Die Woche: MySQL und das Geld

Pläne, einige neue Features der Open-Source-Version vorzuenthalten, haben für Aufregung in der MySQL-Community gesorgt. Mittlerweile hat Sun-Chef Jonathan Schwartz die Dinge wieder zurechtgerückt.

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Als Marten Mickos, ehemaliger Chef von MySQL AB und seit der Übernahme des Datenbankherstellers durch Sun Senior Vice President der Datenbankgruppe bei Sun, vor vierzehn Tagen ankündigte, zukünftig einige "bessere" MySQL-Features nur noch in der kostenpflichtigen Enterprise-Version zu implementieren und nicht mehr als Open Source freizugeben, ging ein Aufschrei durch die MySQL-Community. Sun-Chef Jonathan Schwartz erteilte den Ideen von Mickos allerdings bereits eine Abfuhr: Sein Unternehmen habe keine Pläne, irgendwelche Weiterentwicklungen vor der Community zu verbergen. Alles werde ohne Ausnahme unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht.

Bislang setzte das Geschäftsmodell von MySQL darauf, ein- und dieselbe Datenbank auf drei verschiedenen Wegen anzubieten: Als Community-Version zum freien Download unter GPL – diese Variante ist millionenfach im Internet im Einsatz; als Enterprise-Version mit kostenpflichtigem Support – diese Option soll Geld in die Kasse bringen, wird aber bislang nur von etwa jedem tausendsten MySQL-Anwender genutzt; und als Embedded Database mit einer kommerziellen Lizenz, die den Einbau in proprietäre Produkte erlaubt – das sorgt bislang für den Großteil des Umsatzes.

Mit dem Einführen zusätzlicher Features möchte Mickos offenbar die Enterprise-Version attraktiver machen, ändert aber tatsächlich das Geschäftsmodell. Bislang verfolgte man (neben der Dual-Licensing-Strategie mit GPL- und kommerzieller Lizenz) das klassische Support-Modell, wie es auch mit Linux üblich ist: Das Produkt selbst ist kostenlos, bezahlt wird für Support und Zertifizierung. Die Unterscheidung zwischen einer freien Basisversion und einer besseren Variante mit mehr Features findet man eher bei neueren Open-Source-Unternehmen wie SugarCRM.

Nun muss ein Unternehmen, das Software entwickelt, damit auch Umsätze erzielen – die MySQL-Entwickler, die nahezu alle in der MySQL-Abteilung von Sun angestellt sind, wollen schließlich bezahlt werden. Das Support-Modell, wie es MySQL seit Jahren praktiziert, und das von Mickos angedachte Modell, einige Features zahlenden Kunden vorzubehalten, verfolgen allerdings sehr unterschiedliche Strategien.

Beide gehen davon aus, dass eine Software als Open Source leichter zum Anwender findet. Das Support-Modell spekuliert dabei darauf, dass bei einer viel eingesetzten Software irgendwann ganz von selbst Bedarf nach professionellem Support entsteht – so führte MySQL AB Anfang 2005 mit dem MySQL Network erweiterte Support-Optionen ein, als die freie Datenbank ein gewisses Maß an Popularität erreicht hatte. Die Strategie "freie Basisversion plus kostenpflichtige erweiterte Version" zielt eher darauf, die Einstiegsbarrieren für neue Anbieter im Softwaremarkt zu verringern: Nützliche Software findet als Open Source quasi von selbst zum Anwender, auch ohne hohen Marketingaufwand, den sich ein junges Unternehmen nicht leisten kann.

Im einen Fall will man also eine bestehende große Nutzerbasis zu Geld machen, indem man sie davon überzeugt, dass der kostenpflichtige professionelle Support einen sinnvollen Mehrwert bietet; im anderen Fall will man potenzielle Nutzer mit der Open-Source-Version von der Brauchbarkeit der eigenen Software überzeugen, um ihnen dann zusätzliche Funktionen zu verkaufen.

Schwartz hat ganz richtig erkannt, dass auf MySQL – eine der populärsten Open-Source-Anwendungen – die erste Strategie viel besser passt als die zweite. Von der Brauchbarkeit der freien Datenbank muss man niemanden mehr überzeugen; wohl aber davon, dass professioneller Support ihre Nützlichkeit steigert. Hier liegt die Herausforderung für die MySQL-Macher. (odi) (odi)