Die Woche: Linux ist für alle!

Zahlreiche Firmen arbeiten an der Entwicklung des Linux-Kernels mit – zu ihrem eigenen Vorteil, aber auch zum Vorteil der Anwender.

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Diese Woche hat die Linux Foundation eine Studie vorgelegt, die den Entwicklungsprozess des Linux-Kernels analysiert. Darin finden sich eine Reihe von Details zu den Beiträgen einzelner Programmierer; etwa, dass von den rund 1000 Entwicklern die aktivsten zehn alleine für 15 Prozent der Code-Beiträge verantwortlich zeichnen.

Interessanter ist aber, wenn man sich ansieht, bei welchen Firmen die Entwickler angestellt sind – und das sind mindestens drei Viertel aller Kernel-Hacker. Die meisten Beiträge kommen von den beiden großen Linux-Distributoren Red Hat und Novell. Auf Platz drei folgt IBM, ebenfalls unter den Top 20 befinden sich die Systemanbieter SGI und HP. Intel gehört zu den fünf wichtigsten Kontributoren, wie auch die Linux Foundation selbst. Mit unter anderem Cisco, Broadcom, NetApp und QLogic sind eine Reihe Hardwarehersteller aus den Bereichen Netzwerk und Storage dabei, Oracle und SWSoft seien beispielhaft für Software-Anbieter genannt.

Warum all diese Firmen die Linux-Entwicklung unterstützen, liegt auf der Hand: Sie wollen, das Linux möglichst konkurrenzfähig ist (Distributoren), auf der eigenen Hardware läuft oder den eigenen Anwendungen eine optimale Umgebung bietet. Und warum all diese (und viele weitere) Firmen, die im Markt durchaus miteinander konkurrieren, friedlich am Linux-Kernel zusammenarbeiten, darüber haben wir uns bereits in einem früheren Artikel Gedanken gemacht (Linux United) – das Stichwort lautet Coopetition.

Hier soll ein anderer Aspekt im Vordergrund stehen: Die Sicherheit, die die gemeinsame Entwicklung für die Anwender bedeutet. Die Zukunft von Linux hängt nicht von einem einzelnen Unternehmen ab. Auch wenn Red Hat pleite gehen, Novell eine Kehrtwende zurück zu Netware machen, IBM jegliche Unterstützung für Linux einstellen oder die Linux Foundation auseinanderbrechen würde: Es blieben reichlich Entwickler übrig, die sich entweder privat engagieren oder von anderen Unternehmen und Organisationen bezahlt werden.

Zudem sorgt die große Koalition der Kernel-Macher dafür, dass unterschiedlichste Interessen berücksichtigt werden. Zumindest auf Kernel-Ebene werden keine Features in Linux Einzug halten, die manche Anwendungen unmöglich machen oder die Kompatibilität mit bestimmter Hardware gezielt beschränken. Der offene Entwicklungsprozess erlaubt es jedem Software- und Hardwarehersteller, daran mitzuwirken, dass Linux seine Produkte unterstützt.

Diese Offenheit nach allen Seiten trägt sicher dazu bei, dass sich Linux in der IT-Branche so großer Beliebtheit erfreut – und garantiert den Linux-Anwendern, dass sie nicht den speziellen Interessen einzelner Firmen ausgeliefert sind. Linux ist, so gesehen, ein echter Industriestandard: ein Standard, auf den die gesamte IT-Industrie Einfluss nehmen kann. (odi) (odi)