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Was wirklich war in lauschiger Sommernacht – die erste Rätselauflösung

Hah, ist das einfach, dürfte wohl kaum jemand bei der Lektüre des ersten Sommerrätsels für dieses Jahr gerufen haben – schließlich wurden gleich mehrere Fragen nicht richtig beantwortet. Knoten im Gehirn? Hier sind die Lösungen.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hal Faber

Der Sommer ist heiß, die Sommerlöcher sind groß und natürlich sind die Krokodile ausgebrochen und tummeln sich in Presseteichen. Die WWWW-Leser hatten hoffentlich besseres zu tun mit Sommerrätseln rund um die aussterbende Floppy-Disk.

Die Elritze, ein Fressfisch für die Großen, wird im englischen Sprachraum Minnow genannt. Frage 1 bezog sich auf den Minnow Drive, jenes von IBM konstruierte erste Floppy-Laufwerk der Geschichte. Die Idee war, bei der Boot-Prozedur der Großrechner die Möglichkeit zu haben, zusätzlichen Mikrocode einzubauen, der von IBM schnell modifiziert werden konnte. Das Vorbild der IBM-Techniker war ein Telefunken-Diktiergerät, das in den USA von RCA vertrieben wurde. Es benutzte als Speichermedium Magnetscheiben, die frei rotierten und von einem selbstzentrierenden Aluminiumring gehalten wurden. Aus den 80 KB des Minnow Drive entwickelte ein IBM-Team um Alan Shugart die Floppy-Disk mit der Technik, die bis zum Aufkommen von beschreibbaren CDs und USB-Sticks die Lochkarte als Billig-Speicher ersetzte. Die Lösung der Frage 1 wurde nicht erraten.

Auch der String-Tanga führte die Leser nicht wirklich zum Ziel, denn Frage 2 konnte nur mit der Stringy-Floppy von Exatron gelöst werden, dem ersten Versuch, die Floppy durch einen kleinen Microdrive ähnlich der heutigen USB-Sticks zu ersetzen. Vielleicht waren die Leser stringtechnisch zu sehr abgelenkt, denn auch Frage 3 fand keine Beachtung. Die Ergänzung zu Hard Sectored und Soft Sectored wurde gesucht. Das erste Laufwerk, das Minnow Drive, war Hard Sectored: Die Floppy hatte für jeden der 8 Sektoren ein Loch am äußeren Rand der Scheibe, an dem sich der Controller orientierte. Die dann folgenden 8''- und 5 1/4''-Floppies hatten nur noch ein einziges Loch, mit dem der Spuranfang codiert war. Die Techniker sprachen von Hard Tracked und Soft Sectored, weil nur der Spuranfang interessierte und die Sektoren über Header erkannt wurden. Später wurde auch das nicht mehr benötigt und die Disketten waren Soft Tracked.

Die Fragen 4, 7 und 8 beschäftigten sich mit dem Auftauchen der Floppy in Film und Fernsehen und wurden allesamt gelöst. Frage 4 bezog sich auf die 8''-Floppy im Film War Games, der ursprünglich eine völlig unkriegerische Handlung hatte. Eigentlich ging es, inspiriert von Stephen Hawking, um ein sterbendes Genie, dessen Wissen von einem Nerd übernommen wird, der unfähig ist, sich mitzuteilen. Frage 7 präsentierte einen anderen Nerd aus dem Film Sixteen Candles, der eigentlich die Hauptdarstellerin verführen sollte. Da es ihm nur um den versprochenen Lohn von zehn teuren 3,5''-Disketten ging, fragte er direkt um den "Beweis" in Slipform. Eine galante Handlung, die noch dadurch gekrönt wird, dass der Nerd am Ende die Sexbombe bekommt, die sich in ihn verguckt hat. Frage 8 fragte nach Floppies im deutschen Tatort. In Tödlicher Treff aus dem Jahre 1988 spielten sie eine zentrale Rolle, zusammen mit einem Computer, der ein 5 1/4''- und ein 3,5''-Laufwerk besaß.

Dann war da noch die Frage 6, die sich mit dem Anti-Pirateriestück der Software Publishers Association beschäftigte. Don't copy that Floppy spielt in einer US-amerikanischen Schule. Der jugendliche Geek nutzt einen Apple Macintosh LC mit Festplatte und einem Floppy-Laufwerk, um eine unrechtmäßige Kopie des bei AOL gehosteten Spiels Neverwinter Nights anzufertigen. Die von Apple für US-Schulen gefertigten LC hatten zwei Laufwerke und keine Festplatten.

Frage 9 wollte wissen, wie Überwacher mit einer Floppy überwacht werden können. Vielleicht war dies zu schwammig formuliert, denn Sonys Reihe von "Magnetic Video Cameras", kurz Mavica genannt, wurde nicht gefunden. Ganz anders ging es mit einer Leserfrage (Frage 10), auf die ein anderer Leser im Archiv der Computerwoche die Antwort fand.

Bleibt zum Schluss noch Frage 5 übrig, die schnell gelöst wurde. Das zeigt, wie weit verbreitet XenoCopy von Fred Cisin einmal war. Kritisiert wurde, dass hier nach einer Software und nicht nach einer Hardware gesucht wurde. Womit wir eigentlich schon beim nächsten Teil des Sommerrätsels sind, in dem es um Software gehen soll. Schöne und knifflige Fragen können an hal@heise.de geschickt werden. Bis dahin sei Fred Cisin zitiert, dessen XenoCopy mit F1 eine kontext-unabhängige Hilfe bot, mit dem immer gleichen Satz, den Händlern nicht zu trauen:

"If the test works for CP/M-86, but won't work for the others, it means the system is NOT compatible enough for alle the formats. It might be compatible enough to run LOTUS and flight simulator, but we are doing things those programs don't. (They can't read alien disks). If they told you the machine is 100 % compatible with IBM, DON'T enter into any real estate deals with them. The only 100 % compatibility is called "Copyright Infringement". However, most "compatible" machines will do fine with XenoCopy PC, and the incompatible ones are usually still reliable for the formats that they DO work with." (pmz)