Die Woche: Die Androiden kommen

Derzeit bricht eine wahre Flut von Android-Geräten über den Markt herein. Aber was macht Android für die Hersteller von Smartphones und anderen mobilen Internetgeräten so attraktiv?

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Embedded Linux ist eigentlich ein alter Hut: Unternehmen wie Lineo Solutions, LynuxWorks, MontaVista, Sysgo und die Intel-Tochter Wind River bieten schon seit Jahren spezielle Linux-Systeme für Embedded Systems von der Maschinensteuerung bis zur Settop-Box an. Und auch für internetfähige Handys – pardon, Smartphones – und sonstige Mobilgeräte gibt es diverse Linux-Versionen, vom OpenMoko-Projekt über den Telko- und Telefonhersteller-Verband LiMo bis zu Nokias Maemo, Palms WebOS und der Intel-Entwicklung Moblin.

Und trotzdem ist der große Durchbruch von Linux auf Smartphones und Web-Gadgets bislang ausgeblieben, sieht man von einigen Motorola-Smartphones, Nokias Maemo-Geräten, dem Palm Pre und den ersten Netbooks ab. Motorola verkauft seine Linux-Smartphones fast nur in Asien, Nokias N900 und seine Vorgänger sind Nischenprodukte geblieben, Netbooks laufen mittlerweile überwiegend unter Windows.

Aber mit Android scheint alles anders zu werden. Acer, Dell, HTC, Huawai/T-Mobile, LG, Motorola, Samsung und natürlich Google verkaufen bereits Android-Smartphones; weitere Geräte sind von diesen Herstellern, aber auch unter anderem von Lenovo und Sony-Ericson angekündigt. Und auf der am vergangenen Wochenende zu Ende gegangenen CES überboten sich die Hersteller geradezu mit Android-Ankündigungen über die Smartphones hinaus: Dell, Freescale und Nvidia zeigten Web-Tablets, Spring Design einen E-Book-Reader, HP ein Smartbook. Weitere Android-Geräte sind bereits verfügbar oder angekündigt.

Was macht das Google-System für die Gerätehersteller so viel attraktiver als die ja durchaus vorhandene Linux-Konkurrenz? Zunächst einmal ist Android für moderne Smartphones im iPhone-Stil und andere mobile Webgeräte konzipiert – da können die klassischen Embedded-Linux-Systeme, die eher in Richtung Steuerung, Multimediageräte oder Netzwerk-Infrastruktur zielen, nicht mithalten. Maemo und WebOS als Produkte direkter Konkurrenten im Smartphone-Markt dürften sowieso nicht in Frage kommen, und Moblin ist zu eng mit Intel-Hardware verbandelt.

Zudem ist Android "echte" Open Source. Das erleichtert den Herstellern nicht nur die Portierung auf eigene Hardware und die beliebige Anpassung des Systems, sondern spart auch Lizenzkosten – wichtig in einem Markt, in dem sich die Preise konstant nach unten bewegen. Andererseits garantiert die von Google initiierte Open Handset Alliance, ein Firmenkonsortium von Telkos, Hardwareanbietern, Telefonherstellern und Software-Firmen, die Weiterentwicklung. Der Entwicklungsprozess ist aber auch für Nicht-Mitglieder der OHA offen, was ein guter Kompromiss ist zwischen einem reinem Community-Projekt wie OpenMoko und einer geschlossenen Veranstaltung wie LiMo und eine dynamische, aber trotzdem zielgerichtete Entwicklung fördert.

Hauptfaktor für die Beliebtheit von Android dürfte allerdings Google als treibende Kraft hinter dem Betriebssystem sein. Google verfolgt mit Android nämlich vor allem ein Ziel: eine attraktive Plattform für mobile Internet-Geräte zu schaffen. Und genau das ist, was auch die Gerätehersteller wollen – wenn auch aus ganz anderen Motiven. Wenn sich viele Internet-fähige Android-Geräte verkaufen lassen, ist beiden gedient: Die Hersteller verdienen Geld, Google vergrößert den Markt für seine Internet-Angebote.

Und Google ist es gelungen, Android zu einer Marke aufzubauen – einer der wenigen, die neben dem iPhone einen Namen haben im Smartphonemarkt. Wer geht heutzutage schon in den Handyladen und fragt gezielt nach einem Handy von – sagen wir – Samsung? Oder einem mit Symbian? Kein Wunder, dass so viele Hersteller auf den Android-Zug aufspringen. (odi) (odi)