Facebook-Gruppe La Ligue du LOL: Frauenhasser verabredeten sich zum Cybermobbing

Mitglieder der Facebook-Gruppe La Ligue du LOL gingen jahrelang gezielt im Netz gegen Frauen vor. Dabei nutzen sie die Gruppe, um ihre Angriffe zu koordinieren.

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Facebook-Gruppe La Ligue du LOL: Frauenhasser verabredeten sich zum Cybermobbing
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Eine Gruppe von mehr als 35 französischen Männern, darunter namhafte Journalisten, PR-Berater und Werbetreibende, haben sich in der Facebook-Gruppe La Ligue du LOL organisiert und sind über mehrere Jahre hinweg gezielt Frauen in sozialen Netzwerken, hauptsächlich per Twitter, verbal angegangen, um sie zu mobben. Das berichtet die französische Zeitung La Libération.

Mehrere Frauen schilderten in dem Bericht, wie sie von den hauptsächlich wohl Pariser Männern attackiert und sexuell belästigt wurden. Neben Beleidigungen erhielten die Frauen, meist feministische Autorinnen, Journalistinnen und YouTuberinnen, pornographische Fotomontagen und bewegte GIFs, in die ihre Köpfe montiert waren.

Viele der Frauen seien ständigen Attacken ausgesetzt gewesen und fürchteten bei jedem Post in sozialen Medien, für ihre Meinungsäußerungen angegangen zu werden. Für einige war der psychische Druck so hoch, dass sie die sozialen Medien verließen und sich entschieden hätten, für bestimmte Medien nicht mehr zu schreiben, wie die betroffene französische Journalistin Lucile Bellan ihre persönliche Situation in einem Artikel bei Slate beschreibt.

Die Beauty-Bloggerin Capucine Piot war nach ihren Schilderungen bereits als angehende Journalistin gezielten Anfeindungen der Ligue du LOL ausgesetzt, nachdem die Gruppe die junge Frau als Ziel ausgemacht hatte. Demnach machten sich Mitglieder der Gruppe über sie lustig, über Jahre hinweg abfällige Bemerkungen über Piots Äußeres und stellten Sammlungen ihrer Tweets zusammen, um ihre Aussagen immer wieder hervorzuholen. Offensichtlich verfolgte die Gruppe dabei das Ziel, die Arbeit Piots zu untergraben. Nach eigenem Bekunden bat Piot die Mitglieder der Ligue du LOL darum aufzuhören. Sie erklärten jedoch, dass es witzig sei. Piot, die aufgrund der ständigen Angriffe von Selbsthass und selbstzerstörerischen Gedanken getrieben war, benötigte mehrere Jahre, um sich zu erholen.

Die Facebook-Gruppe La Ligue du LOL wurde bereits 2009 vom Pariser Journalisten Vincent Glad ins Leben gerufen. Die Gruppe habe er zunächst gegründet, um Spaß zu haben, aber niemanden zu belästigen, schrieb Glad am Sonntag in einer Stellungnahme auf Twitter und entschuldigte sich. "Ich habe nicht gesehen, dass wir mit unseren Witzen die ersten feministischen Worte zum Schweigen gebracht hatten, als sie 2011 und 2012 in den Netzwerken auftauchten." Er habe ein "Monster" erschaffen und mit der Zeit die Kontrolle verloren. "Trolle" hätten dann die Oberhand gewonnen. Die Auswirkungen und Folgen des Cybermobbings seien ihm erst jetzt bewusst geworden. Warum Glad die Facebook-Gruppe dann nicht bereits frühzeitig geschlossen hat, ließ er allerdings offen. Mittlerweile ist die Facebook-Gruppe nicht mehr auffindbar.

Anscheinend kommen Glads Einsicht und öffentlichen Eingeständnisse nicht ganz freiwillig, denn einige Medien haben mittlerweile die Zusammenarbeit mit Glad und weiteren identifizierten Mitglieder der Ligue du LOL beendet. Derzeit kursiert bei Twitter eine vermutlich unvollständige Liste mit etwa 35 Männern, die der Gruppe angehört haben sollen. Teilweise sind darauf auch deren Arbeitgeber verzeichnet.

Glad selbst war bei einer linksliberalen Zeitung beschäftigt, die sich von ihm und einem weiteren Kollegen nach Bekanntwerden der Vorwürfe getrennt hat. Auch Glads Kollege war Mitglied der Ligue du LOL und entschuldigte sich über Twitter: "Bei den Personen, die sich seit elf Jahren von einer oder mehreren meiner Statements hier oder anderswo angesprochen gefühlt haben, sage ich, dass es mir leidtut. Es war dumm und wird nicht wieder passieren.“

Zu halbherzig finden viele Unterstützer der gemobbten Frauen und die Opfer selbst diese Entschuldigungen. Sie glauben den Beteuerungen von Glad und anderen Mitgliedern von Ligue du LOL nicht und sehen die öffentlichen Entschuldigungen nur als Versuch an, wieder einen Job zu bekommen und ihre Karriere fortzusetzen. Einige Twitter-Nutzer sind die Konsequenzen zu gering und fordern harte Strafen für das jahrelange Cybermobbing der Männer.

Die Gründe für das gezielte Mobbing von Frauen durch Mitglieder der Ligue du LOL bleibt bisher weitgehend im Dunkeln. Es gibt aber Parallelen zu ähnlichen Entwicklungen wie beispielsweise der Incel-Bewegung, die vor etwa zehn Jahren aufgekommen ist. Incel steht für "involuntary celibate", unfreiwillig enthaltsam. Anhänger dieser Bewegung sind sexuell frustrierte Männer, die ihren Frauenhass im Netz freien Lauf lassen und auch vor physischer Gewalt nicht zurückschrecken, wie zuletzt ein Bericht der Süddeutschen Zeitung zeigte.

Incels werfen Frauen, die sie "Stacys" nennen, vor, ihren Körper als Machtinstrument einzusetzen, indem sie ihn den Incels vorenthalten. Incels organisieren und tauschen sich unter anderem in Internet-Foren aus. (olb)