Kommentar: Mac mini M4 – von unten nach oben

Der Mac mini mit M4-Chip sorgt mit Preis und Tempo fĂĽr Furore. Dabei war das nicht immer so. Holger Zelder ist beeindruckt.

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Frontalansicht eines Mac mini M4, von einer Hand gehalten

(Bild: Apple, Montage: Mac & i)

Lesezeit: 3 Min.

Lange war der Mac mini ganz offensichtlich Apples ungeliebtes Kind: Die Grafik des Rechenzwergs war lahm, der RAM war knapp – der Platz auf der trägen Festplatte sowieso. "Der Mac mini ist im Prinzip ein iBook in Quaderform und man sollte deshalb auch keine Performance-Wunder erwarten", attestierte mein Kollege Johannes Schuster bereits 2005 dem ersten Modell im c’t-Test. Dahinter steckte Kalkül, denn Apple drückte so den Preis für das Basismodell auf unter 500 Euro, um ihn für Umsteiger attraktiver zu machen. Kein Wunder, dass der Konzern knauserte, wo es nur ging: Konsequenterweise sparte Apple jegliche Peripherie ein und bewarb den mini mit "BYOKDM – Bring your own Keyboard, Display and Mouse". Frei übersetzt: Leg für das Zubehör noch einige Scheinchen extra obendrauf.

An opinion by Holger Zelder

Holger Zelder has been writing for Mac & i since 2016. In addition to Apple hardware ranging from AirPods to the Watch, the media scholar focuses on topics such as 3D modeling, smart home, and security. The right to repair and its background are also among his areas of expertise.

Doch trotz oder gerade wegen seiner sparsamen Ausstattung fand der mini seine Fans. Für viele junge Kunden war er der Einstieg in die Apple-Welt. Die Rechenleistung späterer (Intel-)Modelle genügte zum Surfen, für Office und fürs Streaming völlig. Anspruchslos schuftete der mini in Schulen, Unis und Rechenzentren, als Dateiserver in kleinen Büros oder als Mediencenter am Fernseher.

Neben den immer beliebter werdenden Notebooks und den größeren, stets schnelleren Desktop-Macs spielte der mini für Apple eine Nebenrolle und dürfte nur für einen winzigen Teil der Mac-Verkäufe gesorgt haben. An speziellen Server-Varianten verlor der Konzern nach kurzer Zeit das Interesse. Branchenbeobachter schüttelten immer wieder den Kopf und beschworen gar ein Ende des minis, der zwischendurch vier Jahre ohne jegliche Produktpflege auskommen musste. Die letzte Intel-Version war im spacegrauen Unibody-Gehäuse zwar schick, aber mit satten 900 Euro Einstiegspreis zu teuer und immer noch langsamer als das restliche Portfolio.

Dass ausgerechnet der mini als einer der ersten Macs auf Apple Silicon wechselte, verwunderte die Fachwelt zwar, bescherte dem Rechner aber ein Revival: Durch den M-Chip war der mini schneller als viele Intel-Rechner und zog mit MacBook Pro und iMac gleich. 2023 spendierte Apple ihm mit dem M2 Pro erstmals einen Chip, der eigentlich Profigeräten vorbehalten war. Selbst Cloud-Betreiber wie AWS fanden Gefallen am flinken Zwergen-Mac und pferchten ihn nun scharenweise in Server-Racks, um macOS zu virtualisieren.

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Das jüngste Update sorgt erneut für Überraschungen: Mit dem neuen M4-Chip spielt der mini in der Oberliga mit, obendrein in einem frischen Design. Mit dem Einstiegsgerät für moderate 700 Euro gibts einen schnellen Rechner, der jahrelang gut arbeiten wird. Ob das teurere und schnellere Modell mit M4 Pro auch anspruchsvolle Kunden zufriedenstellt, hat wieder Kollege Schuster überprüft. Sein Urteil über die neuen M4-Macs lesen Sie in unserem Test des Mac mini M4.

Das Editorial erschien zuerst in Mac & i 6/2024 – jetzt frisch am Kiosk und versandkostenfrei im heise shop.

(hze)