Online-DNA-Tests: Datenhandel mit Folgen

Firmen mit Angeboten zur Ahnenforschung drängen auf den Massenmarkt. Doch den Datenschutz ihrer Kunden nehmen solche Dienstleister nicht wirklich ernst, wie ein Blick in die AGB zeigt.

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Online-DNA-Tests: Datenhandel mit Folgen
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Genomik und IT sind in Forschung und Medizin schon lange eng verknüpft. Darauf gründen viele Errungenschaften, von denen aktuell Gentherapien gegen tückische Erbkrankheiten und die Identifikation des Corona-Virus besonders im Fokus stehen.

Außerdem drängen Firmen mit Angeboten zur Genotypisierung auf den Massenmarkt und man freut sich, wenn man für knapp 60 Euro Informationen über unverhoffte Verwandte findet oder von kontinentweiten Wanderungen seiner Vorfahren erfährt. Zudem klingt es auch spannender, in den eigenen Genen zu lesen als in Namensregistern verstaubter Kirchenbücher.

Was Ihnen die Dienstleister aber nicht auf die Nase binden werden: Sie unterziehen Ihre Probe nur Schnelltests. Unsere Tester finden zudem, dass manche der Ergebnisse an die Pi-mal-Daumen-Regel erinnern (siehe Wie Ancestry und MyHeritage die DSGVO und andere Gesetze missachten
und DNA gibt persönliche Details preis). In den USA, wo die Datenbasis der Ahnenforschung größer ist, stimmen die Ergebnisse gut mit den Erwartungen überein und die Kunden sind zufrieden.

Dušan Živadinović

Ein Blick in die AGB lässt aber Zweifel aufkommen, ob sich die Anbieter um ihren Ruf scheren: Sie nehmen sich nach Gutsherrenart das Recht heraus, die eingesandten Proben beliebig lang aufzubewahren und nach Gutdünken erneut zu untersuchen. Die umfassende Genomsequenzierung ist dabei ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Solche Analyseergebnisse verkaufen die Dienstleister aber nicht Ihnen, sondern gut zahlenden Großkunden.

Auch zur enormen Tragweite der Entscheidung, DNA irgendwem zum Analysieren zu überlassen, findet man in den AGB kein Sterbenswörtchen. Dabei ist die DNA der persönlichste und umfassendste Marker, den man bisher kennt. Und sie ist extrem gut haltbar: Die Polizei in Kalifornien ermittelte den Golden State Killer anhand 30 Jahre lang aufbewahrter DNA-Proben.Gut, dass man Mördern auf diese Weise auf die Spur kommen kann. Aber stellen Sie sich nur mal vor, Ihre Krankenversicherung bekommt Wind davon, dass in Ihren Ergebnissen auch Hinweise auf Erbkrankheiten stecken.


Dieser Artikel stammt aus c't 5/2020. (dz)