4W

Was war wirklich wahr. (Des vierten Sommerrätsels Auflösung)

Im vierten und letzten Teil des diesjährigen Sommerrätsels hatten die meisten Bilder keine Chance, unerkannt zu bleiben, erst recht in der Abteilung Software, resümiert Hal Faber.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hal Faber

Mit Fragen aus der Welt der Software verabschiedet sich das kleine Sommerrätsel aus der wirren Wochenschau. Schluss ist Schluss, wie ganz am Ende von Ultima I, wenn es heißt "put card in slot".

Was war wirklich wahr.

Doch Traurigkeit gehört sich nicht, denn immer wieder kommen Rätsel auf, um mit Udo Jürgens zu schunkeln. Nehmen wir nur die Fusion des Springer-Verlages mit der ProSieben-Sat.1 AG und das Rätsel, wie Springers Grundsätze gesendet werden, wenn Deutschland den crossmedialen Einheitsbrei bekommt, den Berlusconis Italiener kennen.

Mit dem Rätsel kam erstmals etwas Crossmedia im WWWW auf: Bildausschnitte gab's, weil ein Rätsel gegen Google und die Wikipedia eine Chance haben muss. Töne waren nicht dabei, obwohl es genügend klangvolle Sachen gibt, wie die Lesung des ersten Kapitels von Gates' Magnum Opus auf der "Official Road Ahead CD ROM", von Ballmers Tönen ganz zu schweigen.

Doch die meisten Bilder hatten keine Chance, unerkannt zu bleiben, erst recht in der Abteilung Software. Ausnahmslos alle Bilderrätsel wurden von den Lesern richtig erraten, selbst hingewuselte Skizzen bildeten kein großes Hindernis. Nur die einzige Textfrage blieb diesmal ungelöst: "Welche Softwarefirma verschmolz für eine Schulaktion ihr Logo mit dem einer Partei?" Ein Bild hätte die Sache schnell enträtselt, denn die Hamburger Firma StarDivision setzte ihren Schmetterling in den grünen Baum mit flankierenden Steinsäulen, das Logo von Bündnis 90 / Die Grünen im Hessischen Landtag. Das Ganze passierte im Juli 1996 bei der Aktion "Software für Schulen", als alle Schulen und Volkshochschulen kostenlos mit den Programmen von StarDivision ausgestattet wurden. An Open Office dachte damals niemand und Linux war Randthema der Informatik-Lehrer in den Schulen.

Zing, die Explosion am Ground Zero, stammte aus dem Comic Barfuß durch Hiroshima, der am Wochenende vielerorts erwähnt wurde. Das älteste Software-Programm, notiert in einer viel jüngeren Programmiersprache namens COBOL, entstammt der Ars Magna von Raimundus Lullus, die Anregung dazu aus einem Buch mit dem schönen Titel "Allwissen und Absturz. Der Ursprung des Computers".

Die Programm-Skizze von Framework malte Bob Carr, damals Chef-Programmierer bei Ashton Tate in sein Notizbuch. Die Programmidee hatte er nicht beim vorigen Arbeitgeber Xerox PARC, sondern nach einem Tag an einer Apple Lisa. Anscheinend findet sich das von Microsoft gelöschte Werbe-Video für Office XP mit dem heißen, aber passwortgeschützten Sex im Office auf vielen Webseiten, so dass auch diese Frage keine harte Nuss darstellte.

Vom Starten bis zum Absturz braucht es mitunter nicht sehr lange, nicht nur bei den Computern. Ein Bild aus Compton's Encyclopedia sollte an den Schrecken erinnern, der 1995 die Branche erfasste, als Compton ein sehr weit reichendes Patent veröffentlichte. Wer Bilder, Text und Töne vermischt im Crossmedia-Dress anbot, sollte an Compton Lizenzgebühren zahlen. Das Patent, das CD-ROMs wie Webseiten gleichermaßen betraf, wurde überraschend schnell für null und nichtig erlärt. Von den großen Compton-Plänen blieb am Ende nur ein kleiner Streit um den Namen Explorer übrig, und auch der ist längst Geschichte. Auch der MitzvaMan war schnell gefunden, während der in der Frage angesprochene Skandal Probleme machte. Dafür dauert er noch an: Hagalil wird gerade im Wahlkampf viel gelobt, doch die Fördergelder sind gestrichen worden. Wer sagt hier eigentlich nein?

Die allerletzte Frage galt dem guten Parry, der am neuropsychiatrischen Institut der Universität Kalifornien als KI-Programm entwickelt wurde, um paranoide Denkstrukturen besser verstehen zu können. Parry weist in diesem WWWW auf die Zukunft hin, auf den nächsten Sommer und (vielleicht, so die Heisen-Mächte es zulassen) auf das nächste Sommerrätsel anno 2006: Im Sommer 1956 fand die Darthmouth-Konferenz statt, mit der die Erforschung der Künstlichen Intelligenz im großen Stil gestartet wurde. Mit kleineren Ergebnissen. (Hal Faber) / (anw)