteller ein Abkommen mit Microsoft abgeschlossen hätte, das dieses Vorgehen erlaubt. Da uns solche eine Shareware-artige Windows-Installation fremd war, haben wir bei der Pressestelle von Microsoft nachgefragt, ob solch ein Vorgehen legal sei. Die verwies uns auf die Internetseiten des Windows-Herstellers. Dort erfuhren wir: "Eine rechtsverbindliche Auskunft darüber kann Microsoft nur erteilen, wenn das entsprechende Produkt an Microsoft eingeschickt wird. Bei im Ausland gekauften Produkten muss man es zur Microsoft-Vertretung im jeweiligen Land einsenden." Da der Rückversand nach China den Artikel vermutlich um Wochen verzögert hätte, glaubten wir der Zusicherung des Herstellers.

Windows 10 ist zwar auf dem LattePanda installiert, aber die Lizenz dafür ist nicht enthalten. Daher scheitert der Aktivierungsversuch. Man ist also gezwungen, eine Windows-Lizenz zusätzlich zu kaufen. Da wird es dann teuer.

Kurz nach Abschluss des Tests fand sich ein deutscher Händler. Der Shop nodna.de bietet den LattePanda (2/32 GByte) für 154,95 Euro inklusive Windows-Lizenz und für 114,95 Euro ohne Lizenz an. Den großen Panda (4/64 GByte) gibt es nur ohne Lizenz für 194,95 Euro. Bei DFRobot kostet der Lattepanda ohne Windows-Lizenz 111,43  Euro, bzw. 139,52 Euro. Der 4/64-GByte-Panda schlägt somit inklusive Original-MS-Windows-Lizenz locker mit 325 Euro zu Buche. Das ist eine Menge Geld für dieses Maschinchen.

  • Der Lattepanda wurde uns von DFRobot zum Testen zur Verfügung gestellt.

(hgb)