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Fernheizung

Projekte Andreas Schwarz

Mit dieser Bastelei ist es möglich, über das Telefon die Solltemperatur in zwei Räumen zu ändern. Weiter wird dafür gesorgt, dass die Gastherme nur dann Gas verbrennt, wenn in einem der Räume Wärmebedarf besteht.

Zutaten
Schrott:
Neuteile:

Beschreibung
Für mich als Techniker im Außendienst und mit unregelmäßigen Arbeitszeiten stieß die zeitgesteuerte Heizungsregelung an ihre Grenzen. Entweder wurde vor dem späten Feierabend sinnlos geheizt oder es war am frühen Feierabend zu kalt.

Um das Ziel des Projektes etwas einfacher zu erreichen, habe ich teilweise auf fertige Baugruppen aus dem Schrott zurückgegriffen. Das ist zum einen der Teil aus einem Modem, an dem die Telefonleitung angeschlossen wird, und zum anderen ein MFV-(DTMF-)Empfänger, der von einer Steuerplatine einer größeren Telefonanlage der vorletzten Generation stammt. Beides wurde kurzerhand aus den Platinen herausgesägt und als "Modul" wiederverwendet.

Als Grundträger dient eine Lochrasterplatine 160 × 235. Der NF-Übertrager, Relais und die Optokoppler (OC) des Modems wurden vor dem Sägen entfernt und fanden auf der Grundplatine ihren Platz, ebenso der DTMF-Empfänger, der am Übertrager angeschlossen die Töne der Telefontasten auswertet und zusammen mit dem Dekoder wie einzelne Tastenimpulse ausgibt.

Das Modem-Fragment gibt über einen OC bei jedem Ruf auf der Telefonleitung ein Signal aus, welches über eine Logik zum "Abheben" (per Jumper einstellbar: "sofort", nach 2, 3, … Rufen) für 20 Sekunden führt. Diese Zeit wird bei jedem eintreffendem DTMF-Signal wieder auf 20 Sekunden gesetzt. Das "Abheben" wird durch das Relais gesteuert. An dieser Stelle setzt auch die Türklingel an, die ebenfalls über einen OC gekoppelt ist. Ein Signal führt zum "Abheben". Mein TK-System nimmt das zum Anlass, alle Telefone für diese Dauer läuten zu lassen.

Für die Stromversorgung kommen auch nur Schrott-Komponenten zum Einsatz, deren Herkunft nicht mehr nachvollziehbar ist (Kondensatoren, 7805 und 7812, Gleichrichter und ähnliches mehr).

Bei der Wahl der Raumthermostaten habe ich auf getrennte Nacht/Tag-Tasten geachtet. In jedem Raumthermostat wurde ein doppelter OC an die Tag- und Nacht-Taste gelötet und über RJ45-Buchsen zugänglich gemacht. Andere "Module", ebenfalls auf Lochraster-Platinen und steckbar auf der Grundplatine, beherbergen weitere Logik, die verschiedene Abhängigkeiten ermöglichen.

In der Praxis nutze ich nur eine: Die Gastherme soll einschalten, wenn einer der beiden Thermostaten meldet, dass die Solltemperatur geringer ist als das Soll. Zusätzlich werden im entsprechendem Zimmer die Ventile der Heizkörper geöffnet: Diese werden mit 24 Volt bestromt, werden warm und öffnen das Ventil mittels eines Bi-Metalls.

Von Ferne benutze ich nur noch die Einstellmöglichkeiten für "Tag" (21 Grad) und "Tag" (17 Grad) für die beiden Zimmer. So kann ich auf dem Heimweg von meinem letzten Kunden des Tages entscheiden, ob ich das Wohnzimmer zum Relaxen oder das Hobby-Zimmer zum Weiterbasteln warm haben will. Die Fahrzeit des Heimweges reicht für die Anhebung der Temperatur meist aus. Der größten Effekt ist in den Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst zu verzeichnen: Heizt sich die Wohnung durch die Sonne auf (beide Zimmer liegen auf der Südseite), hat die Gastherme Pause (ist aus).

Inzwischen hat auch meine Frau den Nutzen erkannt und sich die Nummer der Steuerung in ihr Handy gespeichert (Stichwort: WAF) und will auch nicht mehr darauf verzichten.

Das Projekt entstand 2001/2002 und funktioniert bis heute störungsfrei – ich hätte die Module nicht steckbar ausführen müssen. Als ich fertig war, kam bei ELV ein ähnliches Projekt mit Funk-Komponenten auf den Markt, aber egal: war ja fast kostenlos dank Elektronikschrott. (pek [1])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1745618

Links in diesem Artikel:
[1] mailto:pek@ct.de